Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Beim Wintermeister reifen die Titelträume
Borussia Dortmund hat die zweitbeste Hinrunde der Vereinsgeschichte
DORTMUND (SID) - Beseelt von der zweitbesten Hinrunde der Vereinsgeschichte umarmte Hans-Joachim Watzke jeden Spieler herzlich. „Davon hing mein Weihnachtsfest ab“, sagte der Geschäftsführer des souveränen Bundesliga-Tabellenführers Borussia Dortmund nach dem 2:1 (1:1) gegen Verfolger Borussia Mönchengladbach. Die letzten Minuten hielt es Watzke daher nicht mehr auf seinem Tribünenplatz.
Nach dem krönenden Abschluss einer famosen Halbserie reifen beim Herbstmeister die Titelträume. Es sei zwar erst „der halbe Kuchen gegessen“, wie Siegtorschütze Marco Reus feststellte, „aber jeder möchte deutscher Meister werden“.
Und in Dortmund sind bei einem Vorsprung von sechs Punkten und acht Toren auf Titelverteidiger Bayern München alle hungrig. „Wir bleiben gierig und greifen im Januar fokussiert wieder an“, versicherte Sebastian Kehl, der Leiter der Lizenzspielerabteilung. Der Angriff auf die neunte deutsche Meisterschaft werde „bodenständig“und mit „Demut“geschehen, so Kehl: „Das hat uns stark gemacht.“
Das Selbstvertrauen ist durch die beste Hinrunde der Clubhistorie mit 42 Punkten nach der Meistersaison 2010/11 (43) riesig. „Wir überwintern verdient auf Platz eins“, sagte Kehl. Sportdirektor Michael Zorc zeigte sich besonders von der „mentalen Stärke“beeindruckt, durch die man „viele Spiele noch gedreht“habe.
Gegen offensiv enttäuschende Gladbacher genügte eine konzentrierte Leistung, um den Verfolger auf neun Punkte zu distanzieren. Jungstar Jadon Sancho (42.) und der überragende Kapitän Marco Reus (54.) erzielten auf Vorlage des starken Mario Götze die Tore. „Es ist immer schön, wenn man an Toren beteiligt ist“, so der einstige WM-Held.
Während sich bei Reus vor dem Weihnachtsfest „Zufriedenheit“breitmachte, wird Trainer Lucien Favre die freie Zeit bis zum Trainingslager in Marbella (4. bis 12. Januar) in seiner Schweizer Heimat verbringen. Danach werde man „seriös arbeiten“und „kleine Fortschritte“
„Wenn man das im August gesagt hätte, hätten alle gesagt, wir sind geistesgestört.“
Hans-Joachim Watzke
machen. Es klingt wie eine kleine Drohung an die Konkurrenz.
Ein komfortables Polster in der Liga, als Gruppensieger ins Achtelfinale der Champions League und im DFB-Pokal ebenfalls in der Runde der letzten 16 – mit dieser bemerkenswerten Zwischenbilanz hätte Watzke nie gerechnet. „Wenn man das im August gesagt hätte, hätten alle gesagt, wir sind geistesgestört.“
Doch die Verantwortlichen bleiben auf dem Teppich. „Unsere Arbeit ist damit nicht beendet, sie geht im Januar richtig weiter“, sagte Zorc. Ob dann noch alle Spieler des aufgeblähten Kaders an Bord sind, darf zumindest bezweifelt werden. Einem Abgang von Schlüsselspielern hat Zorc zwar eine klare Absage erteilt, doch grundsätzlich ist der BVB bereit, sich von Profis aus der zweiten bzw. dritten Reihe zu trennen. Im neuen Jahr werde man daher „noch die eine oder andere Entscheidung treffen“, so Zorc. Die Vorfreude auf die Rückserie ist dennoch schon jetzt spürbar. „Wenn wir so weitermachen und die Kleinigkeiten weiter beachten, bin ich positiv gestimmt“, sagte Götze.