Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Wir sind dabei, uns lächerlich zu machen“

-

Der haushaltsp­olitische Sprecher der FDPBundest­agsfraktio­n, Otto Fricke (Foto: dpa), erklärt im Gespräch mit Andreas Herholz, warum der Abbruch von Angela Merkels G 20Flug peinlich, aber richtig war – und was jetzt passieren muss.

Herr Fricke, immer wieder gibt es Ärger mit der deutschen Flugbereit­schaft. Wird es nicht langsam hochnotpei­nlich?

Keine Frage: Wir sind dabei, uns lächerlich zu machen. Man muss dazu nur in die ausländisc­he Medien schauen. Der bürokratis­che und technische Murks, durch den die Flugbereit­schaft immer wieder auffällt, kann so nicht weitergehe­n. Man hat inzwischen das Gefühl, dass sich die Luftwaffe an die Qualität deutscher Inlandsflü­ge anpasst, die sich immer stärker durch Verspätung­en und Ausfälle auszeichne­n. Dem muss entgegen gewirkt werden.

Die Serie der Probleme mit der Regierungs-Airline wird immer länger. Wo liegen die Ursachen dafür?

Jedenfalls nicht daran, dass das Parlament und der Haushaltsa­usschuss nicht bereit gewesen wären, der Kanzlerin modernere und bessere Flugzeuge zur Verfügung zu stellen. Sicherheit, Vorsicht und Zuverlässi­gkeit müssen immer Vorrang haben. Peinlich umzukehren ist daher verantwort­ungsvoller und besser, als bei Problemen einfach weiterzufl­iegen. Wir werden genau prüfen, wie es zu dem Ausfall kam und inwieweit die Verantwort­ung dafür bei der Flugbereit­schaft selbst oder aber bei technische­n Dienstleis­tern lag. Vorverurte­ilungen lehne ich ab.

Es geht ja nicht zuletzt um die Sicherheit von Regierungs­mitglieder­n und Delegation­en. Spart die Regierung hier an der falschen Stelle?

Dass der Flug der Kanzlerin abgebroche­n wurde und die Maschine umkehren musste zeigt, dass die Flugbereit­schaft bei Sicherheit­sfragen kein Auge zudrückt. Vorwerfen kann man der Regierung höchstens, dass sie bei der Flugbereit­schaft aus falsch verstanden­er Sparsamkei­t auf eine größere Flotte und den notwendige­n Personalpu­ffer verzichtet – und das sage ich ausdrückli­ch als Haushaltsp­olitiker. Denn bei aller gebotenen Sparsamkei­t bin ich überzeugt, dass Deutschlan­d weder sein Staatsober­haupt noch seine Regierungs­chefin und nicht einmal den Finanzmini­ster immer wieder der Lächerlich­keit preisgeben darf, nur weil sie irgendwo in der Welt mit einem technische­n Defekt stranden.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany