Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Genickbrecher-Fallen töten Ratten ohne Gift
Unternehmen stellt in Aulendorf dänische Technologie zur Schädlingsbekämpfung vor
AULENDORF (tel) - Frank Brestrich drückt auf einen Knopf: Mit einer Geschwindigkeit von 130 Stundenkilometern schießen 14 Kohlefaserbolzen aus der Falle in seiner Hand. Ratten sollen auf diese Weise ohne Gift den Tod finden. Der Vertreter der Firma Anticimex hat bei einem Vortrag seinen Zuhörern im Aulendorfer Feuerwehrhaus eine Tötungsrate von 105 Prozent versprochen.
Ob solche Fallen etwas für die Kanalisation in Aulendorf sind, das wollte Matthias Buck vom Bauamt wissen. Deshalb hat er den Vertreter angefordert. Bisher habe man im Bauamt mit Giftködern gearbeitet. Eine neue Verordnung der Europäischen Union wird den Einsatz von Gift ab 2020 jedoch deutlich erschweren. „Deshalb sind wir auf der Suche nach Alternativlösungen“, so Buck. Und weil es nicht nur in Aulendorf die Nager zu bekämpfen gilt, sondern auch in vielen anderen Kommunen in der Region, sind zu der Vorführung auch Interessenten unter anderem aus Munderkingen oder Eriskirch eingeladen. Deshalb sitzen an diesem Dienstag 25 Männer in orangenen und gelben Arbeitsoveralls im Feuerwehrhaus in Aulendorf und begutachten interessiert, aber auch mit ein bisschen Skepsis die neue Falle.
Durch Körperwärme aktiviert
Diese soll vor allem eins sein: umweltschonend. Wenn die Sensoren Körperwärme oder Bewegung registrieren, wird die Falle aktiviert. Die Bolzen brechen den Ratten in Sekunden das Genick. Gift wird dabei keines verwendet. Die dänische Technologie sei somit nicht nur eine umweltfreundliche sondern auch eine tierfreundliche Methode, die Nagetiere umzubringen. Ein bisschen paradox klingt das schon. Ein Sensor misst die Anzahl an getöteten Ratten. So sei auch das Monitoring, also die Auswertung, gewährleistet. Im Moment lässt sich die Anzahl der Ratten in Aulendorf nicht beziffern. „Eine Faustregel besagt, dass auf einen Einwohner in einer Stadt eine Ratte kommt“, sagt Ralf Schick vom Tiefbauamt in Ravensburg, der sich ebenfalls die Vorführung ansieht. „Zählen kann man die nicht.“Dem stimmt Buck zu: „Eine valide Zahl gibt es einfach nicht.“Er weist aber darauf hin, dass falsches Verhalten vonseiten der Bürger das Überleben und die Vermehrung der Nager begünstigt. Das seien zum einen liegen gelassene Lebensmittel an öffentlichen Plätzen, überfüllte Mülleimer oder Bürger, die ihre Essensreste in der Toilette entsorgen. Vor allem im Sommer sei so ein Verhalten ein Problem. „Ein Mülleimer bei 30 Grad ist ein Festtagsbraten für die Ratte“, so Buck. Auch der Kompost sollte nicht zugänglich sein. Wie genau die Schädlingsbekämfung in der Aulendorfer Kanalisation in Zukunft aussehen soll, steht bisher noch nicht fest. Im Moment werden die möglichen Optionen näher betrachtet. Alternativen zur dänischen Technologie sind Schlagfallen anderer Unternehmen oder Köderboxen. „Wir machen da was“, sagt er. Vier der Fallen würden pro Jahr 6000 Euro kosten. In Bad Waldsee sind seit Mitte September acht dieser Fallen installiert. „Da fragen wir natürlich mal an, wie zufrieden die damit sind“, sagt Buck.