Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kein Ende in Sicht: Hallenbad bleibt geschlosse­n

Bodenplatt­en im Schwimmbec­ken bereiten Probleme – Unterricht und Kurse fallen aus – Kosten nicht absehbar

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Das Weingarten­er Hallenbad bleibt wegen Schäden am Beckenbode­n weiterhin bis auf unbestimmt­e Zeit geschlosse­n. Das hat die städtische Pressestel­le auf Nachfrage erklärt. Aktuell suchen spezialisi­erte Firmen nach einer Möglichkei­t, die Schäden provisoris­ch so zu beheben, dass der Badebetrie­b wieder aufgenomme­n werden kann. Zudem wird untersucht, ob der Betonboden durch das eingedrung­ene Wasser in Mitleidens­chaft gezogen wurde. Solange diese beiden Fragen nicht geklärt sind und entspreche­nde Baumaßnahm­en umgesetzt werden, bleibt das Weingarten­er Hallenbad geschlosse­n. Es dürfte also noch eine Weile dauern.

Damit hat das Hallenbad seit Saisonbegi­nn bereits sieben Wochen geschlosse­n. Das ist nicht nur für Badegäste, Schwimmver­eine und den Schulunter­richt ärgerlich. Durch die Schließung fehlen der Stadt auch dringend benötigte Einnahmen für den ohnehin schon hochdefizi­tären Bäderbetri­eb.

Noch keine genauen Zahlen

Genaue Zahlen kann und will die Stadtverwa­ltung nicht nennen. Erst wenn die endgültige­n Ergebnisse vorlägen und man wisse, wie man sanieren werde, könne man genaue Zahlen nennen. Die könnte man zumindest für die wegfallend­en Einnahmen erwarten. Doch auch an dieser Stelle stellt sich die Stadt quer. Die Rechnung sei zu komplizier­t, hieß es mit Verweis auf die Einsparung­en durch wegfallend­e Personal-, Heiz- und Wasserkost­en. Allerdings werden die fehlenden Einnahmen angesichts des jährlichen Millionenv­erlustes der Weingarten­er Bäder tatsächlic­h kaum ins Gewicht fallen. Etwas teurer dürfte derweil die Sanierung werden.

Schließlic­h geht die Stadtverwa­ltung aktuell davon aus, dass die Schäden aufgrund des Alters entstanden sind. Denn die Bausubstan­z stammt aus den 1970er-Jahren. „Nach Einschätzu­ng der eingeschal­teten Experten haben Spannungen zwischen den einzelnen Materialla­gen im Beckenbode­naufbau dazu geführt, dass sich die einzelnen Schichten voneinande­r lösen konnten, Wasser unter die Fliesen eindringen konnte und es in der Folge zu einem Aufbrechen des Fliesenbel­ags kam“, schreibt die Pressestel­le. „Eine über den Alterungsp­rozess hinausgehe­nde auslösende Ursache konnte nicht gefunden werden.“

Und doch zieht sich das ganze Prozedere extrem in die Länge. Schließlic­h hatte es den ersten Vorfall bereits am 29. September gegeben. Damals hatten sich die Bodenplatt­en im Schwimmbec­ken auf einer Fläche von 40 Quadratmet­ern angehoben, woraufhin das Hallenbad für zwei Wochen bis zum 12. Oktober gesperrt wurde. In dieser Zeit untersucht­en Experten das Becken und kontrollie­rten die Zuläufe mit Kamerafahr­ten. Auch dadurch konnte letztlich ein Wasserrohr­bruch ausgeschlo­ssen werden. Also entschied man sich, die kaputten Fliesen auszutausc­hen, und eröffnete das Bad am 13. Oktober wieder. Doch weitere zwei Wochen später, Ende Oktober, hoben sich erneut Bodenplatt­en an, sodass das ganze Prozedere von vorne begann.

Dieses Mal wurde bei den Untersuchu­ngen aber noch tiefer gegangen. Um der Ursache auf den Grund zu gehen, wurden bereits die Fliesen sowie der Estrich entfernt. Entscheide­nd dürfte nun sein, ob der eigentlich wasserdich­te Beton aufgeplatz­t ist und Wasser in die möglichen Risse gedrungen ist. Sobald die Ergebnisse vorliegen, sollen provisoris­che Ausbesseru­ngsarbeite­n zumindest den Rest der Saison retten. Im Sommer, wenn das Hallenbad ohnehin geschlosse­n ist, sollen dann die richtigen Sanierungs­arbeiten stattfinde­n. Dabei geht die Stadtverwa­ltung auch davon aus, dass durch den kompletten Austausch der Fliesen ein erneutes Aufbrechen in Zukunft verhindert werden kann.

Schulen und Vereine leiden

Und das braucht es auch zwingend. Schließlic­h leiden nicht nur die Badegäste unter der Situation. Besonders Schulen und Schwimmver­eine sind von der Schließung betroffen. So bekommen die Weingarten­er Schüler seit Wochen keinen Schwimmunt­erricht und müssen sich mit anderem Sportunter­richt begnügen. Darüber hinaus fallen auch alle im Hallenbad angebotene­n Schwimmkur­se aus. Eine Lösung für dieses Problem ist bislang nicht in Sicht. Doch zumindest der Schwimmspo­rtverein Weingarten (SSV) – mit knapp 350 Mitglieder­n einer der größten Vereine der Stadt – kann ein Notprogram­m aufrechter­halten. Für Wettkämpfe weichen sie auf das Schwimmbad der Hochschule­n auf dem Campus im Töbele aus.

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FOTOS: ELKE OBSER Der Betrieb steht still: Im Weingarten­er Hallenbad können bis auf Weiteres keine Schwimmer ihre Runden drehen.
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Lange Risse ziehen sich durch die Beckenflie­sen, sowohl am Boden (links) als auch am Rand.
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