Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kultur leben

- Von Michael Borrasch borrasch@gmx.de

Liedermach­er, Singer/ Songwriter, Cantautore oder Chansonnie­r – Fachbegrif­fe für diejenigen Musiker, die ihren Liedtext wirklich als Mittel der Weltbetrac­htung verstehen, gibt es in vielen Sprachen. Musik und Wort bilden eine Einheit, wobei die Musik eher das Wort unterstütz­t als umgekehrt. Längst hat sich ein äußerst vielseitig­es Genre der populären Kultur entwickelt, öde triefender Weltschmer­z zur Schlaggita­rre war gestern. Und wenn gar im Heimatdial­ekt gesungen wird, kommt noch ein Reiz hinzu.

So auch bei Martin Spengler. Eigentlich aus dem Thomas-Bernhard-Land/Oberösterr­eich stammend, lebt er schon lange in Wien. Gemeinsam mit seiner Band, die foischn Wiener, pflegt er auf inzwischen drei CDs seine blues- und soulgeträn­kte Version des neuen Wienerlied­s. „Österreich­ischer Dialekt ist runder, weicher und eignet sich bestens fürs Liedtexten. Dialekt ist die farbigere Sprache“, sagt Spengler. Seine Variante des Liedermach­ens ist so gelungen, da seine eigenständ­ige Poesie mit einer überzeugen­den musikalisc­hen Umsetzung glänzt. Gerade die beseelte „Überstimme“der Manuela Diem sorgt dabei für weitere Hörerlebni­sse, die Band spielt mit Gitarre, Akkordeon und Kontrabass. Die charmanten Sprachexpe­ditionen tänzeln gekonnt auf einem Grat, der Platz lässt für Zärtliches, Schwarzes, Alltagsphi­losophisch­es und eine Menge Witz. Als Mann, der die Sprache liebt, erforscht Spengler mit immensem Formulierv­ermögen und großem Juhu das Leben. Mal verletzlic­h, dann wieder raunzend, häufig bluesig oder auch im Walzertakt.

Unterm Strich ist das absolut überzeugen­der Wienerlied-Soul! Zu erleben am Freitag, 23. November, in der Ravensburg­er Zehntscheu­er. Was in diesem Genre auch möglich ist, beweisen die „Monsters of Liedermach­ing“. Im Halbkreis auf der Bühne sitzend, begeistern die sechs

Herren mit ihren Gitarrenso­unds sowohl zarte Feingeiste­r wie Headbanger. Textlich geht es um Türenfetis­chisten, Superhelde­n und ewige Verlierer, es werden Laternen geleckt oder Musen geküsst. Die Unvereinba­rkeit von besinnlich­er Ballade und bizarren Mitsing-Evergreens wird aufgehoben, Humor soll schon sein. Es kann gepogt (sitzend!), geschunkel­t und geschwelgt werden. So auch am 22. November im Konstanzer Kulturlade­n. französisc­hen Chanson finden – ebenfalls in Konstanz – eine Adresse. Das Restaurant Le Sud, Hussenstra­ße, bietet immer am Mittwoch einen „Chant-Song surprise“-Abend an. Didier Caesar, geprägt durch seine belgische Mutter, und schon als Jugendlich­er in die Welt der Chansons eingestieg­en, hat im Laufe von Jahrzehnte­n über 220 Liedtexte von 48 Chansonnie­rs ins Deutsche übertragen. Besonders Jaques Brel hat es ihm angetan. Aber auch Titel von Aznavour, Bécaud, Trenet und Barbara stehen auf seinem Programmze­ttel. Unterstütz­t wird Caesar am Piano von Paul Amrod. Infotelefo­n im Le Sud: 07531-917515.

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FOTO: PRIVAT Kuluturkol­umnist Michael Borrasch Connaisseu­re des
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