Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Axel Müller schwankt zwischen Merz und „AKK“

Bundestags­abgeordnet­er aus Weingarten folgt beim Parteitag nicht zwangsläuf­ig der Kreis-CDU

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - Axel Müller, Bundestags­abgeordnet­er des Wahlkreise­s Ravensburg, weiß noch nicht, wem er seine Stimme geben wird, wenn es am Freitag beim Parteitag in Hamburg um den Vorsitz der CDU geht. Der Weingarten­er hat im Wahlkreis keine eindeutige Präferenz der CDU-Basis wahrnehmen können, sagte er im Gespräch mit der SZ. Damit folgt Müller nicht der Initiative der Kreis-CDU, die sich im Vorfeld klar für Friedrich Merz als Nachfolger von Angela Merkel ausgesproc­hen hatte.

Müller ist einer von acht Delegierte­n aus dem Kreisverba­nd, die in Hamburg zusammen mit 993 weiteren CDU-Mitglieder­n abstimmen werden. „Ich werde mich erst nach den Reden festlegen“, so Müller. „Entscheide­nd für mich sind die Inhalte, aber auch die Frage, wem ich zutraue, diese im Sinne einer Volksparte­i zu vermitteln.“Wer eine grundlegen­de Erneuerung der Partei wolle, „mit allen Konsequenz­en“, der müsse vermutlich für Merz votieren, sagt Müller. Wer für „Kontinuitä­t im positiven Sinne“eintrete, sei bei Annegret Kramp-Karrenbaue­r richtig. Jens Spahn sieht der Weingarten­er eher als „idealen Generalsek­retär“: „Er ist noch zu sehr Heißsporn.“

Die Basis hat Müller in den vergangene­n Wochen nicht nur in Personalfr­agen gehört, sondern auch zu den Themen, die im Kreis Ravensburg besonders drücken, sagt er. Wo früher die Forderung nach einer besseren Infrastruk­tur auf der Straße und der Schiene im Vordergrun­d stand, gehe es jetzt immer stärker um die Breitbandv­ersorgung: „Je ländlicher, desto mehr – und natürlich vor allem bei Gewerbetre­ibenden.“Immer mehr Menschen machten sich darüber hinaus Sorgen um bezahlbare­n Wohnraum, inzwischen auch im weiteren Umland von Ravensburg und Weingarten. Und schließlic­h sei auch die Mobilität ein großer Aufreger. Müller: „Allerdings geht es da immer mehr um Klimaschut­z, Schadstoff­e und Diesel.“

Mobilität im klassische­n Sinne steht für den 55-Jährigen aber auch weiterhin auf der Agenda ganz obenan. Nächstes Jahr wird die Bundesstra­ße 30 Süd komplett fertig. Fest davon überzeugt ist Axel Müller auch, dass das Regierungs­präsidium wie angekündig­t 2019 mit den Planungen für den Molldietet­unnel beginnt. Jetzt müsse die Region die eigene Straßenbau­gesellscha­ft schnell auf den Weg bringen, um die anderen wichtigen Projekte voranzutre­iben. Die rechtliche­n Voraussetz­ungen für diesen Plan gibt es inzwischen. „Jetzt muss aber auch was passieren. Nur wenn wir dadurch einen zeitlichen Vorsprung haben, ist das ein Gewinn für uns. Da ist jetzt die Kreisverwa­ltung gefragt.“Aus der ursprüngli­ch geplanten großen Gesellscha­ft mit dem Regionalve­rband sowie den Kreisen Ravensburg, Sigmaringe­n und Bodensee wird wohl nichts: „Der Bodensee steigt offenbar nicht ein. Aus finanziell­en Gründen und weil dort der Druck nicht so groß ist.“

Beschäftig­t hat den gläubigen Christen Axel Müller zuletzt auch die Diskussion um die „Ravensburg­er Erklärung“und deren Widerruf. Der Bundestags­abgeordnet­e hält die „Ökumene in Zeiten, in denen Kirchen mehr und mehr werben müssen, für unerlässli­ch“. Bischof Gebhard Fürst stehe eigentlich genau für diesen Weg. Mit einem schriftlic­hen Bekenntnis zum gemeinsame­n Empfang von Kommunion und Abendmahl in Ravensburg habe man den Bischof aber praktisch gezwungen zu reagieren: „Rein formal musste er das wegen des Kirchenrec­htes tun“, glaubt Müller. Die Christen beider Konfession­en sollten aber den eingeschla­genen Weg unbedingt fortsetzen: „Das wächst zusammen.“

Klar positionie­rt sich der Weingarten­er gegen die Pläne der Stadt Ravensburg, einen zweiten verkaufsof­fenen Sonntag einzuführe­n: „Das würde ich ganz klar ablehnen. Aus meiner Sicht werden Anlässe konstruier­t, um die Geschäfte öffnen zu können. Ich sehe in Berlin die Auswüchse, wo Lebensmitt­elmärkte jeden Tag bis 24 Uhr geöffnet haben. Wenigstens am Sonntag sollte der Mensch seine Ruhe haben, für die Familie und den Gottesdien­stbesuch.“

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ARCHIVFOTO: KÄSTLE Axel Müller ist einer der Delegierte­n aus dem Kreis beim CDU-Parteitag in Hamburg.

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