Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Händler wollen weiter Autos in der Wangener Altstadt
Verkehrsthemen dominieren Ergebnisse der Befragung von Händlern, Gastronomen und Dienstleistern
WANGEN - Die Stadt hatte im Sommer 284 Einzelhändler und Gastronomen in der Wangener Innenstadt und im Waltersbühl zu ihrer Lage, zu Wünschen und Problemen befragt. 82 oder knapp 29 Prozent von ihnen haben anonym geantwortet. Heraus kamen unter anderem konkrete Informationen zur generellen Geschäftslage und eine Menge Ideen zur besseren Vermarktung des Wangener Handels – auch mit Blick auf die Landesgartenschau. Ein klares Votum gaben die Teilnehmer zum Verkehr ab: Sie wollen Autos und Busse in der Altstadt belassen, wie die von Wirtschaftsförderer Holger Sonntag am Montagabend im Gemeinderat vorgestellten Ergebnisse der Befragung besagen.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Mehr als drei Viertel der Händler, Gastronomen und Dienstleister beantworteten die Frage, ob „der motorisierte Verkehr in ihrem Standortumfeld reduziert werden“soll, mit „nein“. Da 90 Prozent aller Antworten von Geschäftsverantwortlichen aus den Bereichen Oberstadt/Lindauer Straße sowie Unterstadt/Argencenter stammen, bedeutet dies vor allem: Es sollen weiterhin Autos durch die Straßen der Wangener Altstadt rollen dürfen.
Ebenfalls ein klares, wenn auch nicht ganz so eindeutiges Bild zeichnen die Befragungsergebnisse zu einem zweiten verkehrspolitischen Dauerthema rund um das Wangener Zentrum: die Zukunft der Stadtbusse. Seit längerem gibt es hier ein Für und Wider zur Frage, ob diese weiterhin die Altstadt direkt anfahren dürfen oder ob sie stattdessen nur bis zu Haltepunkten rund um Wangens „gute Stube“verkehren sollen. Ergebnis hier: 58 der Teilnehmer wollen den Stadtbusverkehr in seiner jetzigen Form nicht antasten.
Und auch eine dritte, immer wieder aufkeimende verkehrspolitische Debatte findet in den Resultaten Niederschlag. Demnach sehen Händler, Gastronomen und Dienstleister Handlungsbedarf bei der Bewirtschaftung der Parkplätze: Etwas mehr als die Hälfte von ihnen (52 Prozent) bejahten die entsprechende Frage – und ergänzten sie mit eigenen Vorschlägen: Mehrere forderten „nachschüssiges Parken“, also das Bezahlen bei der Abfahrt. Andere wollen kostenloses Parken an Samstagen, mehr Kurzzeitparkplätze, um den Umschlag zu erhöhen, mehr Kontrollen oder einen kostenpflichtigen P14.
Außerdem beinhalten die Befragungsergebnisse diverse Anregungen zur Schaffung zusätzliche Stellflächen für Autos: Dazu zählen die Erweiterung des P14, dort, am P15 (Argencenter) und am Stadion der Bau von Parkdecks, eine entsprechende Nutzung des Bahnhofsareals, weitere Tiefgaragen, das Entfernen von Blumenkästen und Pollern sowie die Reduzierung der Außenbestuhlung durch Gastronomen. Allerdings zeigt die Umfrage auch Widersprüchliches, da es auch Forderungen nach weniger Parkplätzen in der Bindstraße beziehungsweise Verkehrsberuhigungen dort und in der Schmiedstraße gibt.
Angesichts der Vielzahl von Vorschlägen konstatierte Wirtschaftsförderer Holger Sonntag: Neben dem Marketing brennten Händlern, Gastronomen und Dienstleistern vor allem die Themen Verkehr und Parken „unter den Nägeln“. Zum „nachschüssigen“Parken erklärte er: „Die Zeit ist wohl reif.“Und auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“ergänzte er: Die Ergebnisse zum Verkehr generell seien wertvoll. Jetzt könne die Meinung der Händler in das bald zur Vorstellung anstehende, entsprechende Konzept einfließen.
Parkplatz oder Strafzettel?
„Unter den Nägeln“brennt der Altstadtverkehr auch den Stadträten. Das wurde bei der kurzen Diskussion zur Händlerbefragung auch am Montagabend erneut deutlich. So sagte Otto Joos (CDU), Chef des gleichnamigen Metzgereibetriebs in der Altstadt und im Waltersbühl: „Die Kunden dürfen nicht darüber nachdenken müssen, ob sie einen Parkplatz oder einen Strafzettel bekommen.“Dagegen beklagte Doris Zodel (GOL) mangelnde Alternativen zum Auto – und fragte, warum die Befragten keine besseren Busverbindungen forderten. Denn: „Wenn ich am Samstag zum Einkaufen komme, bin ich auf das Auto angewiesen.“ Zodels Fraktionschef Tilman Schauwecker wollte die Antworten zum Verkehr lediglich „zur Kenntnis“nehmen. Bei einigen Details sah er aber GOL-Forderungen bestätigt: So läge der Stadt seit Jahresbeginn ein Antrag zum „nachschüssigen“Parken und zur ebenfalls von Händlern geforderten Verlagerung von Schülerparkplätzen. Eine Antwort stehe noch aus.
Allerdings hatte die Befragung nicht nur den motorisierten Verkehr zum Thema. Gleich eine ganze Reihe von Ideen gingen für die Standorte neuer Fahrradparkplätze ein. Für Holger Sonntag Anlass, die Vorschläge genauer unter die Lupe zu nehmen – bei einem Stadtrundgang gemeinsam mit dem Sanierungsbeauftragten Martin Schwenger.
Soll es weiter Autoverkehr in der Altstadt geben? Müssen die Stadtbusse raus? Braucht es mehr Parkplätze? Sind bessere Busanbindungen Richtung Innenstadt nötig? Beteiligen Sie sich an einer Onlineumfrage unter schwaebische.de/ altstadthandel