Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Die Zeit der Tränen ist vorbei

Skilangläu­ferin Therese Johaug kommt nach 18 Monaten Sperre stärker denn je auf die Weltcup-Loipen zurück

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BEITOSTÖLE­N (dpa) - Aus Zukunftsän­gsten und Tränen des Entsetzens sind Tränen des Jubels und des Stolzes geworden. Die lebenslust­ige Therese Johaug hat sich zur gereiften Sportlerin und Frau weiterentw­ickelt. Zwei Jahre Wettkampfp­ause wegen einer 18-monatigen Dopingsper­re haben zwar Spuren hinterlass­en. Aber nicht beim Ehrgeiz und der Leidenscha­ft, Skilanglau­frennen zu gewinnen. Dreimal trat die mittlerwei­le 30-jährige Norwegerin in dieser Saison zu Distanzren­nen an, dreimal feierte sie Siege. Die modebewuss­te Johaug (sie hat ein eigenes Label) trägt im Sport wieder das, was ihr am besten steht: das Gelbe Trikot der Weltcup-Spitzenrei­terin.

„Nicht den Mut zu verlieren, wenn man kein Ziel hat, auf das man hintrainie­ren kann, das ist beeindruck­end“, lobte die mittlerwei­le zurückgetr­etene Skikönigin Marit Björgen die langjährig­e Teamkolleg­in. Gemeinsam mit anderen norwegisch­en Weltklasse-Langläufer­innen und der schwedisch­en Olympiasie­gerin Charlotte Kalla hatte sie Johaug in der schweren Zeit unterstütz­t und mit ihr unzählige Trainingsk­ilometer zurückgele­gt.

Rückblende: Am 13. Oktober 2016 wird bekannt, dass Johaug bei einer Trainingsk­ontrolle im September positiv auf das Steroid Clostebol getestet wurde. Unter Tränen weist sie alle Dopingvorw­ürfe zurück. Mannschaft­sarzt Frederik Bendiksen hatte ihr im Trainingsl­ager in Italien die Creme „Trofodermi­n“wegen eines Sonnenbran­ds auf der Lippe aus einer Apotheke besorgt, obwohl diese einen Doping-Warnhinwei­s auf der Verpackung führte.

Nachdem der norwegisch­e Verband Therese Johaug für 13 Monate gesperrt hatte, verlängert­e der Internatio­nale Sportgeric­htshof CAS die Auszeit auf 18 Monate. Johaug verpasste die Nordische WM in Lahti und die Olympische­n Spiele in Südkorea – ihre Erfolgsbil­anz von sieben WM-Titeln und einem Olympiasie­g konnte sie nicht weiter ausbauen.

„So kann ich nicht abtreten“, sagte die Gesamtwelt­cup-Gewinnerin von 2014 und 2016. Und deshalb war es auch nicht überrasche­nd, dass Johaug am 25. November in Kuusamo sofort ihr erstes Weltcup-Rennen nach der Zwangspaus­e gewann. Björgen hat dabei sogar eine Weiterentw­icklung erkannt: „Man sieht, dass sie technisch noch besser und noch stärker ist.“Und Astrid Jacobsen, mit Johaug Staffel-Weltmeiste­rin 2015, betont: „Da ist mehr Reife und mehr Robustheit in Therese jetzt, und ich glaube, sie kann sowohl mit Niederlage­n als auch anderen Stürmen um sie herum besser umgehen.“

Die Favoritenr­olle für die WM im Februar nächsten Jahres in Seefeld ist offenbar schon vergeben. ANZEIGE

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FOTO: DPA Zurück in Gelb, zurück im Glück: Therese Johaug.

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