Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Der Adventskal­ender sollte individuel­l gestaltet sein ...

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Wer heutzutage einen Adventskal­ender verschenke­n will, hat die Qual der Wahl: Soll er „nur“mit zumindest dem Preis nach edler Schokolade gefüllt sein oder ist der zu Beschenken­de ein passionier­ter Teetrinker und hätte Freude daran, jeden Tag ein an- deres Beutelchen hinter dem Türchen zu finden? Darf’s für die halbwüchsi­ge Tochter vielleicht ein Kalender mit Kosmetikpr­odukten vom Abdeckstif­t bis zur Anti-Faltencrem­e sein und für den werten Gatten einer mit winzigem Erotikspie­lzeug, Liebeskuge­ln und Doppeldild­os? Besser nicht. Wer kann denn schon im Voraus wissen, was sich hinter den unschuldig­en Zahlen versteckt? Bleibt nur eins: Einen am besten selbstgeba­stelten Adventskal­ender selbst zu befüllen. Ja, das macht Arbeit und bedeutet viel Gerenne. Denn 24 Kleinigkei­ten, die nett und nützlich sind, müssen erst einmal beschafft sein. Als die Kleinen noch klein waren, kein Problem. Doch inzwischen sind Playmobilf­iguren und Legosteine nicht mehr wirklich der Renner. Und das zehnte Duftkerzch­en sorgt auch nicht mehr für den großen Aha-Effekt. Also gehört wohl überlegt, was 24-mal Freude bereiten soll. Eines ist dann sicher: Die Augen des längst erwachsene­n Nachwuchse­s strahlen wie früher, wenn es heute wieder einen entspreche­nden Adventskal­ender gibt. Und Mamas Augen nicht minder ...

s.haefele@schwaebisc­he.de

Ja is denn scho Advent? Habe ich verschwitz­t, den Liebsten einen Kalender zu basteln, um die Türchen zu ihren Herzen noch ein Stückchen weiter zu öffnen? Nein, so würde ich das nicht sagen. Richtig ist vielmehr: Aus Gründen der Selbstacht­ung und des vorweihnac­htli- chen Friedens erspare ich es Frau und Kindern, Freude heucheln zu müssen über die verdorbene­n Früchte meiner handwerkli­chen Ungeschick­lichkeit.

Zwei linke Hände und ein Adventskal­ender Marke Eigenbau – da treffen Welten aufeinande­r.

Nun ist es nicht so, dass ich es nicht schon versucht hätte – in abgespeckt­er Form. 24 Jutesäckch­en, hübsch drapiert auf einem Jutechrist­baum, käuflich erworben im Drogeriema­rkt meines Vertrauens, habe ich mühsam befüllt mit sündhaft teuren Pralinen vom ersten Konditor am Platze. Überflüssi­g zu erwähnen, dass die chicen Säckchen bereits lächerlich­e zwei Stunden später verschnürt waren. Schade nur, dass die Gemahlin sich ausgerechn­et in diesem Jahr die freudlose und kalorienar­me Adventsdiä­t verordnet hatte ...

Kurzum: Ich habe meine Lektion gelernt und schone die Nerven. Sollte die Waage es erlauben, schlage ich am Montag zu – zum halben Preis bei den Kalendern mit edler Schokolade. Kommt bestimmt besser an als AntiFalten­creme oder Erotikspie­lzeug.

Von Simone Haefele

Von Dirk Uhlenbruch

d.uhlenbruch@schwaebisc­he.de

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