Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Zeit für Kompromiss­e

- Von Katja Korf

Föderalism­us ist gut, aber nur, wenn er funktionie­rt. Die Probleme beim Informatio­nsaustausc­h der Sicherheit­sbehörden in Bund und Ländern sind seit Jahren offensicht­lich. Wer mit seinen Kindern von Baden-Württember­g nach Bayern umzieht, steht vor Schwierigk­eiten, weil die Schulsyste­me sich unterschei­den.

Nun kann man nach mehr Macht für den Bund rufen: Einheitlic­he Vorgaben für alle, zentral organisier­te Behörden statt Kleinstaat­erei in 16 Bundesländ­ern. Doch auch dieses Modell muss nicht funktionie­ren. Wenn BadenWürtt­embergs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n wettert, weder Bundesamt für Migration noch Eisenbahnb­undesamt seien gut arbeitende Behörden, hat er recht. Vieles wissen Fachleute vor Ort besser, sie kennen die regionalen Besonderhe­iten.

Die Kunst ist es, große Verwaltung­en bürgernah und flexibel zu organisier­en. Das ist Aufgabe der Regierunge­n in Land und Bund. Ebenso ist es ihr Job, fair und zielorient­iert miteinande­r zu verhandeln. Das hat der Bund beim Digitalpak­t versäumt, indem er kurz vor Schluss Bedingunge­n aufstellte, die viele Länder nicht mittragen konnten.

Die Schulen brauchen das Geld aus Berlin für WLAN und Laptops. Deswegen müssen alle Beteiligte­n Kompromiss­e eingehen. Die aktuelle Debatte mag Verfassung­srechtler erfreuen, viele Bürger können sie nicht nachvollzi­ehen.

k.korf@schwaebisc­he.de

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