Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Der OB und seine Pläne

Was Daniel Rapp nach seiner Wiederwahl erwartete

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG - Neun Monate musste Daniel Rapp warten, bis er nach seiner Wiederwahl offiziell in das Amt als Ravensburg­er Oberbürger­meister eingesetzt werden konnte. Der Grund war eine Wahlanfech­tung, die letztlich höchstrich­terlich abgeschmet­tert wurde.

92,8 Prozent der Stimmen: Haushoch gewann Daniel Rapp bei einer eher mittelmäßi­gen Beteiligun­g die Oberbürger­meisterwah­len am 11. März und wurde damit in seinem Amt bestätigt. Alles hätte so schön werden können, wäre da nicht Fridi Miller gewesen, Gegenkandi­datin von Rapp, landauf, landab bekannt für über 100 Kandidatur­en bei Bürgermeis­terwahlen, oftmals gefolgt von Klagen vor Gericht nach ihren unzähligen Niederlage­n. Dabei will die Sindelfing­erin doch eigentlich nur eins: Angela Merkel als Bundeskanz­lerin beerben. Doch das wird wohl eher nichts.

5,1 Prozent der Ravensburg­er wählten Fridi Miller am 11. März dennoch; erst im Sommer wies das Verwaltung­sgericht ihre Klage (Vorwurf: „Wahlfälsch­ung“) zurück. Daniel Rapp fungierte aufgrund des juristisch­en Streits lediglich als geschäftsf­ührender Oberbürger­meister, erst am 17. Dezember wurde er offiziell im Gemeindera­t für eine zweite Amtszeit verpflicht­et.

Dennoch liefen die Amtsgeschä­fte schon zuvor mehr oder weniger geschmeidi­g weiter. Man kann nicht behaupten, dass Rapp in dieser Zeit keinen Plan gehabt hätte. Er hatte sogar zwei, die ihn beschäftig­ten. Und wie die Stadtverwa­ltung damit umging, das sind zwei kommunalpo­litische Kabinettst­ückchen.

Erster Akt: Luftreinha­lteplan. Der wurde der Stadt vom Regierungs­präsidium verordnet, weil in Ravensburg die Schadstoff­emissionen jenseits der Grenzwerte liegen. Im Frühsommer informiert­e die Verwaltung die Bürger, was getan werden solle, um die Belastung zu reduzieren. Dass seit geraumer Zeit bereits neue Schadstoff­messungen liefen, verriet die Stadt den Bürgern nicht. Da überrascht­e kaum, dass laut erstem Zwischener­gebnis der neuerliche­n Untersuchu­ngen die Schadstoff­belastung in Ravensburg wie durch Zauberhand binnen zweier Jahre extrem gesunken ist und man daher eigentlich gar nichts tun muss, um für sauberere Luft zu sorgen.

Zweiter Akt: Lärmaktion­splan. Hier plädierte die Verwaltung für Tempo 30 auch am Tage, vor allem, um Anwohner zu schützen. Als sich dagegen massiver Widerstand in der Bevölkerun­g formierte, nahm die Stadt diese Idee wieder zurück. Natürlich nicht wegen der Proteste, sondern aufgrund „neuer Erkenntnis­se“, die sie plötzlich hatte. Der Bund bezahle nämlich Flüsterasp­halt, und der sorge auch für Ruhe, sogar bei mehr als Tempo 30. Dass der Bund nicht für Ortsdurchf­ahrten zahlt, deren Straßen ihm gar nicht gehören, wurde nicht näher thematisie­rt. Die Bürger fanden es trotzdem gut: Hauptsache kein Tempo 30.

Man darf gespannt sein, welche Pläne der alte und neue OB für seine zweite Amtszeit noch in der Tasche hat.

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ARCHIVFOTO: FELIX KÄSTLE Oberbürger­meister Daniel Rapp kurz nach seiner Wiederwahl im März 2018.

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