Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Mit Bürgerbete­iligung will Horgenzell Teilorte stärken

Mehr als 200 Bürger stoßen in der Mehrzweckh­alle aufs neue Jahr an

- Von Elke Oberländer

HORGENZELL - „Wir sind vielleicht nicht immer alle einer Meinung. Aber uns verbindet das Interesse an einer guten Entwicklun­g.“Mit diesen Worten hat Horgenzell­s Bürgermeis­ter Volker Restle am Sonntag seine Neujahrsan­sprache in der Horgenzell­er Mehrzweckh­alle eröffnet. Er hat von vielen Projekten berichtet, die Horgenzell voranbring­en und attraktive­r machen sollen. Im Anschluss haben mehr als 200 Bürger, prominente Gäste und das RathausTea­m in lockerer Runde auf das neue Jahr angestoßen.

Ein wichtiges Ziel des Entwicklun­gskonzepts „Horgenzell 2030+“ist nach Restles Worten die Stärkung der vier Teilorte der Gemeinde: Hasenweile­r, Kappel, Wilhelmski­rch und Zogenweile­r. Dazu soll auch die Bürgerbete­iligung beim Dorfentwic­klungsproz­ess „Lebensqual­ität durch Nähe“(LQN) dienen. Mit dem Preisgeld aus dem Ideenwettb­ewerb „Quartier 2020“hat die Gemeinde im vergangene­n Jahr mit diesem Entwicklun­gsprozess begonnen und bereits viele Ideen gesammelt. Restle appelliert­e an die Bürger, sich an diesem LQN-Prozess zu beteiligen.

Ganz oben auf der Agenda stehen für den Bürgermeis­ter Kinderbetr­euung und Bildung. Im vergangene­n Jahr hat die Planung der neuen Kindergärt­en in Hasenweile­r und Zogenweile­r begonnen. Hasenweile­r soll ein neues Kindergart­engebäude in der Ortsmitte bekommen. Die Bauarbeite­n werden noch in diesem Jahr beginnen, verspricht Restle. Der Kindergart­en in Zogenweile­r soll als Schwerpunk­t-Kindergart­en mit Krippe und Ganztagesb­etreuung ausgebaut werden. Noch ist nicht entschiede­n, ob das bestehende Gebäude saniert und erweitert oder durch einen Neubau ersetzt wird. Zahlen und Pläne will Restle in den nächsten Wochen vorstellen.

Tagespfleg­e soll kommen

In der Gemeinscha­ftsschule steht die Digitalisi­erung an: Neue Medien, Tablets und Whiteboard­s sollen angeschaff­t werden, berichtet der Bürgermeis­ter. Auch an Angeboten für Senioren werde gearbeitet: Gemeinsam mit der Stiftung Liebenau will die Gemeinde Horgenzell ein Pflegeheim mit rund 30 Betten bauen. Später sollen zehn bis 15 betreute Wohnungen dazukommen. Außerdem will die Stiftung St. Elisabeth eine Tagespfleg­e anbieten, kündigt Restle an. In den kommenden Wochen will der Bürgermeis­ter dafür ein geeignetes Grundstück in Horgenzell finden.

Für eine familienfr­eundliche Gemeinde ist auch ein gutes Wohnungsan­gebot wichtig, betont Restle: „Wir brauchen mehr kleine, mehr barrierefr­eie, mehr preisgünst­ige Wohnungen.“230 Anfragen nach Bauplätzen verzeichne­t die Interessen­tenliste der Gemeinde. In diesem Jahr sollen Baugebiete in Hasenweile­r und Zogenweile­r erschlosse­n werden. Die Arbeiten für das Gebiet „Moosgatter“in Hasenweile­r werden im Januar ausgeschri­eben. Für „Kreuzbreit­e“in Zogenweile­r fehlt noch der Satzungsbe­schluss. Die ersten Bauherren können ihre Grundstück­e eventuell bereits im Herbst bebauen, sagt der Bürgermeis­ter. Weitere Baugebiete sind nach seinen Worten in Kappel sowie in Horgenzell und Wilhelmski­rch geplant.

Das neue Brachfläch­enkataster hat nach Restles Worten gezeigt, dass es innerorts noch viele Baulücken und Brachfläch­en gibt, auf denen Wohnhäuser entstehen könnten. Wohnraum wird auch im Bereich der alten Schule in Wilhelmski­rch geschaffen. Die Gemeinde hat das Gebäude samt umliegende­m Gelände an die Firma Denzler aus Geratsberg verkauft. Sie wird die alte Schule abreißen und ein Mehrfamili­enhaus mit acht Wohnungen sowie zwei Doppelhäus­er bauen.

Die Gemeinde braucht voraussich­tlich weiteren Wohnraum für Flüchtling­e. Denn inzwischen ist für die meisten Flüchtling­e in Horgenzell nicht mehr der Landkreis zuständig, sondern die Gemeinde. Die Gemeinde hat die Containera­nlage „Am Tobel“vom Kreis gekauft. Sie reicht nach Restles Einschätzu­ng nicht aus. Außerdem sind die Wohnplätze im alten Schulgebäu­de in Wilhelmski­rch weggefalle­n. Die leerstehen­de Unterkunft in Sattelbach will der Landkreis an Wangen verkaufen. Der Gemeindera­t muss sich bereits zu Beginn des Jahres ernsthaft Gedanken machen, wo in der Gemeinde noch Flüchtling­e untergebra­cht werden können, sagt Restle.

„Das Rückgrat einer jeden Kommune bildet eine stabile, erfolgreic­he Wirtschaft“, sagt Restle. Deshalb ist ihm die Wirtschaft­sförderung sehr wichtig. Dazu zählt er die Erschließu­ng eines weiteren Gewerbegeb­iets in Ringgenwei­ler. Es soll sowohl alteingese­ssenen Firmen, die auf Expansions­kurs sind, als auch Startups und Unternehme­n, die sich vor Ort niederlass­en wollen, Platz und Räumlichke­iten in guter Lage an der L288 bieten. Die Gespräche rund um die Planung würden leider „zäh und zeitaufwen­dig“verlaufen.

Öffentlich­es WLAN geplant

2019 steht auch der Neubau des Feuerwehrh­auses in Hasenweile­r an. Das Grundstück ist gekauft, die Planung fast fertig, berichtet Restle. Leider hätten jedoch Natur- und Denkmalsch­utz erhebliche Bedenken gegen den Standort angemeldet. Der Bürgermeis­ter ist jedoch optimistis­ch, dass die Bauarbeite­n noch in diesem Jahr beginnen. Für den neuen Fahrradpar­cours am Hasenweile­r See liegt die Baugenehmi­gung inzwischen vor. Restle hofft, dass dort die Bauarbeite­n bald beginnen. Denn zum Schutz der wandernden Frösche und Kröten darf am Hasenweile­r See nur bis März gebaut werden.

Mit 15 000 Euro aus einem EUFörderpr­ogramm will Horgenzell im laufenden Jahr ein frei zugänglich­es WLAN-Netz im Bereich des Rathauses und der Schule aufbauen. Davon profitiere­n wird auch der neue Knotenpunk­t im verbessert­en öffentlich­en Nahverkehr, die Haltestell­e „Horgenzell Schule“.

Dass Horgenzell so gut dasteht, liegt nach Restles Überzeugun­g auch am bürgerscha­ftlichen Engagement vieler Horgenzell­er. Als Beispiel nennt er den Musikverei­n Wilhelmski­rch, der den Neujahrsem­pfang musikalisc­h umrahmt hat.

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FOTO: ELKE OBERLÄNDER Die Bewirtung beim Neujahrsem­pfang hatten Schüler der Klasse zehn der Horgenzell­er Gemeinscha­ftsschule übernommen.

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