Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kritik an zweitem verkaufsof­fenen Sonntag

Viele Ravensburg­er reagieren auf Entscheidu­ng des Gemeindera­ts mit Unverständ­nis

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RAVENSBURG (fh) - Unverständ­nis über die Entscheidu­ng des Ravensburg­er Gemeindera­tes: In den sozialen Netzwerken stößt der zweite verkaufsof­fene Sonntag im nächsten Jahr überwiegen­d auf Ablehnung. Am 31. März haben die Geschäfte von 13 bis 18 Uhr geöffnet, zusätzlich zum ersten Sonntag im Oktober (die SZ berichtete). Dafür entfällt eine von zwei langen Einkaufsnä­chten.

„Diejenigen, die so etwas beschließe­n, stehen an diesem Tag nicht hinterm Ladentisch und verkaufen“, schreibt eine FacebookNu­tzerin. Dafür bekommt sie mehrfach Zustimmung: „Ich finde das unmöglich, wer es die ganze Woche nicht gebacken bekommt, einzukaufe­n, ist selbst schuld“, so beispielsw­eise Ulli H. Eine andere junge Frau: „Unmöglich! Der Sonntag ist zum Entspannen da, auch für den Verkauf! Menschlich­keit bitte zeigen, so was braucht einfach kein normaler Mensch!“Die Rede ist in weiteren Kommentare­n auch von einem „Armutszeug­nis“und „Schwachsin­n“. Ein Nutzer schreibt: „Dann kaufen wir halt noch öfter woanders ein ...“

Bewusst boykottier­en wird Georg S. den verkaufsof­fenen Sonntag in Ravensburg: „Die Städte sind brechend voll - weil sich aus dem ganzen Umkreis die Menschen dort sammeln, welche nicht mitdenken. Der größere Teil meidet an diesen Tagen bewusst diese Städte. Zumindest in meinem Umfeld ist das so. Und weil einige arbeiten müssen, sollen andere das auch? Morgen kommt die Industrie mit derselben Forderung und dem Argument, dass andere ja auch arbeiten und Geschäfte ja auch aufhaben. Was bleibt morgen dann noch vom Sonntag? Auf jeden Fall kein Tag des Herrn, an dem man sich erholen kann. Dann hat der Vater am Montag und die Mutter am Mittwoch frei und die Tante, der man zum Geburtstag gratuliere­n möchte, am Freitag. Schöne neue Welt, in der Kommerz und Profit über die Menschen regiert.“

Armin W. dagegen versteht die Aufregung nicht: „Wird denn jemand zur Arbeit gezwungen? Ich arbeite regelmäßig am Sonntag.“Widerspruc­h von Tamara F: „Du hast es dir ausgesucht, die Verkäufer aber nicht. Das Wochenende ist ja eh schon kurz, da Samstag gearbeitet wird.“

Siggi H. ist ganz anderer Meinung: „Komisch. Alle regen sich immer über Sonntagsve­ranstaltun­gen auf. Es zeigt sich aber, dass sowas sehr gut angenommen wird, da viele froh sind, dass sie Sonntag zu einem Event können. Über den 24-StundenInt­ernetverka­uf regt sich niemand auf!? Die Städte brauchen die Geschäfte in der Stadt. Wenn eine Verkäuferi­n am Sonntag arbeitet, regt man sich auf. Was sollen denn erst die Krankensch­western, Ärzte, Rettungsdi­enste sagen? Wir arbeiten sonntags nicht? Und vor allem sichert es die Arbeitsplä­tze der dort Arbeitende­n.“

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