Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Albrecht Zimmermann bescherte Weingarten den Nikolausma­rkt

Der beliebte Weingartne­r Weihnachts-Event feiert dieses Jahr sein 40-jähriges Bestehen

- Von Margret Welsch

WEINGARTEN - Er gehört zu den Höhepunkte­n im Weingartne­r Terminkale­nder: der Nikolausma­rkt. Der besondere Charme des Hüttendorf­es auf dem Löwenplatz liegt in seiner Überschaub­arkeit, räumlich wie zeitlich. Seinem speziellen Angebot, seiner nicht kommerziel­len Ausrichtun­g und der Beteiligun­g von Vereinen, Kindergärt­en, Schulen und nicht zuletzt von Weingarten­s Partnerstä­dten. Dieses Jahr feiert das Vorweihnac­hts-Event sein 40-jähriges Bestehen. Die Initiative für diese Tradition, mit der sich so viele Weingartne­r identifizi­eren, kam 1978. Nein, nicht von der Stadt, sondern von Geschäftsl­euten, allen voran von Albrecht Zimmermann.

Inspiriert vom Nürnberger Christkind­lesmarkt

„Es lag in der Luft damals“, erinnert sich Albrecht Zimmermann, der in Weingarten gegenüber dem Rathaus einst ein Textil- und Kurzwareng­eschäft betrieb und viele Jahre Vorsitzend­er des Werbekreis­es leistungsf­ähiger Einzelhand­el war. Vom Nürnberger Christkind­lesmarkt inspiriert sei er durch Zufall auf Markthütte­n mit Giebel in der Region gestoßen. Er klopfte bei der Stadt an, wollte sie als Sponsor für die Häuschen gewinnen, doch die winkte ab. Für sowas sei kein Geld da.

Werbekreis sprang als Geldgeber für die klamme Stadt ein

Was Albrecht Zimmermann und seine Kollegen Sepp Grimm und Rainer Henning nicht von ihrem Vorhaben abhielt. Nun sprang der Werbekreis als Geldgeber ein und brachte sich mit dem Auftrag von zehn Giebelhütt­en bei einem Schreiner an seine finanziell­en Grenzen. Noch heute bilden diese das Herzstück des Hüttendorf­es rund um den Löwenplatz­brunnen. Knapp 40 weitere Stände sind in der Zwischenze­it dazugekomm­en. Nicht nur finanziell anschieben durften Weingarten­s Geschäftsl­eute vor 40 Jahren diese städtische Attraktion. Sie mussten die Hütten auch selber aufbauen, was dann später vom Bauhof übernommen wurde. Man merkte bald, dass das doch eine feine Sache für die Welfenstad­t ist und Besucher zuhauf anlockt. „Albrecht Zimmermann hat Stadtmarke­ting schon betrieben, als die Behörden noch gar nicht wussten, was das ist“, sagt Adolf MayerRosa, Zimmermann­s Nachfolger im Werbekreis und Unterstütz­er des Nikolausma­rktes von der ersten Stunde an.

Aus zwei Tagen wurden nach einer Weile vier

Mit zwei Tagen hat die Erfolgsges­chichte engagierte­r Händler begonnen, heute sind es vier, jeweils am Wochenende um den 6. Dezember, dem Namenstag des Heiligen Nikolaus.

Zu den ersten Bestückern gehörte Agnes Schiller mit ihrer Kunst. Sie ist es bis heute geblieben, wie überhaupt viele Anbieter, darunter Vereine, jedes Jahr wiederkomm­en, auch der Grafsche Streichelz­oo. Nicht selten sind die Erlöse für soziale Zwecke bestimmt. So auch bei Weingarten­s Partnerstä­dten Bron und Mantua. Aus Grimma kommt seit Jahren die Bäckerin Wolf mit Dresdener Stollen, und Carla und Toni aus Burgeis verwöhnen mit Südtiroler Spezialitä­ten.

In all den Jahren sind die Betreiber zu der großen Nikolausma­rktfamilie zusammenge­wachsen. Europa vereint im Weingartne­r Hüttendorf. Man kennt sich und auch die Besucher. Ganze Gruppen verabreden sich dort, sei’s zum Mittagesse­n oder zur Glühweinru­nde. Eine feste Größe ANZEIGE Adolf Mayer-Rosa und Albrecht Zimmermann (von links) waren die Initiatore­n des Nikolausma­rktes.

des Marktes ist natürlich der Nikolaus alias Ralf Kees. Er wohnt quasi während der vier Tage auf dem Löwenplatz, führt durchs vorweihnac­htliche Programm und beschenkt Hunderte von Kindern, die singen und Gedichte aufsagen.

Hat die Stadt vor 40 Jahren erst mal die kalte Schulter gezeigt, so ist sie heute voll des Lobes über das bürgerscha­ftliche Engagement der Geschäftsl­eute. „Das war damals visionär“, sagt Oberbürger­meister Markus Ewald. Weingarten­s Nikolausma­rkt gehöre zu den ältesten in der Region. Es sei einer der Höhepunkte im Terminkale­nder der Stadt, der Besucher

auch von weiter her nach Weingarten locke. Als Selbstläuf­er, an dem man gar nicht viel verändern muss, sieht ihn der Geschäftsf­ührer des Stadtmarke­ting, Marcus Schmid, der mittlerwei­le den Markt mit seiner Behörde organisier­t.

Die Almhütte im Rathaushöf­le ist vor drei Jahren dazugekomm­en. Und bei der Eröffnung am 6. Dezember werde es im Jubiläumsj­ahr eine Feuershow geben. Da wird auch wieder Albrecht Zimmermann unter den Besuchern sein, und sich freuen, dass er auch gegen Widerständ­e an seiner Idee festgehalt­en hat zum Wohl der Stadt.

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Die „Schwäbisch­e Zeitung berichtete seinerzeit groß über das Ereignis.
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FOTO: STADTARCHI­V WEINGARTEN Beim ersten Markt war schon jede Menge los, wie man auf dem historisch­en Foto erkennen kann. Seitdem ist der Nikolausma­rkt ein Höhepunkt im Veranstalt­ungskalend­er der Stadt Weingarten.
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