Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ein Stück mehr Lebensqualität
Bad Waldseer Verein Global unterstützt ein Gemeinschaftszentrum auf Lesbos und eine Schule in Mali
BAD WALDSEE - Jedes Jahr sammelt die „Schwäbische Zeitung“mit der Aktion „Helfen bringt Freude“Spenden für verschiedene Projekte. Ein Teil des diesjährigen Erlöses geht an den Verein Global in Bad Waldsee. Unterstützt wird damit das „One Happy Family“Gemeinschaftszentrum auf Lesbos und eine Schule in Mali.
„So stelle ich mir das schlimmste Gefängnis vor“, beschreibt Irmgard Chrissochou das Flüchtlingscamp in Moria auf der griechischen Insel Lesbos. „Da leben 9000 Leute und Platz gibt es eigentlich nur ein drittel davon.“Mit ihrem Mann Eleftherios Chrissochou hat sie das Lager bisher zweimal besucht. Die Zustände da hätten sie schwer getroffen. „Die Leute da wissen nicht wohin mit sich.“
Deshalb hat der Schweizer Verein „One Happy Familiy“gemeinsam mit den Geflüchteten einen bunten Ort geschaffen. Nicht weit vom Lager ist ein Gemeinschaftszentrum mit Küche, Fitnessraum und Internetcafé entstanden. Ein Klassenzimmer verbirgt sich dort hinter pink gestrichenen Europaletten, die Bibliothek ist in einem knallgrünen Kleinbus untergebracht. Im Garten wird frisches Gemüse angebaut.
„Der Verein hat mit den Bewohnern des Lagers eine Oase aufgebaut, in die sie sich zurückziehen können“, sagt Chrissochou, ihre Mine hellt sich auf während sie die Fotos von dem Gemeinschaftszentrum zeigt. Alle Kulturen sind dort vertreten: Schweizer, Syrer, Iraker, Kongolesen oder Afghanen. Geflüchtete und Ehrenamtliche arbeiten gemeinsam. Finanziert wird das Projekt aus Spenden.
Schon zum dritten Mal geht ein Teil des Erlöses aus der Weihnachtsaktion an das Projekt auf Lesbos. „Das Geld kommt direkt dort an“, sagt Chrissochou. Im vergangen Jahr sind sie und ihr Mann mit dem gespendeten Geld nach Lesbos gefahren und haben gekauft was eben so gebraucht wurde. Das seien zum Beispiel Sägen oder Bohrmaschinen gewesen. „Wir haben Mahmoud den Koch gefragt, was er gerne ko- chen würde“, er- zählt sie und lä- chelt bei der Er- innerung. „Und mit ihm dann richtig viele Hühnchen gekauft.“Das Projekt gebe den Menschen, die alles verloren haben ein Stück Lebensqualität zurück. „Es ist wichtig, dass es so etwas gibt.“
Eine Schule in Mali
Ein Stück mehr Lebensqualität schafft auch Boureima Sissoko, nur nicht auf Lesbos sondern in Mali. Der Afrikaner hat Deutsch als Fremdsprache studiert, er arbeitete als Lehrer und Reiseleiter. Als im Jahr 2012 die Tuareg-Rebellen den Norden des Landes besetzt haben und somit der Bürgerkrieg ausbrach, wurde er arbeitslos. Er entschloss sich selbst eine Schule zu eröffnen.
„Mittlerweile hat die Schule über 200 Schüler“, erzählt Martina Valentin, die Sissoko vor acht Jahren bei einer Urlaubsreise kennengelernt hat. Durch sie erfuhr der Verein Global von der Schule in Mali: „Die haben das sofort unterstützt“. Das Projekt passt genau ins Konzept vom Verein. „Wir wollen Fluchtursachen bekämpfen“, so Valetin. „Mit dieser Schule werden Fluchtursachen bekämpft.“Deshalb erhält das Projekt ebenfalls einen Teil der Spenden aus der Weihnachtsaktion. Das Geld wird für alles mögliche verwendet: Die Schule braucht Unterrichtsmaterial oder Bänke, die Lehrer dort Seminare und Fortbildungen. Regelmäßig bekommt Valentin Bilder von der Schule aus Mali. Sie zeigen Kinder und Lehrer, die stolz vor der Tafel in die Kamera grinsen. „Ich bin wirklich beeindruckt davon, was Sissoko da auf die Beine gestellt hat.“
Das Grundstück auf dem die Schule steht, hat Sissoko schon gekauft bevor der Krieg ausgebrochen ist. In einem Dorf namens Dounfing. Dort gibt es wenig Wasser und keine Infrastruktur. Am Anfang kamen 15 Schüler. Mittlerweile gibt es eine Grundschule mit den Klassenstufen eins bis sechs, ein Nebengebäude und einen Kindergarten. „Die Schule wächst gut“, schreibt Sissoko in einem Brief. Damit sie weiter wachsen kann benötigt er Spenden. „Jeder Euro zählt“, sagt Valentin.