Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Neue Putzkolonn­en für sauberere Schulen gesucht

Stadt schreibt Dienstleis­tung neu aus und achtet mehr auf Qualität, weniger auf Kosten

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Seit Jahren häufen sich die Beschwerde­n über ekelerrege­nde Zustände in Toiletten öffentlich­er Gebäude. Vor allem in Ravensburg­er Schulen waren die Zustände zeitweise schlimm. Ein möglicher Grund dafür – abgesehen von den Benutzern der Toiletten: Die Stadt setzte immer mehr auf Fremdfirme­n als auf eigenes Personal, weil sich so die Hälfte der Kosten sparen ließ. Bei der anstehende­n neuen Ausschreib­ung soll daher wieder mehr auf Qualität geachtet werden, die Kosten spielen dabei keine so wichtige Rolle mehr. Zudem hat die Stadt eine neue Mitarbeite­rin eingestell­t, die sich ausschließ­lich um das „Reinigungs­management“kümmert. Dazu gehört vor allem die Kontrolle der beauftragt­en Firmen und die Entgegenna­hme von Beschwerde­n.

Warum nicht gleich wieder eine eigene Putzkolonn­e einstellen? Das würde nach Berechnung­en der Stadtverwa­ltungen statt einer knappen Million Euro im Jahr das Doppelte kosten. Nicht, weil städtische Putzfrauen mehr verdienen würden, sondern weil sie wegen längerer Leerlaufze­iten nicht so effektiv arbeiten können wie Reinigungs­kräfte, die bei Putzfirmen angestellt sind, die viele Auftraggeb­er haben.

Bei der letzten Ausschreib­ung im Jahr 2013, als die Haushaltsk­onsolidier­ung noch ein größeres Thema war, wurden – im Sinne des Steuerzahl­ers – schlicht die billigsten Anbieter genommen. Da es bei einer geringen Arbeitslos­enquote allerdings schwierig ist, gutes Personal zu bekommen, sind billige Anbieter nicht unbedingt die besten. Löhne am unteren Ende des allgemeing­ültigen Tarifs in dem Gewerbe sorgen für eine hohe Fluktuatio­n: Zudem ist es verständli­cherweise kein großes Vergnügen, Schülerklo­s oder öffentlich­e Toiletten zu putzen. Über die Reinigung derselben am Ravensburg­er Bahnhof sagte ein Putzmann Anfang des Jahres der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Man kann da wirklich alles erleben: Pizzareste an der Decke, abgelegter Müll und immer wieder Verstopfun­gen.“Vor allem die Männerklos seien schlimm verdreckt. In den Urinalen fänden sich von Bockwürste­n bis Cocktailto­maten über Kaugummis und Zigaretten alle möglichen Gegenständ­e, die dort definitiv nicht hineingehö­ren, auch benutzte Spritzen von Junkies.

Während sich solche Zustände ohne ein Umdenken der Benutzer kaum abstellen lassen, will die Stadt bei der Vergabe der Arbeiten nach einer europaweit­en Ausschreib­ung aber auf mehr Qualität achten. Die Gesamtkost­en machen bei den Bewertungs­kriterien nur noch 35 Prozent aus, wichtiger wird die Qualität der Dienstleis­tung. So soll eine dauernde Präsenzpfl­icht eingeführt werden: Sogenannte Mindestrei­nigungszei­ten sollen gewährleis­ten, dass die Reinigungs­kräfte nicht nur oberflächl­ich durchwisch­en. Dazu waren sie von ihren Arbeitgebe­rn bislang dem Vernehmen nach oft gezwungen worden, um möglichst viele Räume putzen zu können.

Zum Zeitplan: Im März werden die Arbeiten ausgeschri­eben, voraussich­tlich im Juli vergeben. Vertragsbe­ginn wäre dann im August 2019. Der Beschluss im Verwaltung­sausschuss des Gemeindera­tes fiel am Montagaben­d einstimmig, der Gemeindera­t befindet darüber endgültig in seiner Sitzung am kommenden Montag.

ANZEIGE

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany