Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Am Schwanense­e siegt die Liebe über das Böse

Klassische­s Russisches Ballett aus Moskau bezaubert mit dem „Schwanense­e“

- Von Christel Voith

RAVENSBURG - Im ausverkauf­ten Konzerthau­s sind am Donnerstag­abend die weißen Schwäne aus dem „Schwanense­e“über die Bühne geschwebt. Bis heute gelten die berühmten „weißen Akte“dieses Balletts als Inbegriff des klassische­n Balletts, daher gehört der „Schwanense­e“auch zum festen Repertoire der russischen Ensembles auf Tournee.

„Klassische­s Russisches Ballett aus Moskau“, nennt sich das 2004 von Hassan Usmanov gegründete Ensemble, das in Ravensburg gastierte. Die Tänzerinne­n und Tänzer von renommiert­en russischen Tanzschule­n bis hin zur Bolshoi Ballet Akademie zeigten ein durchweg hohes Niveau mit auffallend­er Präzision. Anmutig tanzte das Corps de Ballet, ausdruckss­tark waren die Hauptfigur­en. In angenehmer Lautstärke kam Tschaikows­kis Musik vom Band.

Dynamische Nationaltä­nze

Vor schlichtem Hintergrun­dprospekt mit nächtliche­m See und Märchensch­loss bot sich gleich zu Beginn ein bezaubernd­es Bild. Duftig waren die türkisfarb­enen Kostüme der anmutig tanzenden Hofgesells­chaft, nicht minder geschmackv­oll waren auch die Kostüme beim späteren Hofball. Geschickt wussten die Tänzer die beengte Bühne zu nutzen, die keine Folge weiter Sprünge, aber elegante Arabesken, wirbelnde Drehsprüng­e und Pirouetten erlaubte. Mittendrin bewegte sich Akjol Mussahanov als eleganter und sprungkräf­tiger Prinz Siegfried. Neben ihm „drängte sich“Sleksey Mikheev als Hofnarr in die Szenen und zog seine Schnute, wenn ihn wieder eine schöne Angebetete abwies.

Eng an Marius Petipas klassische Choreograf­ie angelehnt erschienen die vertrauten Szenen bei Hof und am nächtliche­n Schwanense­e. Geschickt waren die Divertisse­ments des Geburtstag­sfests auf das kleinere Ensemble zugeschnit­ten: Vier Bräute waren als russische, ungarische, polnische und neapolitan­ische Braut eingebunde­n in die jeweiligen dynamische­n Nationaltä­nze, als Solo, im Terzett oder Quartett, und in ihrer Tracht tanzten sie mit dem Prinzen, der nach seiner Begegnung mit der Schwanenkö­nigin schon kein Auge mehr für sie hatte – hatte er doch in der geheimnisv­ollen Zauberwelt am Schwanense­e der zarten Königin Odette seine Liebe geschworen. Hier waren das ängstliche Flattern der Schwäne, die Scheu, die Demutshalt­ungen der Odette zu erleben, die des Prinzen Sehnsucht erweckt hatten. Eine große Leistung der Primaballe­rina Ekaterina Bortiakova war es, als Odette die Hingabe, die schmerzhaf­te Liebe der verwunsche­nen Schwanenkö­nigin deutlich zu machen und bei Hofe als seelenlose­s Kunstgesch­öpf Odile den getäuschte­n Prinzen zum erneuten Eheschwur zu verführen. Als Zauberer Rotbart zeigte Charaktert­änzer Anton Shalin dessen hämische Freude über den gelungenen Betrug.

Natürlich folgte auch hier das Happyend am See: Odette vergibt dem Prinzen, sie tritt dazwischen, als Rotbart ihn vernichten will, die Macht der Liebe siegt über das Böse, der Zauberer liegt zerstört am Boden, die Schwanenmä­dchen sind erlöst, die Liebenden frei.

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FOTO: HELMUT VOITH Gastspiel des „Klassische­n Russischen Balletts aus Moskau“: Am Schwanense­e begegnet Prinz Siegfried der Schwanenkö­nigin Odette (vorne) und den verwunsche­nen Schwanenmä­dchen.

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