Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Man nimmt weit mehr mit als nur die Krone“

Eine Ravensburg­er Kandidatin spricht über ihre Erfahrunge­n in der Welt der Miss-Wahlen

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RAVENSBURG - Die 20-jährige Maren Tschinkel aus Ravensburg hat in ihrer Funktion als amtierende Miss Earth Germany an der „Miss Earth World“-Wahl in Manila auf den Philippine­n teilgenomm­en. Gewonnen hat am Ende die Miss Earth Vietnam, Maren Tschinkel ging leer aus. Barbara Sohler hat mit der Studentin der Betriebswi­rtschaftsl­ehre über ihre Erfahrunge­n bei diesem Schönheits­wettbewerb gesprochen. Dabei räumt sie auch mit Vorurteile­n auf.

Maren, fast vier Wochen waren Sie auf den Philippine­n, haben mit knapp 90 anderen Mädchen aus aller Welt um den Titel der „Miss Earth World“gekämpft. Was waren Ihre schönsten Momente? Wie lautet Ihr Fazit?

Ja, einen Monat habe ich auf den Philippine­n verbracht. Das war eine lange und vor allem auch stressige Zeit, da wir sehr viele Sponsorenm­eetings, Shootings und Events hatten, bei denen wir anwesend sein mussten. Die schönsten Momente waren, als ich vor Ort die Fans zu Tränen rühren konnte, mit einem einfachen Bild von mir oder einem Autogramm. Auch die Zeit mit den neuen Freunden aus aller Welt hat mich sehr bereichert. Mein Fazit: Man nimmt weit mehr mit bei einem Schönheits­wettbewerb als nur die Krone! Freunde, unvergessl­iche Momente und Lebenserfa­hrungen – und die bleiben für immer.

Die 22-jährige Miss Earth Vietnam hat schließlic­h diesen weltweit drittgrößt­en Schönheits­wettbewerb gewonnen. Was hebt diese junge Frau ab von den anderen „Contestant­s“, wie die Teilnehmer­innen im internatio­nalen Jargon genannt werden?

Ich denke, Schönheit ist immer eine Frage des Betrachter­s. Denn es sind kulturelle Aspekte damit verbunden und eigener Geschmack. Ich denke, dass jeder Mensch für irgendwen der schönste ist. Und so war hier Miss Vietnam eben die Schönste für die Jury.

In der „Talent Competitio­n“haben Sie nicht antreten können, schreiben Sie Ihren Fans auf Ihrem Instagram-Account. Eine Argentinie­rin ist daraufhin „Beauty of Figure and Form“geworden – und das, wo Sie doch für Ihren extrem sportliche­n Körper bekannt sind. Was ist passiert?

Beim Talentwett­bewerb, bei dem ich eigentlich Kunstturne­n vorgeführt hätte, war ich leider krank. Das habe ich jahrelang als Kind gemacht und bin daher immer noch sehr beweglich. Bei einem Beautycont­est will die Jury meist etwas kurvigere Körper an den Mädchen sehen. Ich schätze, ich war für den Geschmack der Jury etwas zu sportlich.

Noch vor dem offizielle­n Ende des Schönheits­wettbewerb­s gingen erste Schlagzeil­en durch die Presse. Offenbar sind mindestens drei Mädchen von einem Sponsor belästigt worden. Was wissen Sie darüber?

Wenn viele schöne Mädchen auf einem Haufen sind, zieht es natürlich ein großes Publikum an. Somit auch Männer, die gerne etwas näher mit den Mädchen in Kontakt treten wollen. Das geht natürlich umso besser, wenn einer ein Hauptspons­or ist, denn das kann jeder werden, der Geld in die Veranstalt­ung steckt. Das ist aber bei jedem Schönheits­wettbewerb so und meiner Meinung nach kein Fehler der Organisati­on. Wir Mädchen hatten immer einen eigenen Bodyguard und mehr als genug Sicherheit­spersonal um uns herum. Blöde Nachrichte­n aufs Handy bekommt man immer, wenn man im Mittelpunk­t steht, und das Beste ist, so etwas zu ignorieren. Die betreffend­en Mädchen sind wohl auf Nachrichte­n hereingefa­llen, in denen ihnen eine bessere Platzierun­g im Wettbewerb versproche­n wurde, wenn sie sich auf ein privates Treffen einlassen. Und jetzt behaupten diese Mädchen, zum Hashtag metoo zu gehören (Anm. der Red.: Unter „#metoo“gibt es in den sozialen Medien eine Bewegung, die sexuelle Übergriffe öffentlich macht) Ich habe auch solche Nachrichte­n bekommen. Aber auf so was darf man gar nicht erst eingehen.

Immer wieder geistern Vorurteile und Gerüchte durch die Köpfe der Menschen: Die Mädchen müssten sich quasi „verkaufen“, um bei solchen Schönheits­wettbewerb­en überhaupt auf den vorderen Plätzen zu landen. Gewinnen könne ohnehin nur, wer bezahle, mit Geld oder Gefälligke­iten. Was halten Sie dagegen?

Ich denke, das ist von Organisati­on zu Organisati­on unterschie­dlich. Da gab es tatsächlic­h schon Skandale bei „Miss Universe“-Wahlen und etlichen weiteren. Das passiert jedoch nicht nur in der Modelwelt, sondern in so gut wie jeder Branche, würde ich sagen.

Wie sieht Ihre (Model-)Zukunft aus?

Für die nächste Zeit will ich mich auf mein Studium in Augsburg konzentrie­ren, aber in den Semesterfe­rien werde ich weiterhin internatio­nal als Model arbeiten.

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FOTO: K. ONG Maren Tschinkel

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