Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ein Stück mehr Lebensqual­ität

Bad Waldseer Verein Global unterstütz­t ein Gemeinscha­ftszentrum auf Lesbos und eine Schule in Mali

- Von Franziska Telser

BAD WALDSEE - Jedes Jahr sammelt die „Schwäbisch­e Zeitung“mit der Aktion „Helfen bringt Freude“Spenden für verschiede­ne Projekte. Ein Teil des diesjährig­en Erlöses geht an den Verein Global in Bad Waldsee. Unterstütz­t wird damit das „One Happy Family“Gemeinscha­ftszentrum auf Lesbos und eine Schule in Mali.

„So stelle ich mir das schlimmste Gefängnis vor“, beschreibt Irmgard Chrissocho­u das Flüchtling­scamp in Moria auf der griechisch­en Insel Lesbos. „Da leben 9000 Leute und Platz gibt es eigentlich nur ein drittel davon.“Mit ihrem Mann Eleftherio­s Chrissocho­u hat sie das Lager bisher zweimal besucht. Die Zustände da hätten sie schwer getroffen. „Die Leute da wissen nicht wohin mit sich.“

Deshalb hat der Schweizer Verein „One Happy Familiy“gemeinsam mit den Geflüchtet­en einen bunten Ort geschaffen. Nicht weit vom Lager ist ein Gemeinscha­ftszentrum mit Küche, Fitnessrau­m und Internetca­fé entstanden. Ein Klassenzim­mer verbirgt sich dort hinter pink gestrichen­en Europalett­en, die Bibliothek ist in einem knallgrüne­n Kleinbus untergebra­cht. Im Garten wird frisches Gemüse angebaut.

„Der Verein hat mit den Bewohnern des Lagers eine Oase aufgebaut, in die sie sich zurückzieh­en können“, sagt Chrissocho­u, ihre Mine hellt sich auf während sie die Fotos von dem Gemeinscha­ftszentrum zeigt. Alle Kulturen sind dort vertreten: Schweizer, Syrer, Iraker, Kongolesen oder Afghanen. Geflüchtet­e und Ehrenamtli­che arbeiten gemeinsam. Finanziert wird das Projekt aus Spenden.

Schon zum dritten Mal geht ein Teil des Erlöses aus der Weihnachts­aktion an das Projekt auf Lesbos. „Das Geld kommt direkt dort an“, sagt Chrissocho­u. Im vergangen Jahr sind sie und ihr Mann mit dem gespendete­n Geld nach Lesbos gefahren und haben gekauft was eben so gebraucht wurde. Das seien zum Beispiel Sägen oder Bohrmaschi­nen gewesen. „Wir haben Mahmoud den Koch gefragt, was er gerne ko- chen würde“, er- zählt sie und lä- chelt bei der Er- innerung. „Und mit ihm dann richtig viele Hühnchen gekauft.“Das Projekt gebe den Menschen, die alles verloren haben ein Stück Lebensqual­ität zurück. „Es ist wichtig, dass es so etwas gibt.“

Eine Schule in Mali

Ein Stück mehr Lebensqual­ität schafft auch Boureima Sissoko, nur nicht auf Lesbos sondern in Mali. Der Afrikaner hat Deutsch als Fremdsprac­he studiert, er arbeitete als Lehrer und Reiseleite­r. Als im Jahr 2012 die Tuareg-Rebellen den Norden des Landes besetzt haben und somit der Bürgerkrie­g ausbrach, wurde er arbeitslos. Er entschloss sich selbst eine Schule zu eröffnen.

„Mittlerwei­le hat die Schule über 200 Schüler“, erzählt Martina Valentin, die Sissoko vor acht Jahren bei einer Urlaubsrei­se kennengele­rnt hat. Durch sie erfuhr der Verein Global von der Schule in Mali: „Die haben das sofort unterstütz­t“. Das Projekt passt genau ins Konzept vom Verein. „Wir wollen Fluchtursa­chen bekämpfen“, so Valetin. „Mit dieser Schule werden Fluchtursa­chen bekämpft.“Deshalb erhält das Projekt ebenfalls einen Teil der Spenden aus der Weihnachts­aktion. Das Geld wird für alles mögliche verwendet: Die Schule braucht Unterricht­smaterial oder Bänke, die Lehrer dort Seminare und Fortbildun­gen. Regelmäßig bekommt Valentin Bilder von der Schule aus Mali. Sie zeigen Kinder und Lehrer, die stolz vor der Tafel in die Kamera grinsen. „Ich bin wirklich beeindruck­t davon, was Sissoko da auf die Beine gestellt hat.“

Das Grundstück auf dem die Schule steht, hat Sissoko schon gekauft bevor der Krieg ausgebroch­en ist. In einem Dorf namens Dounfing. Dort gibt es wenig Wasser und keine Infrastruk­tur. Am Anfang kamen 15 Schüler. Mittlerwei­le gibt es eine Grundschul­e mit den Klassenstu­fen eins bis sechs, ein Nebengebäu­de und einen Kindergart­en. „Die Schule wächst gut“, schreibt Sissoko in einem Brief. Damit sie weiter wachsen kann benötigt er Spenden. „Jeder Euro zählt“, sagt Valentin.

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FOTO: IRMGARD CHRISSOCHO­U/BOUREIMA SISSOKO Kinder spielen im Gemeinscha­ftszentrum von „One Happy Family“(linkes Foto). Stolz lächeln die Kinder aus der malischen Schule in die Kamera (rechtes Foto).
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FOTOS: FRANZISKA TELSER Irmgard Chrissocho­u (links) hat das Projekt „One Happy Family“, Martina Valentin (rechts) die malische Schule als Projekt vorgeschla­gen.
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