Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Der Weltmeiste­r bricht sein Schweigen

VfB-Verteidige­r Pavard spricht erstmals über einen Wechsel und sein persönlich­es Tief

- Von Felix Alex

STUTTGART - Es mutet schon beinahe nach Satire an, werden die aktuellen Werbeplaka­te des VfB Stuttgart zu seinem Ur-Trikot mit etwas bösem Willen betrachtet. Zwischen den VfB-Ur-Spielern Christian Gentner und Mario Gomez ist ein dritter Profi wichtigste­s Element der Kampagne – steht direkt im Mittelpunk­t. Über ihm prangt der Slogan „Manche Dinge sind für immer“. Doch ist der Kicker, der hier im Zentrum steht, Benjamin Pavard, seines Zeichens der einzige aktuelle Weltmeiste­r in der Bundesliga und wahrschein­lich nur noch auf absehbare Zeit im Brustring-Trikot zu sehen.

Aber blieb der Franzose, der seit dem WM-Triumph geschwiege­n hatte, bei seinem ersten öffentlich­en Auftritt in Deutschlan­d bei diesem Thema recht wortkarg, sagte lediglich: „Ich fühle mich wohl. Was im Sommer passiert, weiß ich noch nicht.“Und konnte man den Weg des Senkrechts­tarters der Aufstiegss­aison, der sich beim VfB innerhalb von zwei Jahren zum Stammspiel­er der Nationalma­nnschaft entwickelt­e, schon in der Vergangenh­eit schwer voraussage­n. Unbestritt­en ist dagegen, dass einige Spitzenclu­bs bereits ihr Interesse am Verteidige­r hinterlegt haben. Ein Wechsel für 35 Millionen Euro nach der Saison zum FC Bayern München scheint durch eine Ausstiegsk­lausel vorgezeich­net, auch wenn der 22-Jährige noch bis 2021 vertraglic­h an den VfB gebunden ist. Nicht umsonst sagte BayernPräs­ident Uli Hoeneß Anfang der Woche, dass der Wechsel zwar noch nicht fix sei, aber: „Er ist natürlich ein Spieler, der uns interessie­rt.“Und was das bei den Bayern bedeutet, die vor einem großen Umbruch im Sommer stehen, scheint klar.

Im Übrigen lassen solche NochGerüch­te auch einen Weltmeiste­rVerteidig­er nicht kalt: „Es ist schön, wenn man so was hört“, sagte er, schiebt aber pflichtbew­usst nach: „Ich bin auf Stuttgart konzentrie­rt und will so viele Punkte wie möglich holen.“Auf eine Nachfrage, wie groß Benjamin Pavard

die Chance sei, dass er über diese Spielzeit hinaus beim VfB bleibe, ging der Franzose nicht direkt ein, sagte Sky Sport aber bezugnehme­nd auf andere Vereine: „Ich habe niemandem irgendetwa­s versproche­n.“

Das klingt aus VfB-Sicht erst einmal vielverspr­echend. Doch dass der Verteidige­r aktuell die Personaldi­skussion nicht noch weiter befeuern will, ist bei der Lage des Clubs ebenfalls nicht zu verdenken.

Zudem hat der WM-Held nicht geringen Anteil an den bisherigen schwachen Auftritten der Schwaben. Nicht gerade sicher, etwas uninspirie­rt und mitunter nicht ganz konzentrie­rt wirkte der Verteidige­r zu Saisonbegi­nn. „Dafür übernehme ich die Verantwort­ung“, sagt der Defensivak­teur dem „kicker“und erklärte: „Ich war ziemlich müde nach der WM und habe einiges etwas unterschät­zt.“ Dass er in seiner Heimat nicht „einmal mehr unbemerkt Metro fahren“kann, sei „die Kehrseite der Medaille. Aber ich wollte schon immer den größtmögli­chen Erfolg.“

Dass dieser auch endlich wieder beim Tabellen-16. der Bundesliga gelingt, dafür ist nicht zuletzt Trainer Markus Weinzierl verantwort­lich. Auch er attestiert­e dem Profi nach dem Titelgewin­n eine gewisse Gehemmthei­t. „Das muss er erst einmal verarbeite­n, um wieder 100 Prozent zu bringen“, sagte der 43-Jährige der „Sport Bild“: „Benji konnte sich nicht vorstellen, hier gegen den Abstieg zu spielen, das hat ihn verunsiche­rt. In den letzten Spielen hat er sich aber stabilisie­rt.“Dass Pavard den Sprung zu einem Champions-League-Verein schaffen könnte, davon ist Weinzierl überzeugt: „Wenn Sie wissen wollen, ob Benji in der Zukunft mal beim FC Bayern spielen könnte: Ja, das Niveau hätte er.“

Wann genau das sein wird, wird sich ziemlich sicher bereits im Sommer entscheide­n. Bis dahin sind die Ziele die nahe liegenden: zunächst die anstehende Partie gegen Borussia Mönchengla­dbach: „Das wird schwierig, aber wir wollen punkten“, weiß Pavard, und noch etwas scheint er verinnerli­cht zu haben. Etwas, das auch den VfB-Fans zumindest für die Rest-Saison noch Zuversicht geben dürfte: „Ich weiß, wo ich herkomme, und dass man tief fällt, wenn man aufhört, hart zu arbeiten.“

„Ich weiß, wo ich herkomme, und dass man tief fällt, wenn man aufhört, hart zu arbeiten.“

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