Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kultur leben
Liedermacher, Singer/ Songwriter, Cantautore oder Chansonnier – Fachbegriffe für diejenigen Musiker, die ihren Liedtext wirklich als Mittel der Weltbetrachtung verstehen, gibt es in vielen Sprachen. Musik und Wort bilden eine Einheit, wobei die Musik eher das Wort unterstützt als umgekehrt. Längst hat sich ein äußerst vielseitiges Genre der populären Kultur entwickelt, öde triefender Weltschmerz zur Schlaggitarre war gestern. Und wenn gar im Heimatdialekt gesungen wird, kommt noch ein Reiz hinzu.
So auch bei Martin Spengler. Eigentlich aus dem Thomas-Bernhard-Land/Oberösterreich stammend, lebt er schon lange in Wien. Gemeinsam mit seiner Band, die foischn Wiener, pflegt er auf inzwischen drei CDs seine blues- und soulgetränkte Version des neuen Wienerlieds. „Österreichischer Dialekt ist runder, weicher und eignet sich bestens fürs Liedtexten. Dialekt ist die farbigere Sprache“, sagt Spengler. Seine Variante des Liedermachens ist so gelungen, da seine eigenständige Poesie mit einer überzeugenden musikalischen Umsetzung glänzt. Gerade die beseelte „Überstimme“der Manuela Diem sorgt dabei für weitere Hörerlebnisse, die Band spielt mit Gitarre, Akkordeon und Kontrabass. Die charmanten Sprachexpeditionen tänzeln gekonnt auf einem Grat, der Platz lässt für Zärtliches, Schwarzes, Alltagsphilosophisches und eine Menge Witz. Als Mann, der die Sprache liebt, erforscht Spengler mit immensem Formuliervermögen und großem Juhu das Leben. Mal verletzlich, dann wieder raunzend, häufig bluesig oder auch im Walzertakt.
Unterm Strich ist das absolut überzeugender Wienerlied-Soul! Zu erleben am Freitag, 23. November, in der Ravensburger Zehntscheuer. Was in diesem Genre auch möglich ist, beweisen die „Monsters of Liedermaching“. Im Halbkreis auf der Bühne sitzend, begeistern die sechs
Herren mit ihren Gitarrensounds sowohl zarte Feingeister wie Headbanger. Textlich geht es um Türenfetischisten, Superhelden und ewige Verlierer, es werden Laternen geleckt oder Musen geküsst. Die Unvereinbarkeit von besinnlicher Ballade und bizarren Mitsing-Evergreens wird aufgehoben, Humor soll schon sein. Es kann gepogt (sitzend!), geschunkelt und geschwelgt werden. So auch am 22. November im Konstanzer Kulturladen. französischen Chanson finden – ebenfalls in Konstanz – eine Adresse. Das Restaurant Le Sud, Hussenstraße, bietet immer am Mittwoch einen „Chant-Song surprise“-Abend an. Didier Caesar, geprägt durch seine belgische Mutter, und schon als Jugendlicher in die Welt der Chansons eingestiegen, hat im Laufe von Jahrzehnten über 220 Liedtexte von 48 Chansonniers ins Deutsche übertragen. Besonders Jaques Brel hat es ihm angetan. Aber auch Titel von Aznavour, Bécaud, Trenet und Barbara stehen auf seinem Programmzettel. Unterstützt wird Caesar am Piano von Paul Amrod. Infotelefon im Le Sud: 07531-917515.