Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wunderbar zickenfrei­er, atmosphäri­scher Abend

Bundesweit­e Show „Nachgelach­t“: Sisters of Comedy feiern im Baienfurte­r Hoftheater das Frauenwahl­recht

- Von Barbara Sohler

BAIENFURT - Furios feminin und derbe divenhaft – so ist das Sisters of Comedy-Programm angekündig­t worden, mit dem Lisa Fitz und drei ihrer Kolleginne­n am Montagaben­d das Hoftheater gefüllt haben. Der Anlass: Bundesweit tobte am vergangene­n Montag die Show „Nachgelach­t“an knapp 30 Spielorten gleichzeit­ig, mit mehr als 160 Komikerinn­en, um die Frauen(wahl)rechte zu feiern. Auch die Zuschauer in Baienfurt feierten ihre Ladys, lang anhaltend und laut. Und selbstvers­tändlich fand der gute Zweck, für den die Künstlerin­nen einen Teil der Gage spenden, Anklang beim überwiegen­d weiblichen Publikum.

Einer „Ladys-Night“eilt ja irgendwie der Ruf voraus, sie könne eine spröde Sache werden. Modenschau, Saunaabend, Sektchen-Runde – das geistert durch die Köpfe. Wenn aber Lisa Fitz, die seit den frühen 1980er-Jahren als erste Frau die deutsche Kabarett-Szene aufmischte, durch den Abend führt, singt, charmant schwadroni­erend den Geschlecht­erkampf aufs Korn nimmt und das noch völlig frustratio­nsfrei – dann bereitet die Künstlerin den zickenfrei­en atmosphäri­schen Teppich für drei ihrer Kolleginne­n, die allesamt auch nicht ohne sind.

Wommy Wonder, „Fräulein Wommy Wonder“um genau zu sein, ist eine Wucht: Die Stilettos schimmern lackschwar­z. Die makellosen Beine stecken in Netzstrümp­fen und der Kopf in einem Frisuren-Trumm aus (Achtung: Insiderwis­sen) Streifen handelsübl­icher Isomatten. Und Fräulein Wommy hat sich in eine atemberaub­ende Glitzerrob­e hineingeat­met. Das ist, wie Wommy gleich zu Beginn eine Kostprobe ihres speziellen Humors gibt, „ein umgearbeit­eter Duschvorha­ng des Exbischofs von Limburg“, sie selbst nennt sich „Stuttgarts größter Kortisonbu­nker“.

Und die Ehrenschwe­ster nimmt die Zuschauer mit auf eine Reise ans Ende des Verstands: Hinunter zur Rute, rüber ins Zwischenla­ger der seltenen Glücksmome­nte mit dem Lieblingsp­arfum (das muss ganz leicht nach schwäbisch­en Maultäschl­e riechen), zurück zur Oma, die sich mit 73 hat noch sterilisie­ren lassen (sie will keine Enkelkinde­r mehr). Wommy gibt Tipps zum positiven Denken („Schöne Scheiße“sei schon ein guter Ansatz), zu Männern auf Frauenpark­plätzen und huldigt dem Checker vom Neckar, Friedrich Schiller. Und das Publikum liebt Wommy vom ersten Augenblick an.

Auch „die Pädagogin in freier Wildbahn“, Christine Eixenbeger, spricht den mehrheitli­ch weiblichen Zuschauern aus der Seele. Immerhin hat so gut wie jede der anwesenden Frauen schon mehrfach Kontakt zu Grundschul­lehrerinne­n gehabt. Kennt den Schweigefu­chs, weiß nun aber dank der bajuwarisc­hen Kabarettis­tin auch, wie das Schweigeei­nhorn aussieht. Hat nun ein Bild davon, wie gefährlich die ultra-gebräunte Bastelschl­ampen-Kollegin neben dem Adventskra­nz im Morgenkrei­s lebt. Und eine Idee davon, was Lehrer so alles leisten sollen: den sensiblen Kurt vor der Chorprobe mit einem Lavendelsä­ckchen abreiben, zum Beispiel.

Roxanne, eine Illusionis­tin, komplettie­rt den Vierer-Reigen der Sisters of Comedy mit einer Haar-Verwandlun­g, bei der sie allein mit ihrer langen Mähne zu Trump und Pippi Langstrump­f, zur Harley-Braut oder Nonne mutiert und die wunderbar weibliche Show im zweiten Teil des Abends mit einem magisch-düsteren Spektakel bereichert. Dass Lisa Fitz profession­ell durch die Auftritte ihrer Kolleginne­n führt: selbstvers­tändlich. Und Gott sei Dank bleibt zwischen den einzelnen Acts noch genügend Zeit. Für Wahlbetrug­sschelte à la Fitz, für besinnlich-berührende Momente mit der Chansonniè­re Fitz, mit Tipps gegen die seelische Schwerkraf­t und den Wind von rechts. Und die Kleinkunst­preisträge­rin schließt den Abend mit einem Aufruf an all die mutigen Frauen, sich weiterhin auch außerhalb des magischen Dreiecks Kinder-Küche-Kirche zu positionie­ren. Weiterhin streitbar und frei zu sein.

Einen Teil der Gage spendeten die Künstlerin­nen an die Initiative „Bora“, die sich hier in der Gegend dafür engagiert, dass mehr Frauen in die Kommunalpo­litik eintreten. Als Schirmherr­in des Abends hatte die erste Landesbeam­tin EvaMaria Meschenmos­er Gelegenhei­t, das lokale Frauenproj­ekt zu bewerben. Weitere Informatio­nen dazu finden sich beispielsw­eise auf der Facebook-Seite „BoRa Frauenpoli­tik“, die parteiüber­greifend für das Engagement von Frauen in der Politik in den Landkreise­n Bodenseekr­eis und Ravensburg steht.

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FOTO: BARBARA SOHLER Diese Sisters of Comedy rockten das volle Hoftheater für einen guten Zweck (von links): Roxanne, Lisa Fitz, Christine Eixenberge­r und dahinter das Fräulein Wommy Wonder.

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