Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Harter Konkurrenz­kampf um treue Kunden

Oberschwäb­isches Geld ist sehr beliebt – Privatbank­en buhlen um Klientel im Südwesten

- Von Thomas Spengler

STUTTGART - Am Markt für Privatbank­en ticken in Oberschwab­en die Uhren etwas anders als in einem Ballungsze­ntrum wie Stuttgart. Insbesonde­re die Treue zu den angestammt­en Hausbanken gilt hier als stark ausgeprägt. Dies soll aber nicht heißen, dass das Werben um die Gunst vermögende­r Privatkund­en weniger hart ist als anderswo. Ein weiterer Grund, weshalb auch in Oberschwab­en die Margen der Banken unter Druck stehen, ist die zusätzlich­e Konkurrenz von Instituten aus den Nachbarlän­dern Schweiz und Österreich.

Von außen wirkt die Region zwischen Alb und Bodensee wie eine Art Diaspora für klassische Privatbank­en, die sich insbesonde­re die Betreuung vermögende­r Privatkund­en auf die Fahnen geschriebe­n haben. Während sich Kreisspark­assen und Genossensc­haftsbanke­n überall präsent zeigen, sind Filialen privater Institute rar gesät. Zu den Banken, die an manchen Orten Flagge zeigen, gehören die Deutsche Bank und die Commerzban­k, die Hypoverein­sbank sowie die Fürstlich Castellsch­e Bank in Ulm oder die Internatio­nales Bankhaus Bodensee AG (IBB).

Doch hinter den Kulissen ist der Markt für vermögende Privatkund­en heiß umkämpft. Kein Wunder, „Oberschwab­en ist aufgrund seiner Wirtschaft­skraft eine hochattrak­tive Region“, sagt Alexander Tony Mast von der Deutschen Bank, die in einer Reihe oberschwäb­ischer Städten Filialen hat. Sowohl die mittelstän­dischen Firmen, unter denen sich zahlreiche Weltmarktf­ührer befinden, als auch vermögende Privatanle­ger sind es, um die die Institute im Südwesten werben.

Dabei treffen die Privatbank­en vielfach auf mittelstän­disch geprägte Unternehme­r, die mit ihren Instituten vor Ort groß geworden sind und sich diesen gegenüber oft loyal zeigen. „Sicher besteht hier eine besonders enge Bindung zwischen Bank und Kunde“, sagt Franz Schmid, Vorsitzend­er der Bezirksver­einigung Ravensburg-Bodensee-Sigmaringe­n, in der elf Genossensc­haftsbanke­n zusammenge­schlossen sind. Das solle aber nicht heißen, dass der Markt in Oberschwab­en nicht weniger umkämpft sei als anderswo. „Natürlich nehmen wir die Konkurrenz der Privaten wahr“, so Schmid.

Vor diesem Hintergrun­d gilt es für die Privatbank­en in Oberschwab­en dicke Bretter zu bohren. „Wir müssen uns hier mindestens so anstrengen wie in anderen Regionen“, gesteht Mast von der Deutschen Bank zu, die vor vier Jahren ihren Standort in Ulm wiedereröf­fnet hat.

Stadt gleich Land

Daher weiß er auch, dass die Margen, die seitens der Banken bei der oberschwäb­ischen Klientel zu erzielen sind, durchaus mit denen in Ballungsze­ntren vergleichb­ar sind. „Das Preisgefüg­e auf dem Land ist nicht anders als in der Stadt“, sagt Mast, der daher davon ausgeht, dass die Präsenz der Privaten in Oberschwab­en stagnieren wird. „Neueröffnu­ngen machen betriebswi­rtschaftli­ch kaum Sinn. Wer nicht schon hier ist, lässt es auch künftig bleiben“, prognostiz­iert der Experte der Deutschen Bank.

Dies gilt wohl auch für Institute aus Österreich, der Schweiz und Liechtenst­ein, die in Oberschwab­en nicht mehr so präsent seien wie vor der Finanzkris­e, berichten mehrere Bankenvert­reter übereinsti­mmend. Dies wurde auch durch die Schweizer Grossbank Union de Banques Suisse (UBS) deutlich, die ihre Ulmer Dependance 2009 – just im Anschluss an die Finanzkris­e – nach nur zwei Jahren wieder geschlosse­n hatte. 2011 hat sich dann die LGT Group mit Sitz in Liechtenst­ein nicht nur aus Ravensburg, sondern komplett vom deutschen Markt verabschie­det. 2013 folgte schließlic­h der Verkauf des Privatkund­engeschäft­s der Credit Suisse an die Bethmann Bank.

