Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Akustisches Weichmetall in Ravensburg
Die Metal-Band Ensiferum ist im Konzerthaus aufgetreten
RAVENSBURG - Fangen wir mal mit dem Schlechten an: Das Konzert der Folk Metal-Band Ensiferum im Ravensburger Konzerthaus ist erschütternd schütter besucht gewesen, die Zuschauer hätten wohl auch in eine unbestuhlte Zehntscheuer gepasst.
Mehr Publikum verdient hätten die Finnen allemal, schließlich gehört die Band zu den bekanntesten und besten Vertretern ihrer Kunst, nicht nur in ihrer Metal-verrückten Heimat. Verzichtbar erscheint anfangs auch der Support-Act: Das „Trio de facto“versteht sich als akustische Metal-Band aus zwei Gitarristen und einem großen Sombrero, unter dem allerdings in Mikael Salo ein stimmgewaltiger Sänger lauerte – und der entpuppte sich als wahre Rampensau. Die Band spielte ein paar eigene Songs und einige Klassiker der Metal-Literatur und wurde im Verlauf des Kurzprogramms immer besser und lustiger.
Einer der Gitarristen ist kein anderer als Sami Hinkka, hauptberuflich Bassist bei Ensiferum, die sich in V-Form auf Stühle setzen. Erstmals nämlich hat die Band ein komplettes Akustik-Programm entwickelt, das klingt zwangsläufig gemütlicher als in herkömmlichen Metal-Konzerten. Mit Headbangen war’s also nichts, zwischendrin durfte man sogar Walzer tanzen – Platz war ja genug.
Mit Unplugged-Konzerten ist es ja so eine Sache: Durch den Verzicht auf klanglichen Bombast und ohrenbetäubende Lautstärke kommt die Qualität der Musiker und der Songs viel deutlicher zum Tragen – bei Ensiferum ist das definitiv kein Problem.
Die Gitarristen Petri Lindroos und Markus Toivonen können’s auch mit der akustischen, Bandgründer Toivonen greift sogar öfters zum Banjo: Dann klingt die Band fast wie eine Bluegrass-Truppe, die sich an Metallica-Songs versucht. Janne Parviainen beweist, dass er zurückhaltend und subtil trommeln kann, und Hinkka spielt herrlich elastische Basslinien. Verstärkt haben sie sich mit Laura Dziadulewicz von der Death-Metal-Band Medeia, die an den Tasten mehr überzeugt als stimmlich: Ihr Elfensopran kommt gut bei mehrstimmigen Passagen, schwächelt allerdings beim Solo-Gesang. Ansonsten ist der Gesang bei Ensiferum grandios: Toivonen, Dziadulewicz und Hinkka teilen sich den klaren Gesang, Lindroos‘ Growl ist beeindruckend.
Ensiferum neigen sich mit akustischen Instrumenten weit in Richtung Folk. Man hört nordeuropäische und keltische Einflüsse, manche Songs erinnern an irische Seefahrer-Lieder. Ihre Balladen sind schön austariert und wirken nicht überladen, gegen Ende ziehen sie das Tempo an und spielen ältere Hits, die sie extra für diese Tour umarrangiert haben. Hören wir mit dem Kuriosen auf: Als Rausschmeißer spielen sie tatsächlich „Freedom“von David Hasselhoff.