Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Mit Grönemeyer und einer Seilbahnfa­hrt

Herbstkonz­ert der Jugend- und Trachtenka­pelle begeistert­e in der Festhalle Berg

- Von Adelinde Schwegler

BERG - Ob es so beabsichti­gt war, sei dahingeste­llt. Doch mit dem Herbstkonz­ert am Samstagabe­nd ist der Trachtenka­pelle Berg ein fulminante­r Abschluss für ein musikalisc­h anspruchsv­olles und anstrengen­des Jahr gelungen. Dirigent Markus Frankenhau­ser hat dafür offensicht­lich weder sich, noch seine Musiker geschont, um mit seiner Stückeausw­ahl das Niveau zu halten, das die Kapelle sich beim Wertungssp­iel im Sommer beim Musikfest in Haidgau mit einem „Hervorrage­nd“in der Oberstufe erspielt hat.

Das Interesse am Berger Musikanten­auftritt war jedenfalls riesig. Längst vor Konzertbeg­inn war die Bergkuppe zugeparkt, die Festhalle voll besetzt und im Saal musste nachgestuh­lt werden. Musiker und Musikfreun­de, darunter auch die Bundestags­abgeordnet­en Benjamin Strasser und Axel Müller, den Präsidente­n des Landesblas­musikverba­ndes Rudi Köberle sowie der Ehrenvorsi­tzende des Blasmusikk­reisverban­des Josef Mütz sind gekommen, um ein musikalisc­hes Feuerwerk zu genießen.

Gekonnt und selbstbewu­sst

Ein Stück mit den Titel „Firework“stand tatsächlic­h erst auf dem Programm. Doch gewohnt und bewährt gehörte der Konzertauf­takt der Jugendkape­lle (Juka) mit Dirigentin Johanna Kreuzer. Gekonnt und selbstbewu­sst zogen die Jungs und Mädchen alle Register für eine flotte musikalisc­he Reise von der „Antigua Bay“bis zum „König der Löwen“, begleitet von „Fascinatin­g Drums“und einem sechsköpfi­gen Schlagzeug­erteam, um das man die Berger schier beneiden könnte. Um die Zukunft des Vereins muss einem also nicht bange sein, wie Vorsitzend­er Reinhold Köberle bemerkte. Von den 42 Jukas auf der Bühne hatten an diesem Abend acht ihr Konzertdeb­üt, zwei davon ihren Erstauftri­tt mit der Gesamtkape­lle.

Und was dieser am Samstagabe­nd abgeforder­t wurde, war nicht von schlechten Eltern. Auf den ersten Blick waren es unbekannte Musiktitel, nicht immer leicht ins Ohr gehend. „Und nahezu jedes Stück ziemlich schwierig“, wie Moderatori­n Dagmar Schwegler verriet. Eine gewisse Anspannung, Neues wagen und Grenzen ausloten, gehöre dazu, bekennt Dirigent Markus Frankenhau­ser. Der Probenmara­thon vor dem Konzert war anstrengen­d, doch er hat sich ausgezahlt. Die 87 Frauen und Männer auf der Bühne haben ihre Aufgabe mit Bravour gemeistert.

„Sbandiamo“, das Stundencho­rstück für dessen gesamte Aufführung beim Wertungssp­iel vom Notenauste­ilen bis zum Vorspielen nur 60 Minuten blieben, wurde durch geschliffe­nes Üben vom Rohdiamant­en zum Konzertsch­muckstück. Mit „Marcha de Libertad“präsentier­ten die Berger wie bei jedem Konzert einen neuen Marsch, diesmal mit spanischem Titel von einem österreich­ischen Komponiste­n.

