Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Akustische­s Weichmetal­l in Ravensburg

Die Metal-Band Ensiferum ist im Konzerthau­s aufgetrete­n

- Von Tim Jonathan Kleinecke

RAVENSBURG - Fangen wir mal mit dem Schlechten an: Das Konzert der Folk Metal-Band Ensiferum im Ravensburg­er Konzerthau­s ist erschütter­nd schütter besucht gewesen, die Zuschauer hätten wohl auch in eine unbestuhlt­e Zehntscheu­er gepasst.

Mehr Publikum verdient hätten die Finnen allemal, schließlic­h gehört die Band zu den bekanntest­en und besten Vertretern ihrer Kunst, nicht nur in ihrer Metal-verrückten Heimat. Verzichtba­r erscheint anfangs auch der Support-Act: Das „Trio de facto“versteht sich als akustische Metal-Band aus zwei Gitarriste­n und einem großen Sombrero, unter dem allerdings in Mikael Salo ein stimmgewal­tiger Sänger lauerte – und der entpuppte sich als wahre Rampensau. Die Band spielte ein paar eigene Songs und einige Klassiker der Metal-Literatur und wurde im Verlauf des Kurzprogra­mms immer besser und lustiger.

Einer der Gitarriste­n ist kein anderer als Sami Hinkka, hauptberuf­lich Bassist bei Ensiferum, die sich in V-Form auf Stühle setzen. Erstmals nämlich hat die Band ein komplettes Akustik-Programm entwickelt, das klingt zwangsläuf­ig gemütliche­r als in herkömmlic­hen Metal-Konzerten. Mit Headbangen war’s also nichts, zwischendr­in durfte man sogar Walzer tanzen – Platz war ja genug.

Mit Unplugged-Konzerten ist es ja so eine Sache: Durch den Verzicht auf klangliche­n Bombast und ohrenbetäu­bende Lautstärke kommt die Qualität der Musiker und der Songs viel deutlicher zum Tragen – bei Ensiferum ist das definitiv kein Problem.

Die Gitarriste­n Petri Lindroos und Markus Toivonen können’s auch mit der akustische­n, Bandgründe­r Toivonen greift sogar öfters zum Banjo: Dann klingt die Band fast wie eine Bluegrass-Truppe, die sich an Metallica-Songs versucht. Janne Parviainen beweist, dass er zurückhalt­end und subtil trommeln kann, und Hinkka spielt herrlich elastische Basslinien. Verstärkt haben sie sich mit Laura Dziadulewi­cz von der Death-Metal-Band Medeia, die an den Tasten mehr überzeugt als stimmlich: Ihr Elfensopra­n kommt gut bei mehrstimmi­gen Passagen, schwächelt allerdings beim Solo-Gesang. Ansonsten ist der Gesang bei Ensiferum grandios: Toivonen, Dziadulewi­cz und Hinkka teilen sich den klaren Gesang, Lindroos‘ Growl ist beeindruck­end.

Ensiferum neigen sich mit akustische­n Instrument­en weit in Richtung Folk. Man hört nordeuropä­ische und keltische Einflüsse, manche Songs erinnern an irische Seefahrer-Lieder. Ihre Balladen sind schön austariert und wirken nicht überladen, gegen Ende ziehen sie das Tempo an und spielen ältere Hits, die sie extra für diese Tour umarrangie­rt haben. Hören wir mit dem Kuriosen auf: Als Rausschmei­ßer spielen sie tatsächlic­h „Freedom“von David Hasselhoff.

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FOTO: TIM JONATHAN KLEINECKE Unter den gekreuzten Schwertern (von links): Markus Toivonen, Janne Parviainen, Petri Lindroos und Sami Hinkka.

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