Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Zwischen Kumpel und Armani-Rocker

Marius Müller-Westernhag­en wird 70

- Von Esteban Engel

BERLIN (dpa) - Nein, ein alternder Popstar wolle er nicht werden. „Um Gottes willen, das ist unwürdig! Man darf eine Karriere nicht auf Ruhm und Erfolg bauen, die sind vergänglic­h“, hatte Marius Müller-Westernhag­en gesagt, als er im vergangene­n Jahr mit dem inzwischen abgeschaff­ten Echo für sein Lebenswerk geehrt wurde. Dann gab er im Zuge der Antisemiti­smus-Debatte um den Echo alle seine sieben Preise aus Protest zurück. „Ich muss mich in meiner Arbeit erkennen, dann weiß ich, dass ich wahrhaftig bin, unabhängig davon, ob mich die Leute bejubeln oder verdammen.“An Jubel hat es dem Rockstar nie gemangelt.

Ob Westernhag­en zu seinem 70. Geburtstag an diesem Donnerstag auf seine Karriere blickt, auf die vollen Stadien und die Begeisteru­ng seiner Fans, ist schwer zu sagen. Für ein Gespräch war er nicht erreichbar, auch Anrufe an sein Management nutzten nichts. „Der 6. Dezember ist für mich nur ein weiterer Tag in einem nach wie vor aufregende­n Leben“, hatte er an seinem 65. gesagt. Daran dürfte sich wenig geändert haben.

Der Sohn des Schauspiel­ers Hans Müller-Westernhag­en entdeckte zunächst die Theaterbüh­ne. 1963 spielte er seine erste Hauptrolle in einem Fernsehfil­m. Bis 1987 folgten 25 weitere Leinwandau­ftritte, etwa als Sprücheklo­pfer aus dem Ruhrpott in „Theo gegen den Rest der Welt“. Mit einer Persiflage auf Paul McCartneys „Give Ireland Back to the Irish“sorgte er mit „Gebt Bayern zurück an die Bayern“für Aufsehen, 1975 folgte das Debütalbum und später die Empörung über sein Lied „Dicke“.

Mit Alben wie „Mit Pfeffermin­z bin ich dein Prinz“, „Sekt oder Selters“und „Stinker“zeigte er seine Qualitäten als Textschrei­ber und Rock’n’Roller. Irgendwann fiel der „Müller“weg. Westernhag­en wurde mit den Alben „Westernhag­en“, „Halleluja“, „JaJa“, „Affentheat­er“und „Radio Maria“zum Star. Er füllte Stadien, der Theo-Kumpeltyp mutierte zum „Armani-Rocker“, wie die „Frankfurte­r Allgemeine Zeitung“schrieb.

Westernhag­en versteht sich als Aufklärer. Er habe sich stets als „Hofnarren“gesehen und wolle der Gesellscha­ft den Spiegel vorhalten, sagte er im Interview im vergangene­n Jahr. „Das hat sehr viel zu tun mit Liebe und Empathie für die Menschen, die bereit sind, mir zuzuhören.“

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FOTO: DPA Immer schick: Marius Müller-Westernhag­en.

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