Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Land investiert in die Milchwirtschaft
LAZBW-Standort Wangen wird erneut saniert und erweitert – Baustart ist im Frühjahr
WANGEN - Das Land baut den Wangener Standort des Landwirtschaftlichen Zentrums Baden-Württemberg (LAZBW) weiter aus: Bis Mitte 2021 sollen das Schulgebäude saniert und der Lehrbereich erweitert werden. Baustart für das 3,4 Millionen Euro teure Projekt ist im Frühjahr, teilte das Landesfinanzministerium am Donnerstag mit.
Vor mehr als 100 Jahren als Württembergische Käserei-, Versuchsund Lehranstalt gegründet, wurde in Wangen 1963 die erste überbetriebliche Lehrwerkstätte für Molkereifachleute in der Bundesrepublik Deutschland eingerichtet. Ab 1971 auch als Dr.-Oskar-Farny-Institut bekannt, fusionierte die damalige Staatliche Milchwirtschaftliche Lehr- und Forschungsanstalt 2009 mit der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung und Grünlandwirtschaft in Aulendorf (LVVG) zum LAZBW. „Heute ist es das zentrale Kompetenzzentrum für die Aus-, Fort- und Weiterbildung in der Milchwirtschaft in Baden-Württemberg“, charakterisiert das Finanzministerium die Einrichtung in seiner Mitteilung.
Vor diesem Hintergrund will das Land auch die Neuerungen in der Straße Am Maierhof gewertet sehen: „Mit den Bauarbeiten investieren wir für die milchwirtschaftlichen Berufe“, wird Finanzsstaatssekretären Gisela Splett (Grüne) in dem Schreiben zitiert. Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) ergänzt: „Die Investition in Wangen sind ein klares Bekenntnis der Landesregierung zugunsten der heimischen Landwirtschaft.“
Diese gab es in der jüngeren Geschichte bereits zwischen 2009 und 2011, als zum 100-jährigen „Geburtstag“der Einrichtung das sanierte Laborund Verwaltungsgebäude übergeben und die Erweiterung der Einrichtung zur Lehrmolkerei gefeiert worden war. 5,2 Millionen Euro investierte das Land seinerzeit.
Neubau statt Kesselhaus
Jetzt kommen noch einmal 3,4 Millionen Euro hinzu. Konkret sollen mit diesem Geld das Dach, die Fassade und die Fenster des Schulgebäudes energetisch verbessert werden. Außerdem planen Land und LAZBW, den Brandschutz zu ertüchtigen und den Lehrbereich neu zu strukturieren.
Letzteres heißt: Bereits bestehende Büros sollen ab 2021 in einem Erweiterungsneubau anstelle des bisherigen Kesselhauses untergebracht werden. Dadurch entstehe Platz für einen weiteren Schulungsraum, wie LAZBW-Direktor Franz Schweizer im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“erklärt. Der eingeschossige Neubau entsteht laut Finanzministerium in Betonbauweise, ist teilweise unterkellert und wird über den bestehenden Flur des Schulgebäudes zugänglich sein. Und: „Um die Barrierefreiheit für das gesamte Schulgebäude nachzurüsten, gibt es im Erweiterungsbau einen neuen Aufzug“, schreibt das Ministerium.
Für LAZBW-Chef Schweizer ist das Projekt auch eine Folge der Investitionen zwischen 2009 und 2011: „Das ist ein weiterer Schritt.“Zwar warte man auf diesen Bauabschnitt „seit mindestens zwei Jahren“, aber er sei „froh, dass das Finanzministerium das Projekt jetzt offiziell auf die Agenda nimmt“.
Die damit verbundene Verlagerung von Büros und die entstehenden neuen räumlichen Unterrichtskapazitäten spielen aus Schweizers Sicht eine große Rolle dafür, „dass sich die Ausbildungsstätte großer und stabiler Nachfrage erfreut“. Dies gelte besonders für die Meisterschule für das Molkereiwesen, aber auch für die überbetrieblichen Ausbildungsgänge für angehende milchlandwirtschaftliche Laboranten sowie Milchtechnologen. „Dazu gehören schon vernünftige räumliche Rahmenbedingungen“, so der LAZBW-Direktor.
Den CDU-Landtagsabgeordneten Raimund Haser freut die Nachricht aus Stuttgart auch aus weitergehenden Gründen: Die Investition sei ein Bekenntnis des Landes zum landwirtschaftlichen Ausbildungsstandort: „Wenn das Land Geld gibt, ist das ein gutes Statement, dass Wangen gesetzt ist.“In Kombination mit Aulendorf sei in der Region die Milchviehkompetenz Baden-Württembergs versammelt. Und diese habe besondere Bedeutung vor dem Hintergrund einer sich weiter professionalisierenden Landwirtschaft wie auch die Grünlandbewirtschaftung für den Erhalt der Kulturlandschaft, so der naturschutzpolitische Sprecher seiner Fraktion. Fischereiforschungsstelle. In Wangen sind die Fachbereiche Milchwirtschaftliche Chemie, Milchwirtschaftliche Hygiene und Mikrobiologie, Aus-, Fort- und Weiterbildung in der Landwirtschaft angesiedelt. Laut Direktor Franz Schweizer werden dort jährlich rund 170 Menschen ausund fortgebildet. (sz/jps)