Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kizilhan in Ravensburg
Die enge Zusammenarbeit der „Schwäbischen Zeitung“mit Initiativen vor Ort hat im Nordirak schon viel bewegt – auf Grundlage der Leserspenden aus den vergangenen Jahren. Professor Dr. Jan Ilhan Kizilhan spricht an diesem Donnerstag, 29. November, in Ravensburg über Traumata und deren Bedeutung für nachfolgende Generationen. In seinem Vortrag gibt er einen Überblick über die Theorie der transgenerationalen Traumata und mögliche Behandlungsstrategien, anschließend beantwortet er Fragen von Chefredakteur Hendrik Groth. Beginn ist um 19 Uhr im Medienhaus Ravensburg (Karlstraße 16), Einlass ab 18.30 Uhr. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht notwendig.
zu bekommen. „Wenn sie merken, dass wir ihnen kein Geld geben können, bleiben sie oft weg“, sagt Hilbeen Ababeker. Andere seien wie die 46-jährige Ghazala völlig auf Medikamente fixiert, auch wenn sie davon abhängig würden.
Eine schwierige Situation für Ababeker und die anderen Therapeuten: zu spüren, dass sie gebraucht werden, und dennoch nicht an die Menschen heranzukommen. Doch entmutigen lassen sich die Therapeuten von diesen Hürden nicht – im Gegenteil. Gerade die positiven Entwicklungen jener Patienten, die sich auf die Therapie einlassen, bestärken sie in ihrer wichtigen Überzeugungsarbeit.
Es sind die positiven Beispiele, die den Mut und die Kraft geben, weiterzumachen, allen Schwierigkeiten zum Trotz. Menschen, denen die Therapeuten, die von den Lesern der „Schwäbischen Zeitung“auch im kommenden Jahr finanziert werden sollen, helfen konnten. Besonders vor dem Hintergrund, dass therapeutische Arbeit im Nahen und Mittleren Osten auch ohne Krieg und Vertreibung noch ganz am Anfang steht.
40 Patienten sind erst ein Anfang
Rund 40 Patienten haben die fünf Therapeuten des IPP in den vergangenen Monaten in den Flüchtlingscamps therapiert. Der Bedarf wäre aus medizinischer Sicht allerdings sehr viel größer. Professor Kizilhan geht davon aus, dass 20 bis 30 Prozent der vom IS gepeinigten Jesiden an einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden, das wären allein im Camp Mam Rashan zwischen 1750 und 2600 Menschen.
Die 46-jährige Ghazala könnte eine von ihnen sein, wenn sie ihre Vorurteile gegen eine Psychotherapie überwinden würde. Denn natürlich weiß die Frau, dass die Ursachen für ihre Gebrechen in ihrer verletzten Seele liegen. Und vielleicht braucht es nur noch ein bisschen mehr Zeit, bis sie und andere bereit sind, die ausgestreckte Hand zu ergreifen