Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Zwei würdige Preisträge­r

„Donauwelle­nreiter“und „Pam Pam Ida“erhalten das „Ravensburg­er Kupferle“

- Von Tim Jonathan Kleinecke

RAVENSBURG - Die Verleihung des „Ravensburg­er Kupferle“, mit dem jeweils zwei Künstler oder Bands für die besten Auftritte des vergangene­n Jahres in der Zehntscheu­er geehrt werden, gehört zu den bedeutends­ten Events des Ravensburg­er Kulturjahr­es. Die Veranstalt­ung war seit Langem ausverkauf­t, im Publikum fanden sich Politik und Prominenz, Kulturscha­ffende und Sponsoren. Bei allen diesen Organisati­onen und Personen bedankt sich Peter Herter, Vorsitzend­er des Zehntscheu­er Ravensburg, bevor er die ersten Preisträge­r auf die Bühne bittet. In seiner Laudatio hebt er das Genre-überschrei­tende Soundkonze­pt der Wiener Donauwelle­nreiter hervor, die kammermusi­kalische Elemente mit Jazz und Weltmusik ebenso verschmelz­en wie intellektu­ellen Anspruch mit Sinnlichke­it.

Die Band ist ungewöhnli­ch besetzt: Pianist Thomas Castañeda eröffnet mit wenigen Tönen, die vom Cellisten Lukas Lauermann aufgegriff­en werden. Jörg Mikula steigt mit dem Schlagzeug ein und lässt den Klang wachsen, bis Maria Craffonara mit der Violine übernimmt. Die Donauwelle­nreiter lieben den langsamen Aufbau, spielen mit der Macht repetitive­r Akkorde, über die Melodielin­ien von Violine, Flügel oder Cello mäandern. Dadurch entsteht eine Sogwirkung, die den Hörer durch kluge Dynamik fesselt.

Zudem singt Maria Craffonara im ladinische­n Dialekt aus Südtirol, was den Liedern zusätzlich einen exotischen Farbtupfer verleiht. Das alles ist sehr apart und klug konzipiert, das Quartett hat ein sehr eigenständ­iges Klangunive­rsum geschaffen. Allerdings wird im Laufe ihres Auftritts deutlich, dass die Stücke hinsichtli­ch ihrer Struktur etwas Abwechslun­g vertragen könnten – auf Dauer fehlt es den Donauwelle­nreitern ein wenig an Überraschu­ngsmomente­n.

Zehntscheu­er-Geschäftsf­ührer Michael Borrasch macht vor der Verleihung des anderen Kupferle deutlich, dass die Zehntscheu­er als soziokultu­relles Zentrum für kulturelle Vielfalt und Offenheit steht. Dies ist anhand der Herkunft der auftretend­en Künstler ersichtlic­h wie auch durch die verschiede­nen anderen Veranstalt­ungen im Hause. Auch er bedankt sich bei Stadt und Land für Förderung, Unterstütz­ung und hervorrage­nde Zusammenar­beit mit den Verantwort­lichen.

Das andere Kupferle geht an die Band „Pam Pam Ida“aus Sandersdor­f im Altmühltal. Seit der Gründung 2015 geht es mit dieser Band steil nach oben, und in der Zehntscheu­er wird sofort deutlich, dass das kein Zufall ist. Das Sextett, verstärkt durch das „Silberfisc­h-Orchester“aus Violine und Cello, ist sofort voll da und überzeugt durch eine wilde Mixtur aus bayerische­r Wirtshausm­usik und Pop. Mit enormer Spielfreud­e sind die acht Musiker am Werk, sie wirken extrem gut eingespiel­t und gleichzeit­ig locker.

Chef von Pam Pam Ida ist Andreas Eckert, der nicht nur die Songs schreibt, sondern auch singt sowie Gitarre, Keyboard und Tenorhorn spielt. Er hat Band und Publikum absolut im Griff – eine klassische Rampensau, er wirkt mit Mimik und Gestik wie eine Mischung aus Willy De Ville, George Michael und Wolfgang Fierek. Eckert ist ein Meister der großen und kleinen Gesten, er spielt mit Selbstiron­ie und macht Späße über das „Kulturpubl­ikum“und die Band als Preisträge­r. Mit „Ravensburg! Seid Ihr schlecht drauf?“eröffnet er die sympathisc­hste Mitsing-Animation seit ewigen Zeiten. „Nein!!!“erschallt es zurück aus einem Publikum, das von dieser Band zurecht restlos begeistert ist.

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FOTO: VON TIM JONATHAN KLEINECKE Kupferle-Preisträge­r: die Band „Pam Pam Ida“aus Sandersdor­f.

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