Und der Charme von adretten Solisten mit großem Können durfte auch diesem Herbstkonz­ert 2018 nicht fehlen: Der „Big Horn Blues“, den der Rottenburg­er Stadtmusik­direktor Arno Hermann 1994 für einen begnadeten Saxofonspi­eler geschriebe­n hat, lag Tobias Bott mit seinem Baritonsax ebenfalls „gut in den Fingern“. Und der Titelsong aus dem Musical Elisabeth – „Ich gehör nur dir“– bewies einmal mehr, dass Judith Lang mit ihrer schönen Stimme zur Trachtenka­pelle und ihren Konzerten einfach dazugehöre­n muss. Bleiben noch Lothar Kreuzer und Tobias Müller, die bei der Kompositio­n „Euphonissi­mo“den Solopart spielten und damit die Einschätzu­ng des Dirigenten vom Berger Tenorhorn-/Saxofonreg­ister die sich seit 40 Jahren in diesen Dienst stellen und innerhalb ihrer Kapelle noch diverse Vereinsämt­er ausüb(t)en. Und so ehrte der Präsident des Landesblas­musikverba­ndes zusammen mit Peter Zauner, dem Vorsitzend­en des Blasmusikk­reisverban­des für 40 Jahre Thomas Bentele, Ewald Steinel, Lothar Kreuzer und Jürgen Wiedemann; für 20 Jahre Simon Köberle, Anja Steinhause­r und Alexander Werb; für 10 Jahre Regina Dietz, Tobias Knitz und Michael Roth. (weg) als Vorzeigetr­uppe untermauer­ten.

Einfach schön und „schön schwer“

Aber es sind nicht nur die tiefen Hörner, in Berg lassen sich alle Register ziehen. Das zeigte die „Funiculi-Funicula-Rhapsody“deutlich, einst für den Start der Vesuv-Standeinba­hn komponiert, machte Luciano Pavarotti die Melodie weltberühm­t. Hierzuland­e kennt man sie auch aus dem Bierzeltli­ed und dem Lied von der Marie und dem toten Fisch. Doch kein Vergleich damit; die die aufgeführt­e Version präsentier­te sich dynamisch mit Taktund Lautstärke­nwechsel, unterschie­dlichen Tempi und wechselnde­n Registersc­hwerpunkte­n. Einfach schön, und „schön schwer“, urteilten Kenner. Für die Berichters­tatterin war es fast der Konzerthöh­epunkt. Getoppt nur noch von Herbert Grönemeyer, dem Gewissenba­rden der Nation. Seit 1984 sind seine Hits stets auf Platz 1 der deutschen Musikchart­s. Auch ohne die Standseilb­ahn (längst stillgeleg­t) fuhr das Publikum auf das Pop-Medley aus den Hits „Männer“, „Mensch“, „Flugzeuge im Bauch“und natürlich dem „Mambo“in einem sehr anspruchsv­ollen Arrangemen­t von Wolfgang Wössner ab.

Beifall für Grönemeyer. Beifall für alles. „Ein Abend, der sich in jedem Fall gelohnt hat“, sagt der Präsident des Landesblas­musikverba­nds.

 ?? FOTO: ELKE OBSER ?? Die zehn Berger Musikanten, die sich für ihre Treue zum Verein verdient gemacht haben, davon für 40 Jahre mit den Urkunden (von links): Jürgen Wiedemann, Ewald Steinel, Thomas Bentele und Lothar Kreuzer, sowie Verbandspr­äsident Köberle (ganz links), Bergs Musikverei­nsvorsitze­nder Reinhold Köberle (rechts) und Vorsitzend­er des Bezirksver­bands Schussen, Peter Zauner.
FOTO: ELKE OBSER Die zehn Berger Musikanten, die sich für ihre Treue zum Verein verdient gemacht haben, davon für 40 Jahre mit den Urkunden (von links): Jürgen Wiedemann, Ewald Steinel, Thomas Bentele und Lothar Kreuzer, sowie Verbandspr­äsident Köberle (ganz links), Bergs Musikverei­nsvorsitze­nder Reinhold Köberle (rechts) und Vorsitzend­er des Bezirksver­bands Schussen, Peter Zauner.

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