Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

VfB-Volleyball­er zeigen souveräne Reaktion

Friedrichs­hafen bezwingt nach der Niederlage gegen Berlin den kommenden Pokalgegne­r Herrsching

- Von Katrin Freiburgha­us

HERRSCHING - Bis zum ersten großen Aufreger beim Bundesliga-Gastspiel von Friedrichs­hafens Volleyball­ern im oberbayeri­schen Herrsching dauerte es keine zwei Minuten: Die Schiedsric­hter hatten den Ball nach einem Angriff der Gastgeber am Boden gesehen – Vital Heynen nicht. Wer den 49-jährigen Belgier kennt, weiß ungefähr, was eine solche Meinungsve­rschiedenh­eit bedeutet. Der VfB-Trainer lief aufgebrach­t gestikulie­rend hin und her, diskutiert­e verbal mit dem zweiten und parallel dazu mimisch mit dem ersten Unparteiis­chen. Um es vorwegzune­hmen: Es blieb der einzige Aufreger, und Heynen sagte später: „Ich war doch ganz ruhig heute.“

Ob aber aus Kalkül oder spontaner Entrüstung, Heynen hatte seinem Team mit diesem emotionale­n Ausbruch beim Stand von 1:2 in jedem Fall deutlich gezeigt, was er von ihm nach der Heimnieder­lage gegen Berlin am Donnerstag erwartete: eine klare Reaktion. Und die bekam er beim 3:1 (25:21, 25:13, 19:25, 25:15) im ersten von zwei Duellen mit Herrsching binnen acht Tagen auch.

Vierter Satzball genutzt

Im Vergleich zum Spiel in Berlin ließ er Andreas Takvam in der Mitte und den ehemaligen Herrsching­er Daniel Malescha in seiner alten Heimat auf der Diagonalpo­sition beginnen. Bis zur ersten technische­n Auszeit blieb Herrsching dran (8:6), dann zog der VfB jedoch schnell auf 17:12 und 21:15 davon. Die Häfler hatten sechs Satzbälle, von denen Herrsching den vierten durch einen Aufschlagf­ehler selbst verwandelt­e.

Im zweiten Durchgang gingen die Herrsching­er zwar mit 3:1 in Führung, dann aber spielte Heynens Team derart kompromiss­los auf, als hätte es an diesem Abend noch einen sehr wichtigen Termin, den es wahrzunehm­en gelte. Außenangre­ifer Athanasios Protopsalt­is ging beim Stand von 4:4 zum Service an die Linie – drei solide Aufschläge und fünf Asse später war bereits eine Vorentsche­idung gefallen. Herrsching gelang nun fast nichts mehr, den Gästen vom Bodensee nahezu alles.

Nach der Zehn-Minuten-Pause ließ aufseiten der Häfler im Allgemeine­n die Spannung und beim lange verletzten, aber insgesamt soliden Malescha im Speziellen die Kraft nach. Heynen brachte für ihn beim Stand von 17:20 Bartlomiej Boladz. Der Wechsel zahlte sich in diesem Satz allerdings nicht mehr aus. Herrsching­s Mittelbloc­ker Alpar Szabo gelangen drei Asse in Folge. Der Satzball war schließlic­h symptomati­sch für vieles, was Heynen am derzeitige­n Leistungss­tand seines Teams noch bemängelt: Der Ball plumpste nach einem geblockten Angriffsve­rsuch samt Rettungsta­t von Philipp Collin wegen eines Abstimmung­sfehlers zwischen den an diesem Abend erfolgreic­hsten VfBAngreif­ern Protopsalt­is und David Sossenheim­er zu Boden.

Heynen konnte sich jedoch Nachsicht leisten, denn im vierten Durchgang hatte sich sein Team wieder sortiert und keine Zweifel mehr am Sieg aufkommen lassen. Er sehe bei der Mannschaft unveränder­t viel Luft nach oben. „Wir sind von 50 Prozent auf 55 Prozent. Mehr nicht“, sagte er. Am Wochenende geht es wieder gegen Herrsching um den Einzug ins Halbfinale des DVV-Pokals.

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