Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kein Personal: Museumscafé in Wangen schließt
Wirtin Gerda Sorg hört nach knapp 20 Jahren zum 28. Dezember auf
WANGEN - Im kommenden März hätte Gerda Sorg ihr 20-jähriges Bestehen mit dem Museumscafé gefeiert. So weit wird es aber nicht mehr kommen, denn das Café zwischen Eselmühle und Pulverturm schließt zum Jahresende. Grund dafür ist die nicht gefundene Entlastung – und die Möglichkeit für Gerda Sorg, jetzt, mit 57 Jahren, auf dem Arbeitsmarkt noch eine Chance zu haben.
„Um es vorweg zu sagen: Ich habe selbst gekündigt“, sagt Gerda Sorg. Auf dem Fenstersims stehen schon Blumensträuße und Pflanzen, die Stammgäste ihr zum Abschied geschenkt haben. Leicht wird es Gerda Sorg nicht fallen, von jenem Café zu lassen, das sie fast zwei Jahrzehnte lang aufgebaut hat. Mehrfach hat sie versucht, Personal zu finden. Ohne Erfolg. Irgendwann war es für sie dann Zeit, die Reißleine zu ziehen. „Es geht einfach nicht mehr, täglich bis zu 16 Stunden zu arbeiten“, sagt sie. Lebensgefährte Harald Lieb hat sie zwar nach Kräften unterstützt, hat aber eben auch selbst einen Vollzeitjob. „Und meine Köchin wollte eigentlich schon im Sommer mit arbeiten aufhören, stand mir aber bis jetzt noch zur Seite“, erzählt Gerda Sorg. Noch etwas ist der Wangenerin wichtig: „Jetzt kriege ich noch irgendwo ein Jöble.“Die Sorge, dass es in einigen Jahren dafür zu spät sein könnte, ist für Gerda Sorg durchaus ein Begleiter. „Und dann sind da noch Tochter und Sohn und meine fünf Enkel“, meint die MuseumscaféWirtin. Für die Familie hätte sie gerne etwas mehr Zeit.
1999 hatte Gerda Sorg das kleine Café übernommen. Vorausgegangen war ihm der Seniorentreff der Stadt. „Ich habe vor 20 Jahren all meinen Mut zusammengenommen und bei der Stadt angefragt“, erinnert sich Sorg. Nach und nach erweiterte sie ihr Café mit den selbst gebackenen Kuchen um kleinere Speisen oder Eisbecher. Dass es ihr schwerfallen wird, am 28. Dezember ein letztes Mal zuzuschließen, davon ist Gerda Sorg überzeugt: „In 20 Jahren sind einfach viele persönliche Kontakte und Freundschaften entstanden. Und ich gehe auch mit einem weinenden Auge.“Wo genau es für Gerda Sorg beruflich weitergehen wird, weiß sie noch nicht genau. Ganz lassen will sie von ihrer Wirtinnen- und zugleich musikalischen Leidenschaft aber nicht: „Ich habe mich entschieden, drei Mal im Jahr das Praßbergsiedlerheim anzumieten und dort das Musikantentreffen auszurichten, sodass man sich dort regelmäßig wiedersehen kann.“Auch beim Hexenerwachen am 12. Januar werden sie und Harald Lieb an der Eselmühle die Getränkebewirtung für die Mühlenhexen und aus „alter Freundschaft heraus“noch einmal übernehmen. Parallel wird im Januar allerdings „auch ausgeräumt“.
Die Stadt Wangen als Verpächterin wird sich laut Liegenschaftsamtsleiter Armin Bauser im Januar mit den Behörden abstimmen, was im Museumscafé machbar und zu machen ist und dann über eine Ausschreibung nach einer Nachfolge suchen. Bauser: „Es ist unser Bestreben, dort wieder ein Café reinzubekommen.“