Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Mehr als 2000 Wohnungsanfragen bei der BG
Baugenossenschaft Wangen spürt Wohnraummangel – Großprojekt im Auwiesenweg liegt im Plan
WANGEN - Das seit vielen Jahren größte Bauprojekt der Baugenossenschaft (BG) Wangen liegt weiterhin voll im Zeit- und Kostenrahmen: Geht es so weiter wie bislang seit dem Baustart im Herbst 2017, könnten die ersten der 67 Wohnungen in den Mehrfamiliengebäuden im Auwiesenweg Ende kommenden Jahres bezugsfertig sein, berichtet BG-Vorstand Christoph Bührer im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Und: Das Interesse potenziell einzugswilliger Mitglieder ist groß.
„Wir sind mega zufrieden“, sagt Bührer rund ein Jahr, nachdem die Bauarbeiten am Auwiesenweg begonnen haben. Alles liege im Plan, auch wegen der guten Zusammenarbeit der insgesamt 30 beteiligten Bau- und Handwerksbetriebe untereinander. Angesichts der seit längerem landauf, landab übervollen Auftragsbücher der Handwerksbetriebe überrascht, dass die BG nach Angaben des Vorstands bislang keine Probleme hatte, geeignete Unternehmen zu finden. Von deren Seite habe es „echtes Interesse“an den Aufträgen gegeben – und trotz überregionaler Ausschreibungen hätten heimische Betriebe auch preislich mithalten können. Aus Sicht Bührers erfreulicherweise.
Der ist deshalb auch zuversichtlich, dass es am Ende beim kalkulierten Kostenrahmen von 13 bis 14 Millionen für das Großprojekt bleiben könnte. Unterm Strich zahle sich jetzt aus, dass die BG „seit Jahrzehnten offen und ehrlich“mit den Handwerkern umgehe. Nachdem das Bauhauptgewerk fast fertig sei, laufe aktuell der Einbau der Fenster an. Anschließend folgten die Bereiche Sanitär, Heizung und Elektrizität sowie der Stahlbau, in dessen Zuge auch die Treppen und Balkone entstehen sollen. Angesichts des Wohnraummangels wenig überraschend hingegen ist, dass die BG keine Probleme haben dürfte, die 67 Wohneinheiten direkt zu vermieten: Würden sie morgen bezugsfertig, wären sie sofort belegt, so Bührer. Für vier Fünftel der Wohnungen gebe es konkrete Vormerkungen, Anfragen aber viel mehr, so der Vorstand.
Nicht nur für den Auwiesenweg, sondern generell. Bührer berichtet, dass zwischen Jahresbeginn und Mitte November bei der BG mehr als 2000 Menschen allein über das Internetportal der Genossenschaft wegen einer Bleibe nachgefragt hätten – „gefühlt“deutlich mehr als in früheren Jahren. Hinzu kämen „unzählige Telefonanrufe“, bei denen es um das Thema gegangen sei.
Der Vorstand sieht in dieser Resonanz ein Zeichen dafür, wie eng es derzeit auf dem Wohnungsmarkt allgemein ist. „Bauen muss wesentlich schneller werden.“Mit diesem Appell bezieht sich Christoph Bührer nicht allein auf die von ihm schon seit Längerem kritisierten allgemeinen gesetzlichen Vorgaben, sondern auch auf das Handeln in der Region. Als Positivbeispiel hebt er in diesem Zusammenhang den Bau mehrerer Mehrfamilienhäuser in der Kißlegger Becherhalde hervor. Nachdem Gemeinde und Politik erkannt hätten, in dem Baugebiet nicht allein auf Einfamilienhäuser setzen zu können, seien bis zur jüngst erfolgten Übergabe des ersten Gebäudes „nicht ganz zwei Jahre vergangen“– inklusive der Änderung des Bebauungsplans und dem erteilten Segen durch das Landratsamt. Bezogen auf die Wohnungsanfragen an die Baugenossenschaft, sieht Christoph Bührer den größten Bedarf im Mietsegment derzeit bei Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen. „Der Renner“seien sie vor allem bei Paaren (mit oder ohne Kind) beziehungsweise Alleinerziehenden. „Einen großen Anteil“machten zudem Ältere aus, die sich verkleinern wollten. Schwächer falle die Nachfrage hingegen bei größeren Einheiten mit vier Zimmern aus. Angesichts der dann benötigten rund 100 Quadratmeter überlegten sich die Menschen offenbar eher, Richtung Eigentum zu gehen und das Geld lieber in die Finanzierung eines Hauses zu stecken.
Derlei Daten zum Bedarf wertet die BG für den Bau künftiger Projekte aus. Zu denen zählt Christoph Bührer, neben dem Großprojekt am Wangener Auwiesenweg und weiterer Gebäude in der Kißlegger Becherhalde, mögliche Vorhaben abermals in Kißlegg und dazu in Amtzell und Hergatz. Schon bei der Hauptversammlung im Frühsommer hatte die Genossenschaft überdies Interesse an den im Gebiet zwischen Haid und Wittwais unter anderem geplanten Mehrfamilienhäusern bekundet. Und auch am „städtebaulichen Entwicklungsprozess“für den Argenbogen im Auwiesenareal will sie sich „mit Sicherheit“beteiligen.
Dadurch steigt der Immobilienbestand der BG naturgemäß: Lag er nach seinen Angaben Ende 2017 bei 514 Wohneinheiten und vier Gewerbeobjekten, klettert er durch die Projekte im Auwiesenweg und in der Becherhalde auf dann 611 Wohnungen. Damit erreicht die Genossenschaft fast wieder den Höchststand von 623 Einheiten kurz vor der Jahrtausendwende. Klingt also so, als ob die BG ohne Einschränkungen bauen könnte. Dem ist aber nicht so. Denn: „Was wir brauchen, sind bebaubare, gute Grundstücke.“Und die seien Mangelware – nicht nur im von zahlreichen Schutzgebieten diverser Art umgebenen Wangen. Ein Problem, das laut Bührer alle haben. Auch immer wieder entweder diskutierte oder bereits in Gründung befindliche weitere Genossenschaften in Kreis und Stadt.