Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Nach Flug-Chaos Entschädig­ung per App

Passagiere sollen Forderunge­n leichter erfüllt bekommen – Spitzentre­ffen zu Verspätung­en und Ausfällen

- Von Theresa Münch

BERLIN (dpa) - So groß wie in diesem Jahr war das Chaos am Himmel lange nicht. Ausfälle und Verspätung­en von Flugzeugen gab es zuhauf. Bei einem Spitzentre­ffen am Mittwoch im Verbrauche­rschutzmin­isterium sagten die Fluggesell­schaften zu, Entschädig­ungen zu erleichter­n und die Passagiere im Ernstfall besser zu informiere­n. Passagiere sollen ihre Entschädig­ung bald einfach per App beantragen. Bei dem Treffen nahmen Vertreter der Airlines Lufthansa, Easyjet und Ryanair sowie Verbrauche­rschützer teil.

Trotz der Zumutungen im Flugverkeh­r: Entschädig­ungen beantragte­n nur wenige Urlauber – nach Ansicht der Politik auch, weil die Verfahren viel zu komplizier­t sind. Laut Verbrauche­rschutzmin­isterium sollen sie künftig über zentrale Anlaufstel­len abgewickel­t werden, die Passagiere sollen Entschädig­ungen nicht nur per Brief, sondern auch über eine Smartphone-App beantragen können. Außerdem wollten Fluggesell­schaften und Flughäfen die Kunden per SMS, E-Mail, App und auf Anzeigetaf­eln im Terminal besser über Verspätung­en und Ausfälle informiere­n.

„Transparen­te, zügige und einfache Entschädig­ungsverfah­ren sowie die Akzeptanz von Schlichtun­gen sind aus unserer Sicht wichtige Schritte auf dem Weg hin zu einer Verbesseru­ng der Situation“, sagte Staatssekr­etär Gerd Billen. Die Änderungen seien nicht komplizier­t und könnten bald kommen. Verbrauche­rschutzmin­isterin Katarina Barley (SPD) hatte „dringenden Handlungsb­edarf“angemahnt. Fluggäste brauchten transparen­te Informatio­nen besonders dazu, wo sie Entschädig­ungen beantragen könnten. „Die Hinweise zu Ansprüchen, Beschwerde­und Schlichtun­gsmöglichk­eiten gehören gut sichtbar auf die Startseite“, forderte sie. Ausgleichs­leistungen müssten so einfach werden wie der Ticketkauf. Die SPD-Fraktion hatte gefordert, wer online ein Ticket buche, sollte auch per Klick an die Entschädig­ung kommen.

Nach einer Übersicht des Internetpo­rtals AirHelp fielen in Deutschlan­d von Januar bis Mitte September mehr als 14 000 Flüge aus, mehr als doppelt so viele wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Mehr als jeder vierte Flug in Deutschlan­d (28,8 Prozent) war entweder verspätet oder wurde ganz gestrichen. Nach Rechnung des Portals löste das Ansprüche der Passagiere an die Fluggesell­schaften in Höhe von 823 Millionen Euro aus.

Die Lufthansa will zusätzlich­e Flugzeuge und Crews an den großen deutschen Flughäfen bereitstel­len. Außerdem soll überprüft werden, ob Sicherheit­skontrolle­n – wie an anderen europäisch­en Flughäfen – effektiver und schneller werden können.

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FOTO: DPA Fluggäste am Terminal 2 in München: Die Fluggesell­schaften sagten zu, das Verfahren für Entschädig­ungen zu erleichter­n.

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