Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Das tut der Demokratie gut

- Von Sabine Lennartz

Das kann nicht jede Partei bieten: einen Wettkampf zwischen drei Kandidaten, die den Vorsitz übernehmen könnten und auch als Kanzler geeignet wären. Die Wahl auf dem Hamburger CDUParteit­ag wird zu einer Art Schlager der Politsaiso­n. Fast alle interessie­ren sich dafür, viele sind gespannt.

Und die Wahl fällt nicht leicht, jeder Kandidat hat seine Vorzüge. Jens Spahn hat gezeigt, dass er kämpfen kann, er hat unkonventi­onelle Ideen und kann zuspitzen, er hat sich Angela Merkel entgegenge­stellt und Mut bewiesen. Doch seine Zeit könnte auch erst noch kommen – vielleicht in einigen Jahren.

Bei Annegret Kramp-Karrenbaue­r ist das anders. Der Parteitag ist vermutlich ihre letzte große Chance, den Weg zu einer Kanzlersch­aft zu betreten. Der Vorteil der Generalsek­retärin ist, dass sie das Innenleben der CDU bestens kennt. Die Verfechter der Theorie, dass die CDU auch SPD-Wähler oder Grüne ansprechen muss, dass sie nur mit einer starken Mitte stark wird, hoffen auf KrampKarre­nbauer. Die Nähe zur Kanzlerin kann ihr strategisc­h helfen, ist aber gleichzeit­ig auch ihr größter Nachteil, denn viele wollen – trotz aller unbestritt­enen Verdienste – keine Merkel 2.0.

Und dann gibt es Friedrich Merz, für viele der Inbegriff eines strammen Konservati­ven mit klarem wirtschaft­spolitisch­en Profil. Eine Führungspe­rsönlichke­it, nach der sich in der Merkel-Ära einige gesehnt haben. Merz tut dem einschläfe­rnden Politikbet­rieb gut, er wäre deshalb gut für die Demokratie. Denn die CDU könnte an Profil gewinnen und vielleicht auch Wähler von der AfD zurückhole­n. Selbst die SPD hat Grund, auf Merz zu hoffen: Denn die Unterschie­de der Großkoalit­ionäre, die sich bis ins Unkenntlic­he verwischt haben, würden wieder deutlicher zutage treten.

Auf den letzten Metern hat Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble sich in die Diskussion eingeschal­tet. Merz sei ein Mann, der nicht nur Diskussion­en abwarte, sondern sie auch gestalte. Genau das aber ist es, was viele Wähler in den vergangene­n Jahren schmerzlic­h vermisst haben.

s.lennartz@schwaebisc­he.de

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