Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ein neues Stadtviertel
Auf dem Ex-Schuler-Areal entstehen 500 neue Wohnungen
WEINGARTEN - Die Entstehung des neuen Stadtviertels auf dem ehemaligen Schuler-Areal ist ein Jahrhundert-Projekt und ein Meilenstein in der Geschichte der Stadt Weingarten. „Es wird das Stadtbild in den nächsten 50 bis 100 Jahre prägen“, sagte Oberbürgermeister Markus Ewald. Auf dem 36000 Quadratmeter großen Areal sollen bis 2025 rund 500 neue Wohnungen und Gewerbe entstehen. Das entspricht einer Größe von sechseinhalb Fußballfeldern.
Wie das neue Stadtviertel aussehen kann, wurde der Öffentlichkeit erstmals Ende Oktober gezeigt. Aus dem städtebaulichen Wettbewerb, bei dem Architekturbüros neun verschiedene Entwürfe eingereicht hatten, ermittelte eine 17-köpfige Jury das Siegermodell, das den Anforderungen am besten entsprach.
Der Entwurf des Architekturbüros „Ackermann + Raff“überzeugte vor allem durch Klarheit und Vielfalt. So ist das Gewerbe um die alte Post entlang der Heinrich-SchatzStraße konzentriert. Hier kann man künftig unter Arkaden seinen Einkaufsbummel machen. Dadurch sind Wohnen und Gewerbe eindeutig voneinander getrennt.
Innerhalb des Wohngebiets wird es keinen Autoverkehr geben. Die Quartierwege sind Fußgängern und Radfahreren vorbehalten. Parkmöglichkeiten bietet die Tiefgarage, die über fünf Zufahrten zugänglich sein wird, die wiederum konsequent am Rand des neuen Stadtviertels geplant sind. Der Juryvorsitzende Werner Binotto lobte die Robustheit des Entwurfs, da die einzelnen Bausteine des Quartiers aus Gebäudetypen bestehen, die sich für attraktive Wohnungen und für eine flexible Nutzung eignen. Der Entwurf sei wie ein Tischtuch, an dem man ziehen könne, ohne dass es sein grundsätzliches Konzept aufgeben müsse.
Das Modell ist jedoch nicht unumstritten. „Ein bisschen besser als befürchtet“, kommentierte Karl-Anton Feucht, Vorsitzender des Weingartener Gewerbe- und Handelsvereins (GHV), den Siegerentwurf.
Den Erwartungen des GHV wird der Entwurf von „Ackermann + Raff“allerdings nicht gerecht. Verantwortlich dafür sei aber nicht der Investor, sondern vielmehr die Stadtverwaltung. „Die Ausgewogenheit fehlt“, meint Feucht. „Wir hatten gehofft, dass der Anteil an Gewerbe größer wird.“Es gebe wenige Flächen, die für Gewerbe und Einzelhandel zugelassen sind. Und das Gewerbe darf nur sehr leise sein und nicht stören. Eine wirkliche Entwicklung zu einem lebendigen Stadtteil ist damit nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich.“Es habe an Mut gefehlt, etwas Modernes und Lebendiges zu schaffen. Die Innenstadt werde auch in Zukunft große Probleme haben.
Schon im kommenden Herbst soll mit den Abrissarbeiten begonnen werden. 2020 werden die ersten Häuser gebaut, und zwei Jahre später sollen schon die ersten Mieter in ihre neuen Wohnungen einziehen.