Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Frauen beim Blutritt nicht auszuschließen
Dekan Ekkehard Schmid mahnt zur Rückbesinnung auf den Blutritt als Gottesdienst
WEINGARTEN - So wenige Reiter gab es seit 35 Jahren beim Blutritt nicht mehr. Die Zahlen veranlassten Dekan und Blutreiter Ekkehard Schmid bei der Versammlung der Blutreiter-Gruppenführer am Ostermontag zu deutlichen Worten. Der Ritt müsse wieder mehr zur Prozession werden, mahnte der Dekan. Das gelte vor allem für die Strecke auf der Flur: „Da ist Ruhe, da wird nicht gequatscht.“Der Ritt über die Flur sei ein Gottesdienst, also solle entweder Stille herrschen oder gebetet werden.
Schmid wiederholte diese Ermahnung in zwei Interviews mit der „Schwäbischen Zeitung“Mitte April und kurz vor dem Blutritt. Schmid sprach über den Volksfestcharakter der weltweit größten Reiterprozession und betonte noch einmal die Aufgabe der Reiter, den religiösen Kern nicht aus den Augen zu verlieren. Als Reiter habe man eine Vorbildfunktion und sei in einer besonderen Verantwortung. Angesichts des Reiterrückgangs stellte sich automatisch auch die Frage, ob sich der Blutritt künftig nicht auch für Frauen öffnen müsse. Frauen sind beim Blutritt als Reiter traditionell ausgeschlossen. Er ist eine reine Männerprozession.
Frauen beim Blutritt? Das ist eine Frage, die kaum jemand zu stellen wagte, weil sie zu heftigen Diskussionen führte. Für die einen ist der Ausschluss eine Diskriminierung, ihnen gilt der Blutritt als archaisch. Die andere Seite betont die Tradition, die es zu bewahren gilt. Schmid zeigte sich im Interview überraschend offen. Frauen beim Blutritt? „,Das ist nicht auszuschließen“, sagte er. Es komme schließlich nicht auf die Geschlechtszugehörigkeit an, sondern auf die innere Haltung.
Ob diese Öffnung allerdings das Nachwuchsproblem löst, ist unwahrscheinlich. Dieser Meinung ist Christoph Sprißler, 1. Vorsitzender der Blutfreitagsgemeinschaft. Auch er verschließt sich nicht dieser Vorstellung, doch gebe es intern diese explizite Forderung nicht. Für ihn ist die Pferde-Beschaffung mitverantwortlich für den Rückgang der Reiter. Entscheidend sei aber - und hier folgt er der Argumentation des Dekans -, dass die Blutreiter die Prozession leben und sich auf den Kern der Prozession als Gottesdienst besinnen. Dieses Problem werde auch eine Öffnung für Frauen nicht lösen.
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