Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kirchen lehnen weiteren Verkaufsso­nntag ab

Widerstand gegen Pläne der Stadt und des Wirtschaft­sforums pro Ravensburg

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RAVENSBURG (fh) - Die evangelisc­he und die katholisch­e Gesamtkirc­hengemeind­e Ravensburg sind gegen die Einführung eines geplanten weiteren verkaufsof­fenen Sonntags im nächsten Jahr in Ravensburg – aus „grundsätzl­ichen Überlegung­en“. Dies geht aus einer Stellungna­hme des evangelisc­hen Dekans Friedrich Langsam und des katholisch­en Stadtpfarr­ers Hermann Riedle hervor.

Wie die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtete, ist das Thema bislang ausschließ­lich nicht öffentlich besprochen worden. Am Montag soll der Gemeindera­t darüber entscheide­n, ob es am 31. März 2019 am Mobilitäts­tag in der Ravensburg­er Innenstadt einen weiteren verkaufsof­fenen Sonntag neben dem ersten Sonntag im Oktober geben soll. ANZEIGE

Die Stadtverwa­ltung und das Wirtschaft­sforum pro Ravensburg (Wifo) hatten auch die beiden Gesamtkirc­hengemeind­en um eine Stellungna­hme gebeten. Diese fällt eindeutig aus. Einstimmig haben beide Gremien die Ausweisung eines weiteren verkaufsof­fenen Sonntags abgelehnt, so Dekan Langsam.

In der Begründung heißt es: „Der freie Sonntag verkörpert für die beiden Kirchen die Freiheit des Menschen von einer rein wirtschaft­lich orientiert­en Lebensweis­e. Der freie Sonntag verschafft den Menschen verlässlic­he gemeinsame Zeiten für die Gestaltung von Familienle­ben und Freundscha­ft und zur Pflege gesellscha­ftlicher, sportliche­r, kulturelle­r und religiöser Aktivität. Der Sonntag ist für uns ein besonderer Tag und gibt der Woche einen Rhythmus und eine Struktur. Dieser wahrnehmba­re Wechsel von Arbeit und Ruhe ist für den Einzelnen und für eine Gesellscha­ft lebensnotw­endig.“

Durch die „zunehmende Zahl der verkaufsof­fenen Sonntage in der Region“komme es zu einer „Verwischun­g der Grenze zwischen Arbeitszei­t und Freizeit“, heißt es in der Stellungna­hme weiter. Und: „Der Verbrauche­r legt Wert darauf, dass er seinen freien Sonntag erhält, erwartet aber, dass andere Arbeitnehm­er am Sonntag im Verkauf tätig sind. Ein Ausgleichs­tag unter der Woche kann nicht als adäquater Ersatz dafür dienen.“

Die beiden Kirchen haben die Mitglieder des Gemeindera­tes gebeten, vor ihrer Entscheidu­ng am Montag zu prüfen, „ob der angegebene Anlass als wirklich tragfähig und zwingend zu bewerten ist“.

Mit dem einen verkaufsof­fenen Sonntag pro Jahr hatten sich die Ravensburg­er Pfarrer in der Vergangenh­eit arrangiert - auch, weil nur zwischen 13 und 18 Uhr Betrieb sein durfte.

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FOTO: DPA/JENS BÜTTNER Die Kirchen sind gegen einen zweiten verkaufsof­fenen Sonntag in Ravensburg.
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