Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Konsumverz­icht à la Schweighöf­er und Fitz

„100 Dinge“: Leichte Komödie passend zur Vorweihnac­htszeit

- Von Matthias von Viereck

Unsere Urgroßelte­rn, so teilt es uns dieser Film gleich zu Beginn in einer hübschen Sequenz mit, besaßen gerade einmal 57 Gegenständ­e. Heute besitzen wir im Schnitt um die 10 000 Dinge. Florian David Fitz (Regie und Hauptdarst­eller) und sein Mitstreite­r Matthias Schweighöf­er (Darsteller und Produzent) nehmen sich nun in einer eingängige­n und nachdenkli­ch stimmenden Komödie des Themas an, wie diese 10 000 Dinge über unser Leben bestimmen – und nicht wir über sie.

Schon immer ging es zwischen Paul (Fitz) und Toni (Schweighöf­er) vor allem darum, wer der Bessere ist. Zwar können die beiden nicht ohne einander, nach eigenem Bekunden sind sie gar „beste Freunde“. Bei einer feuchtfröh­lichen Party jedoch kommt es vor versammelt­er Belegschaf­t zu einer folgenschw­eren Wette: 100 Tage lang müssen die beiden auf alle Gegenständ­e verzichten. Tagtäglich kommt nur ein Ding zurück: sei es eine Unterhose, sei es ein Mantel oder das geliebte Handy. Für zwei so konsumfixi­erte Menschen wie Toni und Paul ist das eine veritable Herausford­erung. Nach der Feier jedenfalls erwachen sie in ihren leer geräumten Lofts, nackt, ohne einen Gegenstand um sich herum.

Auch wenn der Humor nicht immer zündet in „100 Dinge“, so gibt es doch manch hübschen Moment in diesem Film. Vor allem Maria Furtwängle­r macht auf sich aufmerksam, einer denkbar kleinen Rolle zum Trotz. Furtwängle­r gibt eine RiesenZick­e mit einer riesigen Brille, der einige knallige Sätze in den Mund gelegt werden. Auch die anderen Darsteller – Hannelore Elsner, Katharina Thalbach, Miriam Stein und Wolfgang Stumph – machen ihre Sache gut.

Ob man dem zur Vorweihnac­htszeit verbreitet­en Konsumwahn ausgerechn­et mittels einer doch eher leichten Mainstream-Komödie ein Schnippche­n schlagen kann, ist fraglich. Und doch verfügt der Film über Szenen, die nahelegen, dass es dem Duo Fitz/Schweighöf­er tatsächlic­h darum geht, das Zielpublik­um zum Nachdenken anzuregen. Und wer weiß, vielleicht macht sich ja die eine oder die andere Teenie-Runde im Anschluss an diesen Film beim Softgeträn­k im Schnellimb­iss wirklich Gedanken darüber, ob es zu Weihnachte­n unbedingt schon wieder ein neues Digitalger­ät sein muss. (dpa)

100 Dinge. Regie: Florian David Fitz. Mit Matthias Schweighöf­er, Florian David Fitz, Miriam Stein. Deutschlan­d 2018. 100 Minuten.FSK ab 6.

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FOTO: WARNER BROS. Paul (Florian David Fitz, rechts) und Toni (Matthias Schweighöf­er) können sich zunächst nicht vorstellen, auf lieb gewonnene Dinge des täglichen Lebens zu verzichten.

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