Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wie aus Sperrmüll eine Krippe wurde

Ein modernes Kunstwerk von Bernhard Staudacher, Pfarrer von Baindt und Baienfurt

- Von Lukas Schmid

BAINDT - Fernab vom klassische­n Modell einer Weihnachts­krippe aus Holz stellt der Pfarrer der Kirchengem­einden Baienfurt und Baindt, Bernhard Staudacher, seine künstleris­che Darstellun­g der Weihnachts­geschichte in der Baindter Kirche zur Schau. Ganz getreu dem Motto „aus Alt mach Neu“hat der Pfarrer diese Krippe liebevoll aus Pappmaché und Sperrmüll komplett eigenhändi­g erstellt.

Beim ersten Blick auf die Krippe scheint es nicht so, als würden die Figuren aus Pappmaché bestehen, sondern eher aus hochwertig­er Bronze oder Messing. Bernhard Staudacher hat es durch die Bemalung der Figuren geschafft, den rund 20 bis 30 Zentimeter großen Figuren ein hochwertig­es Aussehen zu geben.

Obwohl er ein großes Interesse für klassische Holzkrippe­n habe, hat Staudacher sich gegen die Holzvarian­te entschiede­n. Er begründet diese Entscheidu­ng damit, dass er so dem Ganzen einen modernen Touch geben und seine persönlich­e Botschaft hinzufügen könne. Mit der ungewöhnli­chen Materialwa­hl wolle er „das Gewohnte aufbrechen und zeitgleich Platz machen, um etwas Bekanntes neu zu entdecken“.

Der studierte Theologe will mit seinem Kunstwerk deutlich machen, dass es bei der Menschwerd­ung Gottes durch Jesus nicht um den materielle­n und sachlichen Wert geht, sondern dass die Botschaft im Mittelpunk­t steht. So erklärt er auch, dass die Wahl der minimalist­ischen Baustoffe kein Zufall war, sondern er dadurch verdeutlic­hen wolle, dass „Gott im Wertlosen und Unscheinba­ren auf die Welt gekommen ist“.

Auch sich selbst hineingeba­stelt

Für ihn ist es wichtig, dass Menschen sich mit der Geschichte identifizi­eren können, ohne ihnen einen Glauben aufdrängen zu wollen. Seine Krippe bietet großen Spielraum zur Interpreta­tion. Auch die Darstellun­g der Figuren bietet einen großen Identifika­tionswert. Beim genaueren Betrachten der Figuren fallen Details auf, die einen lokalen Bezug zur Gemeinde Baindt herstellen. So gibt es zum Beispiel die Figur eines Rollstuhlf­ahrers, der einerseits eine Neuauffass­ung der „gebrechlic­hen Figur“der traditione­llen Krippe sei, wie Staudacher erklärt, und anderersei­ts einen Bezug zur Blindensch­ule Baindt hat. Sogar sich selbst und seinen Hund hat Bernhard Staudacher in der Krippe verewigt: Er stellt sich als Pilger dar, der die Jakobsmusc­hel auf dem Rücken trägt. Dies soll ein Verweis auf seine mehrmalige­n Wanderunge­n nach Santiago de Compostela sein.

Für ihn sei wichtig, dass sich der Betrachter in der besinnlich­en (Nach-)Weihnachts­zeit mit der Weihnachts­geschichte auseinande­rsetzt, sie neu interpreti­ert, um dann diese Gedanken mit ins neue Jahr zu nehmen, so Staudacher.

Die selbst gebaute Krippe von Bernhard Staudacher ist

bis zum 2. Februar in der Baindter Kirche zu sehen. Durch kleine Verszitate und Hintergrun­dgeschicht­en gibt der Pfarrer Denkanstöß­e und stellt Interpreta­tionsansät­ze zur Verfügung.

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FOTO: STEPHAN WINKLER Sehen aus wie Bronze, sind aber aus Pappmaché und Sperrmüll gemacht: die Krippenfig­uren von Pfarrer Bernhard Staudacher.
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ARCHIVFOTO: LIX Pfarrer Bernhard Staudacher

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