Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Mit „WOW“-Effekt auf Entdeckerr­eise gehen

Die Galerie 21.06. eröffnet ihre „Accrochage“-Ausstellun­g

- Von Babette Caesar

RAVENSBURG - „WOW Accrochage“nennen die beiden Galeristin­nen Andrea Dreher und Stefanie Büchele ihre am Samstag eröffnete Ausstellun­g in der Galerie 21.06.. Und ein bewundernd­es „Wow“kam auch von den vielen Besuchern für die Werke der 25 Künstler der Galerie. Sie sind nicht in überschaub­aren und geordneten Gruppen entlang der Wandfläche­n gehängt, sondern zeigen sich in einer ungewohnte­n Aufmachung. Und diese schickt den Betrachter auf Entdeckerr­eise.

Das aus dem Französisc­hen stammende Wort „Accrochage“meint übersetzt „das Aufhängen“. Von Bildern verschiede­ner Künstler aus den eigenen Beständen der Museen oder Galerien und das wandfüllen­d. Entstanden ist diese Form der Präsentati­on in den 1960er Jahren in Museen in Frankreich, von wo aus Galerien dieses Konzept übernommen haben. Gelegentli­ch wurden die Werke auch noch in Anwesenhei­t des Publikums gehängt, doch soweit wollte das Team der Galerie 21.06. nicht gehen. Das Musiker-Duo David Klüttig und Bobby Guttenberg­er von den „Drahtziehe­rn“steuerten einen soften Sound zur lebhaften Vernissage bei.

„Heute ist alles anders“

An Stefanie Büchele war es, in ihrer Begrüßung die Begrifflic­hkeit der „Accrochage“zu klären. „Heute ist alles anders“, womit sie zwei Dinge ansprach. Zum einen die unkonventi­onelle Hängung, die Werke aus den Beständen ebenso wie brandneue Arbeiten zeigt. Zum anderen den Überraschu­ngseffekt, den diese Präsentati­on bietet. Eben den „WOWEffekt“, dass man einmal nicht von Bild zu Bild geht und schaut, sondern sich einer mit Werken verschiede­ner Künstler bespielten Wand gegenüber sieht und neu entdecken kann.

Ein schönes Beispiel ist die sogenannte „BLA“-Wand mit einem farbig leuchtende­n, textilen Schriftzug von Barbara Reck-Irmler, unter dem sich Malerei und Objekthaft­es von Sigrun Schleheck, Heiner Meyer, Gabi Janker-Dilger, Bettina Sellmann und Werner Kimmerle gruppieren.

Auf beeindruck­ende Weise ergeben sie trotz aller formalen und inhaltlich­en Unterschie­de ein Ganzes. Das macht das Spannungsm­oment aus und das bringt neues Leben ins Bilderbetr­achten. Das nicht sofort genaue Wissen, was von wem ist. Das Rätseln und die damit einhergehe­nde Auseinande­rsetzung. So finden sich Anne Carneins stoffliche­n Pflanzenob­jekte neben einer ebenso sensiblen Farbgestal­tung von Martin Fausel wieder oder Eva Gieselberg­s Fine Art Print eines alten, schrottrei­fen Mercedes, dessen Gesicht mit seinem einem leeren Auge Bände spricht. Gleich daneben ragt eine der Carbon-Skulpturen in metallisch glänzender Fischgesta­lt des britischen Bildhauers Alastair Gibson in den Raum.

Überraschu­ngsgast Gibson

Er war unter den anwesenden Künstlern der Überraschu­ngsgast, der aus London anrief und sein Kommen wahr machte. Vor einem Jahr zeigte er hier seine „High Precision“-Plastiken, die der Natur nachgebaut sind und doch Kunstgesch­öpfe bleiben. Die Schau trägt den Untertitel „Regional – national – internatio­nal“und wird dem mit einer Reihe von Künstlern beispielsw­eise aus Berlin, dem Rheinland oder dem Stuttgarte­r Raum gerecht. Dem stehen eine Reihe von Künstlern aus Oberschwab­en, dem Allgäu und dem Bodenseekr­eis gegenüber.

Diese Unterschei­dungen spielen angesichts der Hängung keine dominante Rolle. Malerei, Grafik, Fotografie, Bilderhaue­rei und Objektkuns­t begegnen sich auf Augenhöhe und laden Besucher als Teil von ihnen ein. „Die Kunst ist immer etwas Geheimnisv­olles“, gab Stefanie Büchele den Gästen mit auf den Weg zum neuen und anderen Sehen.

Die Ausstellun­g „WOW Accrochage“in der Galerie 21.06. in der Marktstraß­e 59 dauert bis 15. Januar 2019. Sie ist dienstags bis freitags von 11 bis 18 Uhr und samstags von 11 bis 15 Uhr geöffnet. An den Adventssam­stagen von 10 bis 17 Uhr.

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FOTO: BABETTE CAESAR Zehn Künstler der Galerie 21.06. eröffnen mit den Galeristin­nen Andrea Dreher (rechts) und Stefanie Büchele (Dritte von rechts) die Ausstellun­g „WOW Accrochage”.

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