Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Hochwasserschutz nötigt die Gemeinde Baienfurt zum Alleingang
Wenig Chancen auf eine gemeinsame Lösung mit Nachbargemeinden – Gemeinderat bringt Machbarkeitsstudie auf den Weg
BAIENFURT - Der Bach wirkt harmlos. Doch immer wieder tritt die Wolfegger Ach in Baienfurt über die Ufer, überflutet Grundstücke, Keller, Straßen. Eine Machbarkeitsstudie soll nun Klarheit schaffen, welche Maßnahmen zum technischen Hochwasserschutz möglich sind, und was sie kosten. Die Chancen, dass sich die Oberlieger-Gemeinden der bei Kißlegg entspringenden Wolfegger Ach an Maßnahmen und ihren Kosten beteiligen, werden in Baienfurt als gering eingeschätzt.
Das Arbeitspapier der Gemeindeverwaltung beschreibt die Probleme so: „Technisch und wirtschaftlich vertretbare Rückhalteräume sind auf unserem Gemeindegebiet nicht möglich. Wir müssen auf anderen Markungen diese Räume schaffen.“Da die Oberlieger-Gemeinden (Wolfegg, Kißlegg) aber keine Vorteile aus diesen Maßnahmen ziehen können, werde die Umsetzung schwierig. Erschwerend komme hinzu, dass die Landwirtschaft auf die Bewirtschaftung aller verfügbaren Flächen angewiesen ist. Baienfurt wird sich also wohl zunächst auf örtlich mögliche technische Schutzmaßnahmen beschränken.
Die Ingenieurgesellschaft Haug, Herzog + Partner wurde nun vom Gemeinderat mit den notwenigen Planungen beauftragt.
Gemeinderat Uwe Hertrampf (G+U) zeigte sich „etwas enttäuscht“darüber, dass in Sachen Rückhaltemaßnahmen seit zwei Jahren, als das Thema im Rat letztmals zur Debatte stand, kein Fortschritt erzielt wurde. Jetzt gehe man wieder zu Klein-Klein über. „Wir sind wieder auf dem Stand vor zehn Jahren“, stellte Hertrampf fest. Die interkommunale Zusammenarbeit komme nicht voran.
Welcher Landwirt sei schon bereit, sein Grundstück als Rückhaltefläche zur Verfügung zu stellen, fragte Bürgermeister Günter A.B inder. Für den Schaden müsse die Gemeinde aufkommen. Das sei ein großes Risiko. Aus dem Arbeitspapier der Gemeindeverwaltung Er sei gerne bereit, eine Versammlung mit Gemeinderäten und Landwirten einzuberufen.
Andrea Arnhold (CDU) sagte, ob klein oder groß – Hauptsache, es komme etwas Konkretes dabei heraus. Toni Stärk (CDU) erklärte, oberhalb von Bolanden (Markung Bergatreute) gebe es die Möglichkeit, eine Rückhaltefläche von rund 150 000 Kubikmetern Größe zu schaffen. Richard Birnbaum (FWV) brachte den Landkreis ins Gespräch. Dessen Aufgabe sei es, die Kräfte zu bündeln und ein Gesamtkonzept für das Kreisgebiet zu schaffen. Der große Wurf komme nur über den Landkreis. „Es geht um Baienfurt“, stellte Brigitta Wölk (SPD) fest. Sie sei „saumäßig gespannt“, was bei der Machbarkeitsstudie herauskommt.
„Technisch und wirtschaftlich vertretbare Rückhalteräume sind auf unserem Gemeindegebiet nicht möglich.“
Vorbild: Stadt Riedlingen
Je weiter das Wasser nach unten kommt, umso mehr Sand und Unrat bringe es mit, bemerkte Otto Weiß. Mit Entschädigungen sei den betroffenen Landwirten nicht geholfen. Man müsse zunächst im Ort technische Maßnahmen zum Hochwasserschutz treffen. Sein Vorbild sei da die Stadt Riedlingen. Im Übrigen regte Weiß an, neue Gebäude höher zu setzen. Michael Haug von der Ingenieursgesellschaft empfahl, zum Hochwasserschutz in Baienfurt mobile Elemente einzusetzen.