Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Andreas Schmauder verlässt Ravensburg
Museumsdirektor und Stadtarchivar leitet ab sofort Landesmuseum Koblenz – Schwierige Suche nach Nachfolger
RAVENSBURG - Den zehnten Geburtstag des Museums Humpisquartier, seines Lieblingskindes, wird er im nächsten Jahr nur noch als Gast feiern: Museumsdirektor und Stadtarchivar Andreas Schmauder verlässt nach fast 20 Jahren überraschend Ravensburg und wird Direktor des Landesmuseums Koblenz. „Das ist ein großer Verlust für die Stadt“, kommentierte Oberbürgermeister Daniel Rapp diese Nachricht. Die Suche nach einem geeigneten Nachfolger für Schmauder wird schwierig.
Der Wechsel ist schon am Montag vollzogen worden, beide Positionen sind also ab sofort vakant. Andreas Schmauder wird Ravensburg aber in den nächsten Monaten zumindest noch beratend zur Seite stehen, sagte Rapp in einem Pressegespräch.
1999 hatte der heute 52 Jahre alte gebürtige Metzinger die Nachfolge von Peter Eitel (Bericht auf Seite 19) angetreten - als Leiter des Stadtarchivs und des damaligen Museums Vogthaus. Bei der überaus schwierigen Entwicklung des Museums Humpisquartier, das im Jahr 2009 eröffnete, erwarb sich Schmauder bereits große Meriten. Unter seiner Federführung sind in den vergangenen Jahren 27 kulturhistorische Ausstellungen gezeigt worden, wobei jene zu den Humpis in Europa und zur Hexenverfolgung besondere Aufmerksamkeit über die Region hinaus erregt haben.
Oberbürgermeister Rapp: „Er war ein wichtiger Partner auch bei großen und schwierigen Projekten in der Stadt, etwa bei der Entwicklung des Klosterareals Weißenau, bei der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit oder 2002 beim großen Jubiläum zu 850 Jahre Markt.“In den von Schmauder herausgegebenen Tagungsbänden und Schriftenreihen „Historische Stadt Ravensburg“und „Die Humpis in Europa“sind grundlegende Forschungen zur Kulturgeschichte der Stadt veröffentlicht worden. Bei den Leserreisen der „Schwäbischen Zeitung“hat Schmauder vielen Ravensburgern sein enzyklopädisches Wissen an den Schauplätzen der Geschichte vermittelt.
Schmauder wird nun Direktor des Landesmuseums Koblenz und des Kulturzentrums Festung Ehrenbreitstein. Diese erreicht jährlich rund 650 000 zahlende Besucher und ist Teil des Unesco-Welterbes Oberes Mittelrheintal. „Mich hat immer interessiert, Geschichte in größeren Zusammenhängen zu präsentieren. Das konnte ich in Ravensburg tun und kann es in Koblenz in einem noch größeren Umfang“, sagte der 52-Jährige zu seiner Motivation, sich beruflich zu verändern. „Diese Tätigkeit ist für Andreas Schmauder ein Ritterschlag, insofern kann ich ihn bei allem Bedauern gut verstehen“, sagte der OB.
Die Stadt sucht nun einen Nachfolger, der beide Funktionen ausfüllt. „Es wird nicht leicht werden, jemanden zu finden, der Andreas Schmauders Qualifikation und seine Persönlichkeit mitbringt“, glaubt Daniel Rapp. Qualität soll deshalb vor Geschwindigkeit gehen. Das Jubiläum „Zehn Jahre Museum Humpisquartier“soll im nächsten Jahr trotzdem gebührend gefeiert werden. In Kürze wird das mittelalterliche Quartier den 500 000. Besucher begrüßen können. Der scheidende Museumsdirektor und Stadtarchivar hat schon das nächste Sonderthema „Zauberstoff Papier“vorbereitet. Seinem Nachfolger wünscht er viel Fortune in Ravensburg: „Eines ist klar: Er wird in Themen baden können.“