Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Nur zwei Interessenten für Veitsburg
Für das Veitsburg-Restaurant ist die Zahl der Interessenten gering.
RAVENSBURG - Lediglich zwei Gastwirte interessieren sich ernsthaft für das Ravensburger Veitsburg-Restaurant. Stadtrat Rolf Engler (CDU) fordert daher eine erneute Ausschreibung des Pachtvertrags. Das Jugendherbergswerk, dessen Dependance direkt neben dem Restaurant liegt, besteht hingegen darauf, dass die Gastronomie „nicht einseitig bevorzugt“wird.
Die Lage ist schwierig auf dem Ravensburger Hausberg. Ein lustlos wirkender Gastwirt gibt das Restaurant im Bagnatoschlösschen zum Jahresende auf, und trotz der attraktiven Höhenlage ist die Zahl interessierter Nachfolger gering. Die benachbarte Jugendherberge befürchtet anhaltende Lärmbelästigungen durch die Gastronomie, und die Stadt Ravensburg will auch einem neuen Wirt seine Öffnungszeiten vorschreiben.
Ursprünglich hatten sich fünf Gastronomen für die Pacht des Veitsburg-Restaurants interessiert, berichtet Stadt-Sprecher Alfred Oswald auf SZ-Nachfrage, letztlich hätten aber nur zwei sich offiziell beworben. Auf die Werbeanzeige in der „Schwäbischen Zeitung“habe sich kein weiterer Interessent gemeldet.
Engler ärgert die Annoncengröße
Über die Anzeige im Lokalteil der „Schwäbischen“kann Stadtrat Rolf Engler nur den Kopf schütteln. Die Annonce sei „viel zu klein“gewesen, so der Kommunalpolitiker, trotz mehrfachen Durchblätterns der Ausgabe vom 13. Oktober habe er sie nicht entdeckt. Eine Bewerbung der Gaststätte in der gastronomischen Fachpresse sei nicht erfolgt. Seit Frühjahr sei bekannt gewesen, dass der derzeitige Pächter aufhört, anschließend habe die Stadt ein halbes Jahr nichts getan, bis es zur Ausschreibung kam. Englers Fazit: „Das ist nicht professionell“. Der CDUMann fordert daher eine neue Ausschreibung über das Pachtverhältnis.
Die Veitsburg wird zum Jahresende schließen. Die Stadtverwaltung wünscht sich eine Wiedereröffnung des Restaurants unter einem neuen Pächter bis spätestens Mai. Dem neuen Pächter schreibt sie mindestens fünf Öffnungstage pro Woche vor. Zugelassen werden zudem maximal vier Wochen Betriebsferien im ersten Quartal des Jahres. Tagsüber sollen neben Getränken zumindest Snacks angeboten werden, ein Mittagstisch wird nicht verlangt.
Brief mit Kritik an der Stadt
Kurzfristig hatte sich auch der baden-württembergische Landesverband des Deutschen Jugendherbergswerks interessiert, das benachbarte Restaurant zu übernehmen. Allerdings hat sich der Vorstand umentschieden – aufgrund der „inhaltlichen Anforderungen“, der „wirtschaftlichen Ziele“und der „zu tätigenden Investitionen“, wie er in einem Brief an den Ravensburger Oberbürgermeister schreibt.
In dem Schreiben spart das Jugendherbergswerk nicht mit Kritik an der Stadt. „Von Anfang an ist aus unserer Sicht die Konzeption für die Veitsburg nicht in konsequenter Weise durchdacht worden“, heißt es in dem Brief. Die Hochzeiten im Bagnatoschlösschen führten zu „erheblichen Lärmauswirkungen für die Jugendherberge“, die Parkplatzsituation sei chaotisch, der Innenhof der Burg werde als Lagerplatz missbraucht und mache „einen leicht verwahrlosten Eindruck“, schreibt Jugendherbergs-Geschäftsführer Karl Rosner. Das angedachte Alkoholverbot im Innenhof sei „nie konsequent geahndet“worden. Und: „Auch für den wunderschönen, bewirtschafteten Außenbereich wurde nie ein Konzept entwickelt.“Außer den Hochzeiten passiere dort „gar nichts“.
Rosner legt Wert auf die Feststellung, dass das Jugendherbergswerk „grundsätzlich keineswegs gegen eine Gastronomie auf der Burg“sei: „Es muss aber von vornherein geklärt sein, dass beim Nebeneinander mit der Gastronomie diese nicht einseitig bevorzugt werden darf und die Stadt Ravensburg die Kontrolle der Vereinbarungen wahrzunehmen hat.“