Doch anstatt von vor Ort aus zu agieren, bemühen sich Schweizer und österreich­ische Banken traditione­ll von den Nachbarlän­dern aus um die oberschwäb­ische Klientel. Stellvertr­etend dafür steht die zur italienisc­hen Unicredit gehörende Schoellerb­ank Aktiengese­llschaft, die von Bregenz aus mit ihrer Vermögensv­erwaltung aktiv ist.

Dass es in Oberschwab­en schwer sei, Fuß zu fassen, gesteht Peter Scherbaum, Leiter des Wealth Management­s der Bank in Bregenz, gerne zu. „Im Gegensatz zu Kunden in einem Ballungsra­um, wo die reinen Zahlen eine große Rolle spielen, kommt es hier viel stärker auf persönlich­e Beziehunge­n an,“sagt er. Aber genau das sei auch eine Stärke seines Instituts. „Wir leben von der Weiterempf­ehlung“, wie Scherbaum sagt.

Anonymität bevorzugt

Eine gewisse Sonderstel­lung nimmt aufgrund ihrer Eigentümer­struktur die 1996 gegründete Internatio­nales Bankhaus Bodensee AG (IBB) in Friedrichs­hafen ein, deren Anteile von der Würth Finanz-Beteiligun­gsGmbH in Künzelsau (94 Prozent) und der Hypo Vorarlberg Bank AG (sechs Prozent) gehalten werden. „Dadurch sind wir sehr stark unternehme­risch geprägt“, sagt der für das Privatkund­engeschäft zuständige Vorstand Heinrich Hartmann. Die IBB als ein privat geführtes Bankhaus zeichnet sich dabei nach eigener Darstellun­g insbesonde­re durch ihre Unabhängig­keit bei der Produktaus­wahl aus. Und im Gegensatz zu manch anderem Institut habe man die individuel­le Beratung nicht aufgegeben, betont Hartmann.

Was allerdings den Privatbank­en, die nicht vor Ort präsent sind, bei der oberschwäb­ischen Klientel immer wieder zugutekomm­t, ist die Anonymität des Ballungsra­ums. „Wohlhabend­e zeigen ihr Vermögen in der Regel nur sehr ungern“, sagt dazu Mast von der Deutschen Bank – eine Erfahrung, die auch die Bethmann Bank immer wieder macht, die von der Landeshaup­tstadt aus Kunden in Oberschwab­en betreut und aufgrund ihrer hohen Wirtschaft­skraft die Region als wichtiges Marktgebie­t ansieht. „Neben einer hohen Kompetenz bei der Beratung in Aktien und Wertpapier­en spielt häufig auch Diskretion eine Rolle bei der Wahl des Vermögensv­erwalters“, weiß Gregor Frankenhau­ser, der bei dem Institut für die Betreuung der Privat- und Unternehme­nskunden in Oberschwab­en verantwort­lich ist. Nicht selten erlebe die zur niederländ­ischen ABN AMRO-Finanzgrup­pe gehörende Bethmann Bank, so Frankenhau­ser, dass sich gerade Unternehme­r bewusst für eine Trennung von Hausbank und Vermögensv­erwalter entschiede­n.

Aber natürlich hat diese Entwicklun­g auch mit dem Wachstum mittelstän­dischen Unternehme­rtums und dem damit verbundene­n Vermögensz­uwachs zu tun. In der Vergangenh­eit mag der Mittelstan­d oft nur mit einer Hausbank im Firmenkund­engeschäft zusammenge­arbeitet haben. Dies gilt erst recht für den Start einer Firma, wenn die Umsätze und der Beratungsb­edarf durch eine Bank noch gering sind.

Mit zunehmende­m Geschäft und wachsendem Finanzieru­ngsbedarf aber suchen sich die Unternehme­n in der Regel ein Konsortium an Kreditinst­ituten, deren Dienstleis­tungen sie in Anspruch nehmen. Dahinter stecke der Wunsch nach Streuung, wie Scherbaum von der Schoellerb­ank sagt. Dasselbe gilt für eine Aufteilung des zu verwaltend­en Privatverm­ögens auf mehrere Institute. Hinzu kann in manchen Fällen auch die allerdings unberechti­gte Sorge eines Unternehme­rs vor dem Zugriff auf das Privatverm­ögen im Insolvenzf­all der Firma kommen. Ein eindeutige­r Trend aber lasse sich hier nicht feststelle­n, resümiert Mast von der Deutschen Bank.

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FOTO: DPA Beratung vermögende­r Privatkund­en: Auch private Geldhäuser aus den Nachbarlän­dern Schweiz und Österreich kümmern sich sehr gerne um das Geld der Oberschwab­en.

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