Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Erklärung“
RAVENSBURG (len) - Eine über Jahre andauernde ökumenische Annäherung in Ravensburg hat im Oktober ein jähes Ende gefunden: Die katholische Kirche kündigte die „Ravensburger Erklärung“auf. Darin hatten sich katholische und evangelische Christen zum gemeinsamen Abendmahl eingeladen. Wörtlich heißt es in dem Schriftstück: „Hier vor Ort beginnen wir mit einer einladenden Kirche, indem wir uns offen und herzlich zu Kommunion und Abendmahl einladen.“Die Erklärung war am 8. Oktober 2017 unterzeichnet worden, unter anderem von Ravensburgs katholischem Stadtpfarrer Hermann Riedle. Der jedoch wurde zu einem Dienstgespräch zur Diözese Rottenburg-Stuttgart zitiert und distanzierte sich daraufhin von der Erklärung. Riedle veröffentlichte rund ein Jahr nach der Unterzeichnung, kurz vor einem geplanten Fest der Ökumene, eine Erklärung zur Erklärung. Darin hieß es: „Bischof Fürst hat mir die Rechtsgrundlage der katholischen Kirche dargelegt, die eine Zulassung eines evangelischen Christen nur im Einzelfall vorsieht. Eine offene Einladung an alle ist (noch) nicht möglich.“Viele evangelische und kahtolische Christen zeigten sich enttäuscht darüber und zogen am 19. Oktober bei einem Schweigemarsch durch die Stadt. Auch die Mitunterzeichner reagierten verärgert. „Die Menschen verstehen eine solche Haltung nicht mehr“, sagte Oberbürgermeister Daniel Rapp. Der evangelische Dekan Friedrich Langsam sprach von einem Rückschritt in der Annäherung beider Konfessionen. Er bekräftigte indes die Einladung an Katholiken zum evangelischen Abendmahl. RAVENSBURG - Etwa zwei Wochen lang geht in Ravensburg die Angst um: Ein Unbekannter hat am 10. März die Jugendkirche St. Jodok im Herzen der Unterstadt angezündet und immensen Sachschaden angerichtet. Zuvor hatte er bereits in der Kiche St. Martin in Schlier gezündelt. Beim Landeskriminalamt geht Tage später eine anonyme E-Mail ein, in der steht, dass weitere Kirchen brennen werden.
Eine Sonderkommission der Kripo fahndet fieberhaft nach dem Täter und kann ihn schließlich ermitteln. Zum einen wegen der E-Mail, die von der Arbeitsagentur Ravensburg abgesandt wurde, wo sich der arbeitslose Verdächtige aufgehalten hatte. Zum anderen, weil er eine leer getrunkene Schnapsflasche mit DNASpuren in der Jodokskirche zurückgelassen hatte.
Beim Prozess vor dem Landgericht Ravensburg im September tischt der 40-Jährige der Öffentlichkeit eine erstaunliche Erklärung für den Brand auf: Angeblich habe er aus Liebeskummer nur das Foto seiner Ex-Freundin anzünden wollen und es achtlos auf das Sofa in der Jugendkirche geworfen. Dass sich daraus ein großes Feuer entwickeln würde, will er nicht für möglich gehalten haben. Er bezeichnet sich selbst als tiefgläubigen Katholiken, der oft in die Kirche zum Beten ging.
Zudem will er vor der Tat zwei Flaschen Schnaps getrunken haben und argumentiert, er sei nicht voll zurechnungsfähig gewesen. Sprachnachrichten und Zeugenaussagen legen jedoch nahe, dass er wahrscheinlich keine alkoholbedingten Aussetzer hatte an dem Tag.
Eine psychiatrische Gutachterin attestiert dem Täter eine dissoziale Persönlichkeitsstörung: Er kann demnach zwar gut von böse unterscheiden, glaubt aber, dass Regeln nicht für ihn gelten. Das Gericht verihn wegen schwerer Brandurteilt stiftung zu sieben Jahren und zwei Monaten Haft. Gegen das Urteil hat der Täter jedoch Revision eingelegt, es ist noch nicht rechtskräftig.
Die Kirche St. Jodok, an der ein Schaden von 1,5 bis 2 Millionen Euro entstanden war, wird voraussichtlich im April 2019 wieder geöffnet. Zwischenzeitlich musste die Gemeinde auf andere Räumlichkeiten, hauptsächlich die Liebfrauenkirche, ausweichen.