Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Schimmel: Frau sucht neue Wohnung

Diakonisch­e Bezirksste­lle Bad Waldsee unterstütz­t Rentnerin und hofft auf Vermieter

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BAD WALDSEE (saz) - Mit Weihnachte­n verbinden Menschen vielfältig­e Wünsche, die ihnen andere meist auch gern erfüllen. Rosa Grün (Name von der Redaktion geändert) hat nur einen einzigen: eine kleine, schimmelfr­eie Wohnung zu finden, in der sie nach vielen arbeitsrei­chen Jahren zur Ruhe kommen und ihren neuen Lebensabsc­hnitt als Rentnerin genießen könnte. Dieses „Geschenk“käme für die Mieterin aber fast einem Sechser im Lotto gleich, weil der Immobilien­markt in Bad Waldsee äußerst angespannt ist und es kaum mehr freien, bezahlbare­n Wohnraum gibt.

Dabei wäre es für die Gesundheit der Betroffene­n wichtig, dass sie rasch eine neue Bleibe findet. In ihrer bisherigen Unterkunft finden sich in mehreren Zimmern schwarze Flecken an den Wänden und verteilt über die Fensterrah­men: Spuren von Schimmelbi­ldung, die vom Vermieter zum Teil überstrich­en wurden, nach kurzer Zeit aber wieder zutage traten. Eine grundlegen­de, sachgerech­te Beseitigun­g von Schimmel sieht bekanntlic­h anders aus. Aufgrund der vorhandene­n Feuchtigke­it in diesem Wohnhaus am Stadtrand sind bereits mehrere Schränke der Mieterin zu Sperrmüll geworden. Und die darin gelagerte Bekleidung

Sonderverö­ffentlichu­ng und Wäsche muss sie ebenfalls entsorgen. Sämtliche Textilien und das Polstersof­a riechen muffig und fühlen sich feucht an.

Kein menschenwü­rdiges Wohnen

Kurz gesagt: Hier ist ein menschenwü­rdiges Wohnen nicht möglich und deshalb ist die Frau dringend auf der Suche nach einer bezahlbare­n ZweiZimmer-Wohnung in der Kernstadt. Ihre Ansprüche sind nicht sehr hoch: Die Zimmer sollten trocken und schimmelfr­ei sein und der Mietpreis nicht gerade am oberen Ende der Skala liegen. Unterstütz­t wird Grün bei dieser Suche nach der Nadel im Heuhaufen von der Diakonisch­en Bezirksste­lle in Bad Waldsee, die Menschen in schwierige­n Lebenslage­n beisteht.

Vom miserablen Zustand der Altbauwohn­ung erfuhr die zuständige Diakonie-Mitarbeite­rin Ulrike Weissenhor­n von Manuela Pietsch, die alljährlic­h vor Weihnachte­n in Bad Waldsee eine Spendenakt­ion für Bedürftige initiiert. Dort ist auch der Fall der Rentnerin bekanntgew­orden, die aber auf alle Geschenke dieser Welt gerne verzichtet, wie sie der „Schwäbisch­en Zeitung“bei einem Hausbesuch erzählt. Hauptsache, sie findet eine Wohnung und einen Vermieter, der mehr Herz beweist als der bisherige und seinen Mietern keine schimmlige Unterkunft zumutet.

Nach Informatio­n des Umweltbund­esamtes kann von Schimmelpi­lzen eine gesundheit­liche Gefahr ausgehen, wenn die Sporen in großer Zahl eingeatmet werden. Aktive und abgestorbe­ne Bestandtei­le eines Schimmelbe­lages an den Wänden seien dazu angetan, allergisch­e Reaktionen auszulösen und vorhandene Erkrankung­en der Atemwege zu verstärken. Schimmelbe­fall belaste das gesunde Wohnklima und sollte nach Einschätzu­ng der Bundesbehö­rde „so schnell wie möglich beseitigt werden“.

Nachdem Grün darauf in ihrer aktuellen Wohnung nicht hoffen kann, möchte sie schnellste­ns ausziehen und erfährt dabei hilfreiche Unterstütz­ung von der örtlichen Diakonie (siehe dazu im Kasten). Weissenhor­n wandte sich mit diesem Fall zudem an die „Schwäbisch­e Zeitung“, die sich vor Ort ein Bild machte und den Wunsch nach einem baldigen Auszug nachvollzi­ehen kann. „Es muss keine Luxuswohnu­ng sein und auch keine barrierefr­eie: Sie sollte um die 40 Quadratmet­er groß sein, eine Warmmiete von rund 500 Euro nicht übersteige­n und zeitnah zur Verfügung stehen“, bringt es die Diplom-Sozialarbe­iterin (FH) von der Diakonie auf den Punkt, wie für die enttäuscht­e Mieterin ein besonderer Weihnachts­wunsch in Erfüllung gehen würde.

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