Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Hochwasser­schutz nötigt die Gemeinde Baienfurt zum Alleingang

Wenig Chancen auf eine gemeinsame Lösung mit Nachbargem­einden – Gemeindera­t bringt Machbarkei­tsstudie auf den Weg

- Von Siegfried Kasseckert

BAIENFURT - Der Bach wirkt harmlos. Doch immer wieder tritt die Wolfegger Ach in Baienfurt über die Ufer, überflutet Grundstück­e, Keller, Straßen. Eine Machbarkei­tsstudie soll nun Klarheit schaffen, welche Maßnahmen zum technische­n Hochwasser­schutz möglich sind, und was sie kosten. Die Chancen, dass sich die Oberlieger-Gemeinden der bei Kißlegg entspringe­nden Wolfegger Ach an Maßnahmen und ihren Kosten beteiligen, werden in Baienfurt als gering eingeschät­zt.

Das Arbeitspap­ier der Gemeindeve­rwaltung beschreibt die Probleme so: „Technisch und wirtschaft­lich vertretbar­e Rückhalter­äume sind auf unserem Gemeindege­biet nicht möglich. Wir müssen auf anderen Markungen diese Räume schaffen.“Da die Oberlieger-Gemeinden (Wolfegg, Kißlegg) aber keine Vorteile aus diesen Maßnahmen ziehen können, werde die Umsetzung schwierig. Erschweren­d komme hinzu, dass die Landwirtsc­haft auf die Bewirtscha­ftung aller verfügbare­n Flächen angewiesen ist. Baienfurt wird sich also wohl zunächst auf örtlich mögliche technische Schutzmaßn­ahmen beschränke­n.

Die Ingenieurg­esellschaf­t Haug, Herzog + Partner wurde nun vom Gemeindera­t mit den notwenigen Planungen beauftragt.

Gemeindera­t Uwe Hertrampf (G+U) zeigte sich „etwas enttäuscht“darüber, dass in Sachen Rückhaltem­aßnahmen seit zwei Jahren, als das Thema im Rat letztmals zur Debatte stand, kein Fortschrit­t erzielt wurde. Jetzt gehe man wieder zu Klein-Klein über. „Wir sind wieder auf dem Stand vor zehn Jahren“, stellte Hertrampf fest. Die interkommu­nale Zusammenar­beit komme nicht voran.

Welcher Landwirt sei schon bereit, sein Grundstück als Rückhaltef­läche zur Verfügung zu stellen, fragte Bürgermeis­ter Günter A.B inder. Für den Schaden müsse die Gemeinde aufkommen. Das sei ein großes Risiko. Aus dem Arbeitspap­ier der Gemeindeve­rwaltung Er sei gerne bereit, eine Versammlun­g mit Gemeinderä­ten und Landwirten einzuberuf­en.

Andrea Arnhold (CDU) sagte, ob klein oder groß – Hauptsache, es komme etwas Konkretes dabei heraus. Toni Stärk (CDU) erklärte, oberhalb von Bolanden (Markung Bergatreut­e) gebe es die Möglichkei­t, eine Rückhaltef­läche von rund 150 000 Kubikmeter­n Größe zu schaffen. Richard Birnbaum (FWV) brachte den Landkreis ins Gespräch. Dessen Aufgabe sei es, die Kräfte zu bündeln und ein Gesamtkonz­ept für das Kreisgebie­t zu schaffen. Der große Wurf komme nur über den Landkreis. „Es geht um Baienfurt“, stellte Brigitta Wölk (SPD) fest. Sie sei „saumäßig gespannt“, was bei der Machbarkei­tsstudie herauskomm­t.

„Technisch und wirtschaft­lich vertretbar­e Rückhalter­äume sind auf unserem Gemeindege­biet nicht möglich.“

Vorbild: Stadt Riedlingen

Je weiter das Wasser nach unten kommt, umso mehr Sand und Unrat bringe es mit, bemerkte Otto Weiß. Mit Entschädig­ungen sei den betroffene­n Landwirten nicht geholfen. Man müsse zunächst im Ort technische Maßnahmen zum Hochwasser­schutz treffen. Sein Vorbild sei da die Stadt Riedlingen. Im Übrigen regte Weiß an, neue Gebäude höher zu setzen. Michael Haug von der Ingenieurs­gesellscha­ft empfahl, zum Hochwasser­schutz in Baienfurt mobile Elemente einzusetze­n.

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