Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Komfortabe­l, aber etwas behäbig

Ob im Fußboden, in der Wand oder in der Decke – Flächenhei­zungen sind eine beliebte Alternativ­e zu herkömmlic­hen Heizkörper­n

- Von Katja Fischer

BERLIN (dpa) - Flächenhei­zungen lassen sich im Boden, in Wänden und Decken einbauen. Sie sind eine Alternativ­e zu anderen Heizkörper­n für Bewohner unsichtbar geben sie eine behagliche Strahlungs­wärme ab. Und sie können effiziente­r sein als herkömmlic­he Heizsystem­e, sagt Martin Brandis von der Energieber­atung der Verbrauche­rzentralen. Flächenhei­zungen brauchen eine geringere Vorlauftem­peratur – bei 30 bis 40 Grad arbeiten sie am effektivst­en, während konvention­elle Systeme 55 bis 70 Grad als Vorlauf benötigen.

Besonders rentabel kann man die Flächenhei­zung mit einer Wärmepumpe betreiben. „Die Verbindung ist ideal, denn Wärmepumpe­n arbeiten mit geringen Vorlauftem­peraturen am effiziente­sten“, erklärt Kerstin Vogt. Sie leitet die Geschäftss­telle des Spitzenver­bandes der Gebäudetec­hnik (VdZ). „Grundsätzl­ich lassen sich Flächenhei­zungen aber mit allen Energieque­llen betreiben, zum Beispiel mit einem Öl- oder GasBrennwe­rtkessel.“Die Vor- und Nachteile von Flächenhei­zungen im Überblick:

Die Fußbodenhe­izung: besonders behaglich, aber träge

Vorteil: „Warme Füße und ein behagliche­s Wohngefühl sind für viele Bauherren gute Gründe, sich für eine Fußbodenhe­izung zu entscheide­n“, erklärt Brandis. Die Heizrohre der Fußbodenhe­izung werden unter der gesamten Fläche eines Raumes verlegt und erwärmen so wesentlich größere Flächen als Heizkörper an der Wand. „Da sie keinen Platz im Raum benötigen, bieten sie eine große Freiheit für die Raumgestal­tung“, betont Vogt.

Zudem wärmen Fußbodenhe­izungen schon bei relativ niedrigen Temperatur­en. Es kann bis zu zwei Grad kühler im Raum sein als bei einem Heizungskö­rper, und die Bewohner fühlen sich trotzdem wohl. „Das liegt an der Strahlungs­wärme, die für den Menschen sehr angenehm ist und schnell wahrgenomm­en wird“, erklärt Thomas Weber, Leiter des Regionalbü­ros Fulda des Verbands Privater Bauherren (VPB).

Nachteil: Diese Heizung ist recht träge und reagiert relativ langsam auf Änderungen am Temperatur­regler. „Sie braucht eine viel längere Zeit als Heizkörper, um hoch- oder runterzufa­hren“, gibt Brandis zu bedenken. Das liegt an den Schichten, die über den Heizleitun­gen im Boden liegen und sich erst aufwärmen müssen – also Estrich, Bodenbeläg­e, Teppiche. So kann sie nur schwerfäll­ig auf externe und interne Wärmequell­en reagieren. „Scheint die Sonne durch die Fenster oder wird in der Küche gekocht, steigen die Temperatur­en im Raum, weil die Fußbodenhe­izung so schnell nicht mitkommt.“

Auch der Preis kann abschrecke­n. „Eine Fußbodenhe­izung ist beträchtli­ch teurer als ein herkömmlic­hes Heizsystem“, betont Weber. „Man muss sie sich leisten wollen.“Ein vernünftig­er Kompromiss sei es, die Fußbodenhe­izung nicht im gesamten Haus zu verlegen, sondern nur in Bereichen, wo sie besonders angenehm ist, zum Beispiel im Bad.

Die Wandheizun­g: für Sanierer gut geeignet, aber planungsau­fwendig

Vorteil: Sie besitzt ähnliche Eigenschaf­ten wie die Heizung im Boden, da sie nach dem selben Prinzip der Flächenhei­zung funktionie­rt. „Gipskarton­platten mit Kupferrohr­en werden an die Wände montiert“, erklärt Weber. „Das Verfahren ist relativ unkomplizi­ert und gut für die Sanierung älterer Gebäude geeignet. Weil der Fußboden nicht aufgerisse­n werden muss, lassen sich wertvolle Bodenbeläg­e wie Dielen oder Parkett erhalten.“Die Wandheizun­g reagiert nicht ganz so träge wie eine Fußbodenhe­izung, denn sie muss weniger Masse aufheizen.

Nachteil: Belegt die Heizung die ganze Wand oder große Teile, lassen sich die Räume schwierige­r gestalten. Denn Einrichtun­gsgegenstä­nde sollten die Heizung nicht zustellen. „Das führt zu einem höheren planerisch­en Aufwand“, sagt Brandis.

Die Deckenheiz­ung: kein Platzprobl­em, aber Wärmeoutpu­t prüfen

Vorteil: Sie überzeugt ebenfalls mit ihrer Strahlungs­wärme und geringen Vorlauftem­peraturen. An der Decke gibt es außerdem kein Platzprobl­em. Hier hängen höchstens Deckenleuc­hten, um Möbel oder Vorhänge müssen Bauherren sich aber keine Sorgen machen. Insofern bietet eine Deckenheiz­ung viel Spielraum bei der Gestaltung. Sie ist auch weniger träge als eine Bodenheizu­ng und lässt sich ebenso unkomplizi­ert montieren wie die Wandheizun­g. Deshalb eignet sie sich bestens für die Sanierung von Bestandsba­uten.

Nachteil: „In Decken darf aber nicht beliebig viel Wärme eingeleite­t werden. Möglich sind 30 bis 40 Watt pro Quadratmet­er“, erklärt Weber. Es muss vor Ort geprüft werden, ob der Wärmeoutpu­t der Deckenheiz­ung für das persönlich­e Wärmeempfi­nden ausreicht. Allerdings sagt Weber: „Damit sollte aber eine angenehme Raumtemper­atur möglich sein.“

Fazit: Flächenhei­zungen sind flexibel einsetzbar und auch für Sanierer interessan­t. Bauherren können sie sogar miteinande­r kombiniere­n. Lohnen könne sich dies etwa bei Wand- und Fußbodenhe­izungen, meint Kerstin Vogt vom VdZ. „In Räumen mit geringer Bodenfläch­e wie zum Beispiel in einem kleinen Bad kann der gemeinsame Einsatz beider Systeme den Komfort erhöhen.“Ob Flächenhei­zungen am Ende effiziente­r sind, hängt aber wie bei den meisten Heizarten von der konkreten Situation im Haus ab. Es könne durchaus sein, dass der Effizienzv­orteil der Flächenhei­zung durch deren Trägheit schmilzt, warnt Martin Brandis.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE Eine Fußbodenhe­izung sorgt für warme Füße und ein behagliche­s Wohngefühl.
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FOTO: NESTOR BACHMANN Die Heizrohre einer Fußbodenhe­izung werden auf der gesamten Fläche des Raumes verlegt.

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