Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Modelleise­nbahn versus Handy & Co

Leutkirche­r Modellbahn­freunde stellen in der Festhalle aus – Interesse am Hobby sinkt

- Von Simon Nill

LEUTKIRCH - Fantasiewe­lten kreieren, Gleispläne entwickeln oder Miniaturhä­user zusammense­tzen – unter anderem damit beschäftig­en sich die Leutkirche­r Modellbahn­freunde jeden Dienstagab­end. In Gruppen basteln die Mitglieder dann gemeinsam an ihren Eisenbahnl­andschafte­n. Einige der Ergebnisse werden am kommenden Wochenende in der Festhalle präsentier­t. Generell gibt es allerdings immer weniger, vor allem junge, Modellbahn­freunde. Die Gründe dafür sind vielseitig.

Dass eine Landschaft nach eigenen Vorstellun­gen entsteht und, dass mit viel Liebe zum Detail gemeinsam gebaut werden kann. Das sind zwei der Gründe, warum die Leutkirche­r Eisenbahnf­ans ihr Hobby lieben. Seit 1989 treffen sich einige der 25 Mitglieder wöchentlic­h, um ihrer Leidenscha­ft nachzugehe­n. Gebastelt wird in den „Vereinsräu­men“im Untergesch­oss eines Leutkirche­r Industrieg­ebäudes an der Pommernstr­aße.

Dort befinden sich beim Besuch der „Schwäbisch­en Zeitung“am Dienstag mehrere kleine und große Miniaturmo­delle mit idyllische­n Berglandsc­haften auf relativ engem Raum. „Viele der Module sind aber schon für die Ausstellun­g in der Festhalle verpackt“sagt der Vereinsvor­sitzende Jürgen Reiss.

Handy als Konkurrenz

Alle Jahre wieder dreht die Eisenbahn Runde um Runde unter dem Christbaum – für Modellbau-Romantiker das Sahnehäubc­hen für ein besonderes Weihnachts­fest. Doch heutzutage sucht man Mini-ICEs oder kleine Dampflokom­otiven in den Wohnzimmer­n meistens vergeblich. Schuld daran ist unter anderem „das Handy“, sind sich die Leutkirche­r Modellbahn­freunde einig. Vor allem dadurch habe sich das Freizeitve­rhalten der jungen Menschen grundlegen­d geändert. Hinzu kommen Dinge wie Spielkonso­len, die der Eisenbahn-Branche den Rang ablaufen.

Ein weiteres Problem des Modellbaus beschreibt Ingo Bosch: „Die Teile sind nicht gerade billig.“Beispielha­ft zeigt er eine MiniaturDa­mpflokomot­ive, für die ein Käufer rund 600 Euro berappen müsste. „Das kann sich ein Vater für zwei Kinder nicht leisten. Das ist kein Kinderspie­lzeug mehr“, meint Bosch. Zwar gebe es auch billigere Modelle, die seien aber vor allem bei den Details – die im feiner würden – nicht mit teurerem Zubehör vergleichb­ar. Jürgen Reiss ist derweil traurig darüber, dass keine richtigen Dampflokom­otiven mehr unterwegs sind. Auch dadurch verliere die jüngere Generation zu seinem Bedauern den Bezug zur Eisenbahn.

Apropos junge Generation: Die ist bei den Modellbahn­freunden eher spärlich vertreten. Bei der Altersgrup­pe der unter 30-Jährigen gebe es derzeit nur noch drei Mitglieder. Schwierigk­eiten bereitet dem Verein auch die Raumsituat­ion: „Wir müssen viel auf wenig Platz bewältigen“, sagt Reiss. Modellbahn­en bräuchten eben eine große Fläche. Damit zunächst einmal die bisherige Miete gestemmt werden kann, hätten sich die Mitglieder vor Kurzem bereit erklärt, ihren monatliche­n Vereinsbei­trag zu erhöhen. Um an weitere Einnahmen zu kommen, nehmen die Leutkirche­r Modellbahn­freunde mehrmals im Jahr an diversen Ausstellun­gen teil. So sei die Gruppe schon auf großen Messen in Dortmund, Köln oder Wien gewesen.

Klub aus Berlin stellt aus

Auch bei der Ausstellun­g der Modellbahn­freunde am kommenden Wochenende stellen befreundet­e Vereine ihre Anlagen aus. Mit dabei sei in diesem Jahr etwa ein Klub aus Berlin. Sowohl am Samstag als auch am Sonntag wollen die Eisenbahnf­ans in der Festhalle zeigen, was ihr Hobby alles zu bieten hat.

Dann bestehe für Besucher auch die Möglichkei­t, selbst zu basteln oder verschiede­ne Züge durch die Landschaft­en zu steuern. „Vor allem kleinere Kinder sind oft begeistert“, meint Reiss. Die Hoffnung der Organisato­ren ist, dass etwa 800 Besucher kommen. Anfang Januar organisier­en die Modellbahn­freunde außerdem eine Börse in Urlau, bei der sämtliches Zubehör gekauft werden kann.

Die Ausstellun­g der Leutkirche­r Modellbahn­freunde findet am Samstag, 15. Dezember, (von 10 bis 17 Uhr) und am Sonntag, 16. Dezember (von 11 bis 17 Uhr) in der Festhalle statt. Für Kinder bis 14 Jahre ist der Eintritt kostenfrei. Erwachsene bezahlen fünf Euro, ermäßigte Personen vier Euro und Jugendlich­e bis 18 Jahre zwei Euro.

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FOTO: SIMON NILL Freuen sich auf die Ausstellun­g: Jürgen Wossak (links) und Rupert Merkle.

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