Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wangens mediterraner Fels in der kulinarischen Brandung
Wangen im Schneeregen. Der Fuß im Matsch. Die Stimmung im Tief. Vor diesem Hintergrund ist das Da Franco am Saumarkt ein exzellenter Fluchtpunkt, um meteorologische und seelische Verwerfungen sowie die unfreundliche Welt überhaupt hinter sich zu lassen. Und kaum ist die Glastür ins Schloss gefallen, ertönt auch schon das fröhliche Pfeifen des Küchenchefs, der gegen den Winterblues ein probates Mittel hat: ehrliche italienische Küche, aber mit Tiefgang. Denn das bewährte Haus verzichtet bewusst auf Pizzen und wirft auch sonst nicht mit Kohlehydratmassen um sich. Der typische Italiener um die Ecke ist das Da Franco also nicht.
Im Gastraum verbreiten schwarzes Leder, Buchenholz und ein dezentes Taubengrau zurückhaltendende
Eleganz. Aus den Lautsprechern tröpfelt Kaufhausgedudel, gerade noch leise genug, um die Nerven nicht allzusehr zu strapazieren. Die Chefin serviert, klassisch in Schwarz-Weiß gekleidet, mit freundlicher Aufmerksamkeit jenseits der bisweilen als italienischer Charme missverstandenen Schmalzigkeit. Als samtiger Seelentröster entpuppt sich die schaumige Kartoffelsuppe mit Rucola, in der ein Quartett von Garnelen kreuzt. Ihr Fleisch ist noch leicht glasig im Kern, sodass ihr süßliches Aroma sich wunderbar entfaltet, aufgefangen von der seidigen Suppe, in der sich die Kartoffeln in der dezenten Sahnigkeit verlieren. Die Karte fällt übrigens damit auf, dass auf ihr der saisonale Wind weht – und tatsächlich auch eine schöne Reihe von frischen Fischgerichten steht. Im Hauptgang inszeniert der Küchenchef Nudeln, Von Erich Nyffenegger Datteltomaten, Knoblauch, Zwiebeln, Olivenöl und Salsicca – also italienische Rohwurst – in eindringlicher Einfachheit. Die Knoblauchnoten sind nicht dominant, aber allgegenwärtig. Die Wurst bringt genug Würze mit für die Penne. Die Frucht der Tomaten, die hellen Noten des Öls – italienische Küche kann so einfach sein und dabei köstlicher als alles Kapriziöse. Einziger Kritikpunkt: Pasta, die den idealen Garpunkt locker um zwei, drei Minuten überschritten hat. Eine Unachtsamkeit, die sich allerdings an keiner anderen Stelle wiederholt, sodass sie als Einzelschwäche zu werten sicher nicht verkehrt ist.
Einen besonders erfrischenden Akzent dazu setzt der Beilagensalat, der – obwohl Beiwerk – ebenfalls mit viel Aufmerksamkeit angerichtet ist. Die knackigen Elemente profitieren von einem guten Weißweinessig und dem eher neutralen Öl, das Blattsalaten, Tomaten und Gurken ihre geschmackliche Eigenständigkeit lässt.
Den vorletzten Akt in diesem kulinarischen Bravourstück bildet ein Tiramisu, das endlich einmal nicht pappig und grell übersüßt daherkommt, sondern in dem Zucker und Schokolade eher leise Töne spielen. Der makellose Espresso – von sämiger Crema gekrönt – vervollkommnet den positiven Eindruck.
Und so verändert der beglückende Besuch des Restaurants in der Wangener Altstadt die Wahrnehmung, sodass man tanzen möchte im Schneematsch. Ganz im Bewusstsein, dass im Da Franco einer pfeifend wartet, um allfällige Trübsal köstlich zu vertreiben.
Restaurant Da Franco
Am Saumarkt 1
88239 Wangen im Allgäu Telefon 07522-913433 www.da-franco-wangen.de Geöffnet Dienstag bis Samstag von 11.30-14.30 und ab 18 Uhr, Sonntag und Montag Ruhetage. Hauptgerichte 11,50-28,50 Euro.
Weitere „Aufgegabelt“-Folgen: www.schwäbische.de/aufgegabelt