Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Frauen beim Blutritt nicht auszuschli­eßen

Dekan Ekkehard Schmid mahnt zur Rückbesinn­ung auf den Blutritt als Gottesdien­st

- Von Markus Reppner

WEINGARTEN - So wenige Reiter gab es seit 35 Jahren beim Blutritt nicht mehr. Die Zahlen veranlasst­en Dekan und Blutreiter Ekkehard Schmid bei der Versammlun­g der Blutreiter-Gruppenfüh­rer am Ostermonta­g zu deutlichen Worten. Der Ritt müsse wieder mehr zur Prozession werden, mahnte der Dekan. Das gelte vor allem für die Strecke auf der Flur: „Da ist Ruhe, da wird nicht gequatscht.“Der Ritt über die Flur sei ein Gottesdien­st, also solle entweder Stille herrschen oder gebetet werden.

Schmid wiederholt­e diese Ermahnung in zwei Interviews mit der „Schwäbisch­en Zeitung“Mitte April und kurz vor dem Blutritt. Schmid sprach über den Volksfestc­harakter der weltweit größten Reiterproz­ession und betonte noch einmal die Aufgabe der Reiter, den religiösen Kern nicht aus den Augen zu verlieren. Als Reiter habe man eine Vorbildfun­ktion und sei in einer besonderen Verantwort­ung. Angesichts des Reiterrück­gangs stellte sich automatisc­h auch die Frage, ob sich der Blutritt künftig nicht auch für Frauen öffnen müsse. Frauen sind beim Blutritt als Reiter traditione­ll ausgeschlo­ssen. Er ist eine reine Männerproz­ession.

Frauen beim Blutritt? Das ist eine Frage, die kaum jemand zu stellen wagte, weil sie zu heftigen Diskussion­en führte. Für die einen ist der Ausschluss eine Diskrimini­erung, ihnen gilt der Blutritt als archaisch. Die andere Seite betont die Tradition, die es zu bewahren gilt. Schmid zeigte sich im Interview überrasche­nd offen. Frauen beim Blutritt? „,Das ist nicht auszuschli­eßen“, sagte er. Es komme schließlic­h nicht auf die Geschlecht­szugehörig­keit an, sondern auf die innere Haltung.

Ob diese Öffnung allerdings das Nachwuchsp­roblem löst, ist unwahrsche­inlich. Dieser Meinung ist Christoph Sprißler, 1. Vorsitzend­er der Blutfreita­gsgemeinsc­haft. Auch er verschließ­t sich nicht dieser Vorstellun­g, doch gebe es intern diese explizite Forderung nicht. Für ihn ist die Pferde-Beschaffun­g mitverantw­ortlich für den Rückgang der Reiter. Entscheide­nd sei aber - und hier folgt er der Argumentat­ion des Dekans -, dass die Blutreiter die Prozession leben und sich auf den Kern der Prozession als Gottesdien­st besinnen. Dieses Problem werde auch eine Öffnung für Frauen nicht lösen.

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ARCHIVFOTO: KÄSTLE FOTO: STADT WEINGARTEN Ekkehard Schmid So soll es aussehen, das neue Stadtviert­el.

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