Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Zwei würdige Preisträger
„Donauwellenreiter“und „Pam Pam Ida“erhalten das „Ravensburger Kupferle“
RAVENSBURG - Die Verleihung des „Ravensburger Kupferle“, mit dem jeweils zwei Künstler oder Bands für die besten Auftritte des vergangenen Jahres in der Zehntscheuer geehrt werden, gehört zu den bedeutendsten Events des Ravensburger Kulturjahres. Die Veranstaltung war seit Langem ausverkauft, im Publikum fanden sich Politik und Prominenz, Kulturschaffende und Sponsoren. Bei allen diesen Organisationen und Personen bedankt sich Peter Herter, Vorsitzender des Zehntscheuer Ravensburg, bevor er die ersten Preisträger auf die Bühne bittet. In seiner Laudatio hebt er das Genre-überschreitende Soundkonzept der Wiener Donauwellenreiter hervor, die kammermusikalische Elemente mit Jazz und Weltmusik ebenso verschmelzen wie intellektuellen Anspruch mit Sinnlichkeit.
Die Band ist ungewöhnlich besetzt: Pianist Thomas Castañeda eröffnet mit wenigen Tönen, die vom Cellisten Lukas Lauermann aufgegriffen werden. Jörg Mikula steigt mit dem Schlagzeug ein und lässt den Klang wachsen, bis Maria Craffonara mit der Violine übernimmt. Die Donauwellenreiter lieben den langsamen Aufbau, spielen mit der Macht repetitiver Akkorde, über die Melodielinien von Violine, Flügel oder Cello mäandern. Dadurch entsteht eine Sogwirkung, die den Hörer durch kluge Dynamik fesselt.
Zudem singt Maria Craffonara im ladinischen Dialekt aus Südtirol, was den Liedern zusätzlich einen exotischen Farbtupfer verleiht. Das alles ist sehr apart und klug konzipiert, das Quartett hat ein sehr eigenständiges Klanguniversum geschaffen. Allerdings wird im Laufe ihres Auftritts deutlich, dass die Stücke hinsichtlich ihrer Struktur etwas Abwechslung vertragen könnten – auf Dauer fehlt es den Donauwellenreitern ein wenig an Überraschungsmomenten.
Zehntscheuer-Geschäftsführer Michael Borrasch macht vor der Verleihung des anderen Kupferle deutlich, dass die Zehntscheuer als soziokulturelles Zentrum für kulturelle Vielfalt und Offenheit steht. Dies ist anhand der Herkunft der auftretenden Künstler ersichtlich wie auch durch die verschiedenen anderen Veranstaltungen im Hause. Auch er bedankt sich bei Stadt und Land für Förderung, Unterstützung und hervorragende Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen.
Das andere Kupferle geht an die Band „Pam Pam Ida“aus Sandersdorf im Altmühltal. Seit der Gründung 2015 geht es mit dieser Band steil nach oben, und in der Zehntscheuer wird sofort deutlich, dass das kein Zufall ist. Das Sextett, verstärkt durch das „Silberfisch-Orchester“aus Violine und Cello, ist sofort voll da und überzeugt durch eine wilde Mixtur aus bayerischer Wirtshausmusik und Pop. Mit enormer Spielfreude sind die acht Musiker am Werk, sie wirken extrem gut eingespielt und gleichzeitig locker.
Chef von Pam Pam Ida ist Andreas Eckert, der nicht nur die Songs schreibt, sondern auch singt sowie Gitarre, Keyboard und Tenorhorn spielt. Er hat Band und Publikum absolut im Griff – eine klassische Rampensau, er wirkt mit Mimik und Gestik wie eine Mischung aus Willy De Ville, George Michael und Wolfgang Fierek. Eckert ist ein Meister der großen und kleinen Gesten, er spielt mit Selbstironie und macht Späße über das „Kulturpublikum“und die Band als Preisträger. Mit „Ravensburg! Seid Ihr schlecht drauf?“eröffnet er die sympathischste Mitsing-Animation seit ewigen Zeiten. „Nein!!!“erschallt es zurück aus einem Publikum, das von dieser Band zurecht restlos begeistert ist.