Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Cherno Jallow, 24
Das Wort Flucht begleitet den 24 Jahre alten Cherno Jallow sein Leben lang. Seine Familie floh von Guina nach Gambia. Seine Eltern starben, sein Onkel konnte und wollte ihn nicht mehr unterstützen. Er versuchte als Jugendlicher im Senegal Fuß zu fassen – vergebens. Über Mali kam er nach Libyen, wo er zwei Jahre lang in einem Flüchtlingslager hausen musste. Von hier aus gelang es ihm, an die Küste zu kommen und mit einem maroden Boot in Richtung Europa aufzubrechen. Das Schiff kenterte, ein italienisches Hilfsschiff rettete die Flüchtlinge aus dem Mittelmeer. Nach einem halben Jahr brach Jallow mit dem Zug in Richtung Deutschland auf. Seit Juli 2014 lebt er am Rande des Pfrunger-Burgweiler Riedes.
Nach einem Sprachkurs und Schulbesuch machte er 2016 den Hauptschulabschluss. Im Rahmen der Berufsfindung arbeitete er acht Monate lang jeweils einen Tag pro Woche bei einem Autohaus in Wilhelmsdorf. Die Branche gefiel ihm, weshalb er sich um einen Ausbildungsplatz als Fahrzeug- und Industrielackierer bewarb. Bei einem Betrieb in Weingarten begann er im Herbst 2016 seine Lehre. Im Mai dieses Jahres wird er seine Gesellenprüfung ablegen. Sein Chef sagte ihm bereits heute zu, dass er ihn gerne weiterbeschäftigen möchte.
Cherno Jallow hörte nicht auf schlechte Ratschläge von Schicksalsgefährten und reichte seine persönlichen Papiere, die er sich aus der Heimat besorgte, beim zuständigen Amt ein. Damit war der Weg für die schon beschriebene Ausbildungsduldung frei. Er muss jetzt keine Angst mehr vor einer Abschiebung haben. „Ich hatte Vertrauen in die Behörden.“Das zahlte sich aus. Die Ausländerbehörde bat ihn deshalb, seine guten Erfahrungen an seine gambischen Landsleute weiterzureichen. „Ich freue mich auf die anstehende Gesellenprüfung und auf die folgenden Jahre in meinem Betrieb“, schaut der in Zußdorf wohnende Lehrling in die Zukunft.