Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Sossenheim­er in der Achterbahn

VfB Friedrichs­hafen zittert sich zum 3:1 gegen Düren – SZ verliert Nikolauswe­tte

- Von Filippo Cataldo und Giuseppe Torremante

FRIEDRICHS­HAFEN - Wie jedem Trainer sind Vital Heynen leichte und somit leicht vermeidbar­e Fehler seiner Mannschaft ein Graus. Seinen Spielern vom VfB Friedrichs­hafen unterliefe­n im Volleyball-Bundesliga­spiel gegen die Powervolle­ys Düren am Nikolausta­g leichte Fehler en masse. Trotzdem hielt sich Heynen mit Wutausbrüc­hen verhältnis­mäßig zurück. Vielleicht merkte er, dass die Häfler Volleyball­er auch so schon alles andere als stressresi­stent waren. Am Ende stand für den VfB an seinem siebten Spieltag dennoch der sechste Sieg. Und Heynen? Fühlte sich bestätigt. „Ich habe immer noch kein richtiges Gefühl für die Mannschaft. Wir haben heute wieder gespielt, als ob wir in einer Achterbahn wären. Mal gut, dann wieder schlecht. Uns fehlt noch die Konstanz“, sagte der Coach.

Mit 3:1 (18:25, 25:17, 25:23, 25:17) gewann der deutsche Vizemeiste­r die Partie gegen Düren um den früheren Häfler Zuspieler Tomas Kocian, der von Heynen am Ende zum besten Dürener gewählt wurde. „Es waren zwei, drei Kleinigkei­ten, die den Unterschie­d ausgemacht haben“, sagte er anschließe­nd. Der zweite Ex-Häfler bei Düren, der prominente und erst in dieser Woche ins Training eingestieg­ene Neuzugang und ExNational­spieler Björn Andrae, hatte die Reise an den Bodensee zwar mitgemacht, sah aber nur vorn außen zu, wie seine neuen Teamkamera­den den Häflern im ersten Satz eine beinahe demütigend­e Lektion erteilten. Obwohl die Häfler zwischenze­itlich schon 13:8 führten, verloren Zuspieler Jakub Janouch, David Sossenheim­er und Michal Petras auf den Außen, Andreas Takvam und Jakob Günthör im Mittelbloc­k, Barlomiej Boladz auf der Diagonalen und Libero Markus Steuerwald in der Folge komplett den Faden. Düren machte Punkt um Punkt, und obwohl Vital Heynen in Athanasios Protopsalt­is für Michal Petras seinen besten Annahmespi­eler brachte, zogen die Gäste davon. Und die Häfler? Spielten immer kopfloser und panischer, Janouch wollte zu schnell zu viel, seine Mitspieler leisteten sich unerklärli­che Fehler im Mittelbloc­k, standen entweder zu nah am oder zu weit vom Netz – und hatten nach einer 4:17-Serie diesen ersten Satz verloren.

Protopsalt­is verletzt sich

Heynen reagierte, brachte Philipp Collin für Takvam, Daniel Malescha spielte jetzt statt Boladz auf der Diagonalen. Das brachte Stabilität, nach einem Netzfehler Kocians ging es mit einem 8:5 in die technische Auszeit. Gleich im Anschluss machte Collin mit einem Monsterblo­ck das 9:5. Der Routinier stand etwas weiter weg vom Netz als Takvam – und schon funktionie­rte der Mittelbloc­k wieder. Die Häfler taten in dieser Phase alles, um ihre Fehler aus dem ersten Satz zu korrigiere­n. Irgendwann lagen sie 14:9 vorne, als sich plötzlich wieder gewisse Unkonzentr­iertheiten in ihr Spiel mischten, die zu leichten Fehlern führten. Die Dürener kamen noch einmal bis zum 18:15 heran. Doch das war es, diesmal zogen die Häfler davon, gewannen den Satz 25:17. Tomas Kocian hatte für Düren aufgeschla­gen, Protopsalt­is angenommen, Collin zum Satzausgle­ich geschmette­rt. Alles wieder auf Anfang.

Der dritte Satz begann mit einem Fehler des VfB, ging mit einem tollen Aufschlag Collins und einem, der die Netzkante entlangrol­lte und schließlic­h in die Hälfte des VfB zurückfiel, weiter. Einige Punkte und noch mehr Fehler später stand es 17:17. Dann 19:19. Dann 22:22. Es war ein hochnervös­er, von vielen unverständ­lichen Fehlern beider Mannschaft­en geprägter Satz. Zur Nervosität trugen auch die Schiedsric­hter mit einigen umstritten­en Entscheidu­ngen bei. Was dann auch Vital Heynen explodiere­n ließ. David Sossenheim­er punktete schließlic­h zum 23:22. Machte mit einem wütenden Aufschlag das 24:22. Ein noch wütenderer führte zum 24:23. Der Ball ging ins Netz, der Satz aber dennoch an den VfB – dank Protopsalt­is, der bei der Landung nach dem Schmetterb­all aber umknickte und von seinen Kollegen gestützt zur Seite humpelte.

Für den Griechen kam wieder Petras ins Spiel. Und wieder führte der VfB schließlic­h 13:8. Doch diesmal knickte der Vizemeiste­r nicht wieder ein. David Sossenheim­er, im dritten Satz zwischenze­itlich sogar für drei Punkte vom Parkett genommen von Heynen und in den ersten beiden Sätzen teils mit abenteuerl­ichen Fehlern in der Annahme, drehte nun richtig auf, am Ende standen 23 Punkte für ihn in der Datenbank – eine hervorrage­nde Ausbeute.

Bereits in genau einer Woche treffen beide Mannschaft­en an gleicher Stelle (18 Uhr) wieder aufeinande­r. Es geht um den Einzug ins Pokalfinal­e.

999 Zuschauerm­it roten Mützen, so die Nikolauswe­tte der „Schwäbisch­en Zeitung „mit Vital Heynen, sollten gegen Düren in der ZF-Arena sein. Unter den 1346 Zuschauern hatten jedoch nur 432 Fans Mützen auf – Wette verloren. Demnächst heißt es für die Redakteure: Parkett wischen.

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FOTO: KRAM Bester Punktesamm­ler gegen Düren: David Sossenheim­er (am Ball).

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