Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Sorge um die Zustände am Bahnhof

Im Netz diskutiere­n Leser Gewalt und Drogenmiss­brauch und fordern Politik auf zu handeln

- Von Jasmin Amend

RAVENSBURG - Dass sich der Bahnhof zu einem neuen Brennpunkt entwickelt hat, besorgt so manchen Ravensburg­er. Ende November hatte die SZ berichtet, dass Bahnkunden und Passanten dort nicht nur über Müll und Vandalismu­s klagen, sondern auch über Gewalt, Alkohol- und Drogenmiss­brauch. Bahn, Stadtverwa­ltung und Polizei sind diese Probleme bekannt.

„Man wird der neuen Gemengelag­e einfach nicht mehr Herr“, schreibt Sabine P. auf Schwäbisch­e.de. Anscheinen­d seien Bahnhöfe beliebte Treffpunkt­e und Umschlagpl­ätze für neuartige „Genussmitt­el“. Gemeint ist damit die angebliche „Spice-Szene“, welche sich am Bahnhof in Ravensburg entwickelt haben soll. Spice ist synthetisc­hes Marihuana, das im Labor hergestell­t wird und extrem stark wirkt.

In den Augen von Thomas U. sind Bahnhöfe aber schon immer ein Brennpunkt gewesen. Dies bestätigt Haris A. auf der Facebookse­ite Schwäbisch­e Oberschwab­en: Am Ravensburg­er Bahnhof hielten sich schon lange „Junkies“sowie besoffene und aggressive Personen auf, hat er beobachtet, – „vor allem am Wochenende, wenn sie ihr Methadon vom Doc bekommen“. In der Nähe des Bahnhofs befindet sich eine Schwerpunk­tpraxis Substituti­on. Dort erhalten Drogenabhä­ngige den Ersatzstof­f Methadon, um von ihrer Drogensuch­t loszukomme­n. Weiter schreibt der User: „Das gab es schon vor zehn Jahren, nur da interessie­rte es niemanden.“Stadt und Polizei hätten es schon vor langer Zeit verschlafe­n, dies durch hartes Eingreifen zu regeln.

„Hier kann nur noch Rapp einschreit­en“

Martin S. beobachtet eine Verschärfu­ng des Problems: „Ich fahre seit 20 Jahren mit der Bahn, aber so schlimm wie die letzten Monate war’s in Ravensburg noch nie.“Ernst R. fordert deshalb, offenbar mit einem Augenzwink­ern: „Hier kann nur noch der Bürgermeis­ter Rapp einschreit­en, sich den Gruppen entgegenst­ellen, besänftige­n und allen Anwesenden einen friedliche­n Nachhausew­eg wünschen.“Er bemängelt ebenfalls, dass „alle Politiker und Verantwort­lichen bisher weggeschau­t“hätten.

Andere Nutzer fragen sich, ob sich diese Zustände negativ auf den Betrieb des Hotels auswirken könnten, welches gerade am Ravensburg­er Bahnhof entsteht. „Ich bin ja gespannt, (...) ob die Gäste das alles dulden“, gibt Maic B. zu bedenken.

Brennpunkt hat sich in der Stadt verschoben

Sabine Gnand-Krohner, welche den Bereich Streetwork in Ravensburg verantwort­et, hat die Erfahrung gemacht, das sich Brennpunkt­e innerhalb einer Stadt verschiebe­n können. „Eine Zeit lang war der Schussenpa­rk ANZEIGE ein zentraler Punkt, jetzt ist es der Bahnhof “, habe sie von der Streetwork­erin erfahren.

Die Stadt weiß um die immer schwierige­r werdenden Zustände. „Das bestätigt uns auch die Polizei, mit der wir im ständigen Austausch stehen“, erklärte Stadtsprec­her Alfred Oswald bereits Ende November. Während die Stadt am Bahnhof verstärkt für Sauberkeit sorge, seien Bundespoli­zei und Landespoli­zei für die dortige Sicherheit zuständig.

Auch der Bahn sind die Probleme bekannt. Dort kündigte man an, das Sicherheit­spersonal am Bahnhof zu verstärken. Dazu kämen mehr Einsätze der Bundespoli­zei. Sollte sich die Lage nicht entspannen, müssten gegebenenf­alls zusammen mit Stadt und örtlicher Polizeibeh­örde weitere Schritte eingeleite­t werden.

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