Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Nicht Ronaldo, nicht Messi – Terodde!

19 Tore in 14 Einsätzen – Ex-VfB-Spieler ist derzeit der beste Profi-Stürmer Europas

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KÖLN (dpa/falx) - Klangvolle Namen sind genug in der Verlosung. In allen europäisch­en Topligen treffen einige Stürmer wie am Fließband. Doch einer übertrifft sie derzeit alle: Ex-VfBSpieler Simon Terodde spielt zwar mit dem 1. FC Köln zweitklass­ig, erzielt im Schnitt aber mehr Treffer als Lionel Messi oder Kylian Mbappé. Und die anschließe­nde Prozedur ist immer gleich, war es schon zu besten VfB-Zeiten, in denen Terodde die Stuttgarte­r zum Aufstieg schoss.

Schon 19-mal in 14 Spielen (im Schnitt alle 61 Minuten) durfte Terodde sein Ritual in dieser Saison ausleben. Die Gewohnheit, nach einem Treffer mit der flachen Hand vor der Stirn Richtung Zuschauer zu grüßen, ist allgegenwä­rtig. Warum er das macht, vertraute er dem „kicker“an: Mit Union Berlin habe er in einem Spiel gegen Duisburg ein Tor erzielt – und weil seine Eltern damals auf der Tribüne saßen, habe er sie mit dieser Geste gesucht: „Das hat mir immer Glück gebracht.“

Nur Glück? Gewiss nicht. Denn Terodde hat fußballeri­sche Spezifika, zu denen Armin Veh als SportGesch­äftsführer des 1. FC Köln sagt, er sei körperlich stark, habe seine Qualitäten im Abschluss über Jahre hinweg mit einer sehr guten Trefferquo­te unter Beweis gestellt und sei einfach „ein richtig guter Typ“. Die Zahlen belegen es: Für den VfL Bochum und für den VfB Stuttgart war er 2015/16 und 2016/17 mit jeweils 25 Toren Zweitliga-Torschütze­nkönig.

Teroddes Status quo wirft mehrere Fragen auf: Kann er den HrubeschRe­kord knacken? „Schwierig“, ließ der 30-Jährige nach dem 4:0 am Samstag und zwei weiteren Toren gegen Fürth wissen. Ja, das ist es: Der spätere DFB-Trainer Horst Hrubesch ist mit 41 Treffern für den damaligen Nord-Zweitligis­ten Rot-Weiss Essen seit 1977/78 Inhaber der Bestmarke. Zum Vergleich: 2017/18 war Marvin Ducksch mit 18 Toren für Holstein Kiel treffsiche­rster Zweitliga-Mann. Diese Quote hat Terodde schon bei nur 14 Saison-Einsätzen überboten.

Die Hrubesch-Marke hat Terodde irgendwie im Hinterkopf, wenngleich er nach seinem Zwei-Millionen-Euro-Wechsel aus Stuttgart nach Köln im vergangene­n Winter anderes priorisier­t: die Rückkehr in die Erstklassi­gkeit. „Unser Ziel muss der direkte Wiederaufs­tieg sein.“

Doch bleibt gerade in diesem Zusammenha­ng ein Manko, das den 30-Jährigen auch um seinen Job beim VfB brachte: In der Zweitklass­igkeit top, in der Bundesliga eher flop. Lediglich zweimal traf er für den VfB in seinen 15 Bundesliga­partien, immerhin noch fünfmal für den FC Köln in der Rückrunde. Am Ende stand dennoch der Abstieg. Dass es nun wieder so grandios läuft, unterstrei­cht wieder nur eines: Terodde kann nur 2. Bundesliga. Doch davon will der VfB-Aufstiegsh­eld wenig wissen. Er möchte wieder nach oben und sieht den derzeitige­n Tabellenzw­eiten und auch sich selbst gerüstet: „Wenn man die letzten Leistungen sieht, haben wir ein Ausrufezei­chen gesetzt“, blickte Terodde auf die Erfolge gegen Dresden (8:1), in Darmstadt (3:0) und gegen Fürth (4:0) zurück. Eine kleine Warnung lässt er aber folgen: „In Bochum bin ich Torschütze­nkönig geworden – und wir sind nicht aufgestieg­en.“Deshalb auch seine Empfehlung an sein Team, die FC-Verantwort­lichen, die Fans und nicht zuletzt sich selbst: „Cool bleiben.“

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FOTO: DPA Standard-Pose – Simon Terodde jubelt mit seiner Glücksgest­e.
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FOTO: VFB Benjamin Pavard auf dem Bild der Trikot-Werbekampa­gne.

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